Frank the tank » 23.12.2020, 19:12 hat geschrieben:leuchtboje » 20.12.2019, 19:36 hat geschrieben:Frank the tank hat geschrieben:
Meinst Du ,das haben die mit den alten "gut verzinsten Verträgen" gewusst und gemacht?
Ich denke nicht.
Heute ist das evtl. möglich, da wird dem Kunden dann untergejubelt wie schlau er doch ist. Der Gewinner ist immer die Versicherungsgesellschaft.
Nein.
Frag doch mal leuchtboje, der scheint sich damit auszukennen.
Wenn gewünscht schreibe ich gern ein paar Gedanken dazu, man müsste natürlich ein kleines Buch schreiben, um alles zu erfassen - ich versuche es kurz und möglichst verständlich zu halten.
Da mindestens juristische Grauzone: Mein Beitrag spiegelt lediglich meine persönliche Meinung wieder und stellt weder eine Rechts- noch eine Finanzberatung dar oder gibt Handlungsempfehlungen. Genannte Fakten/Daten/Behauptungen können i.d.R. von jedermann im Internet gefunden werden, die Verlinkung von Quellen und den Anhang teils sehr langer Dokumente spare ich mir daher.
Wir müssen zunächst feststellen, dass KLVs
nicht dem Einlagensicherungsgesetz unterliegen - also
nicht, wie bei z.B. Bankkonten 100000 Euro durch Entschädigungseinrichtungen gesichert sind.
Die Bafin überwacht die Lebensversicherer recht engmaschig - entgegen diverser anderer Bereiche, wurden die Meldepflichten durch Corona nicht aufgeweicht.
Sollten Probleme bei einzelnen Versicherern zu befürchten seien, kann die Bafin diverse Maßnahmen anordnen (§314 VAG - Versicherungsaufsichtsgesetz) – bitte selbst lesen.
Ich persönlich interpretiere wie folgt: wenn dadurch die Insolvenz abgewendet wird, kann auf Weisung der Bafin z.B. ein Rückkauf ausgeschlossen werden, des Weiteren befürchte ich, dass es damit auch möglich werden könnte, den ursprünglich vereinbarten Garantiezins zu unterschreiten.
Problem wäre in diesem Fall vermutlich auch, dass die betroffenen Versicherungsscheine am Zweitmarkt (KLV-Händler) nur schwer und mit entsprechendem Abschlag zu veräußern wären.
Gleichwohl wird sich sicherlich jede Versicherung im Angesicht des drohenden Imageverlustes bemühen, solch ein Szenario zu umgehen, indem man den KLV-Bestand vorher an eine Run-Off Gesellschaft verkauft – wäre nicht das erste Mal, muss von der Bafin genehmigt werden, wird entsprechend überwacht.
Es gibt verschiedene meldepflichtige Kennzahlen, an denen man versuchen kann, die Stabilität einer Lebensversicherung abzulesen, ich nutze gern die SCR-Quote+VA – grob übersetzt: Solvenzquote ohne Übergangsmaßnahmen in Prozent.
Aus meiner Sicht sollte sie bei mindestens 170 liegen, ab stabilbleibenden 250 schlafe ich restlos entspannt. Die gefühlt allgemeine Meinung sagt, dass es unter 100 problematisch wird, 150 okay ist und über 200 alles richtig super läuft. Die Spanne reichte 2019 laut meinen Quellen von
Minus 10 bis +823. Zusätzlich zur SCR-Q+VA sollte man sich noch den Verlauf der letzten Jahre anschauen, wenn sie stark abnimmt, sollte man die Angelegenheit mit offenen Augen beobachten.
Bei der Provinzial gibt es drei verschiedene Provinzials
SCR-Q+VA von 2019:
Provinzial Nordwest – 363 (2018: 468)
Provinzial Rheinland – 220 (2018: 445)
Provinzial Hannover – 347 (2018: 442)
Dann gäbe es auch noch die VGH Provinzial Hannover; genau prüfen, welche es nun ist
Die Zahlen liegen in der Regel bis des Q2 des Folgejahres für alle Versicherungen vor.
Für die Vollständigkeit: ja, es gibt auch in diesen Zeiten durchaus Versicherungen mit steigenden Solvenzquoten.
Nun noch ein paar allgemeine Gedanken:
Die Anlage in festverzinsliche Wertpapiere ist nur ein Teil der LVs – viele investieren in Infrastrukturprojekte, Mietobjekte, Immobilienkredite an Privat,… alles Assets mit weit mehr als 0 Rendite. Wenn ein Allianzchef (SCR-Q+VA 2019: 322) solch ein Statement abgibt, frage ich mich warum – Nächstenliebe?
Zum Thema Kündigung muss man unbedingt bedenken, dass die Schlussüberschüsse damit komplett verfallen.
Wenn überhaupt aus der Police aussteigen, dann Verkauf am Zweitmarkt – die Abwicklung ist über diverse Anbieter kein Problem und unproblematisch, für die Versicherer ein standardisierter Prozess.
Ich versuche es mal so zu umschreiben:
Habe selbst eine 4%er KLV von einer Gesellschaft, die ähnliche Solvenzquoten hat, wie die Provenzial Nordwest – die Entwicklung der Solvenzquote sieht auch ähnlich aus, die Versicherung läuft noch 10 Jahre: ich denke momentan nicht im Traum daran, diese zu kündigen oder derer gleichen, im Gegenteil, ich nehme bei den aktuellen Zinsen mit Freude die jährliche Beitragsdynamik mit – die Abschlusskosten wurden am Anfang bezahlt (vom Beitrag abgezogen), jetzt verdient die meine Police erst das gute Geld.
Wenn sie dann nur noch 5 Jahre weiterläuft überlege ich mir, die Beitragsdynamik rauszunehmen, da jedes Mal neue Abschlusskosten entstehen – das muss ich dann rechnen, wenn es soweit ist.
Ferner beobachte ich die SCR-Q+VA meiner Versicherung, fällt sie zu schnell oder unter 100, muss ich eine neue Bewertung finden und ggf. den Verkauf der Police erwägen.
Könnt Ihr damit was anfangen, hilft der Beitrag?
Gruß und schöne Weihnachten
Leuchtboje
In letzter Zeit u.a. erfolgreich gehandelt mit: megane26; menzi67; marcus; karmar666; gsp-sammler