Heute in aller Frühe nun das
17. TürchenMir ist bekannt, das die meisten Nutzer vom silber.de Foum die modernen chinesischen Münzprägungen favorisieren.
Aber ein Blick zurück kann nicht schaden, oder? Nur ein kurzes Schlaglicht, denn das Thema ist unerschöpflich. Um aber hier mit meiner Wahl eines alten „Geldstücks" nicht völlig aus dem Rahmen zu fallen, paar kleine Vorbemerkungen....
China hat eine mehr als 4000jährige Geldgeschichte.
Die Anfänge waren die Kaurimuscheln des südchinesischen Meers und aus Indien, die als prämonetäres Zahlungsmittel dienten, wie in vielen anderen Ländern auch. Selbst zu Marco Polos Zeiten um 1300 waren sie noch in manchen Gegenden in Gebrauch.
Es gab „Klangplatten Münzen“, „Ameisen-Nasen-Münzen", "Spaten-Münzen", „Messer-Münzen". Die erste chinesische Rundmünze ist aus dem 4.Jahrhundert v.Chr. bekannt, damals gab es sie mit rundem und viereckigem Loch in der Mitte, je nach Region.
Zur Zeit der Song Dynastie (960-1279) hat es bereits Papiergeld gegeben.
Außer Kupfer (mit seiner Zinnlegierung, der Bronze), hat Silber eine wichtige Rolle im Zahlungsverkehr gebildet. Früh schon als Hack-, Bruch- und Barrensilber; es war der stabilste Wertmesser, immer als „Gewichtssilber".
Gold gab es auch in Form von Barren, aber es spielte im Handelsverkehr und in Chinas Geldgeschichte eine Nebenrolle.
Ein wesentliches Merkmal der chinesischen Geldgeschichte ist das fast völlige Fehlen, mit wenigen Ausnahmen als Randerscheinung, von Münzen aus Gold und Silber.
Über 2000 Jahre beherrschte der gegossene „Käsch" aus Kupfer und Bronze den Zahlungsverkehr in Münzform. Offiziell geprägt wurden Silbermünzen erst im letzten Jahrzehnt des 19.Jahrhunderts.
Kupfer-und Bronzemünzen waren einem ständigen Werteverfall und Fälschungsversuchen ausgesetzt, so war Silber der beständigste Wertmesser in Form von kleinen und größeren Barren.
Es gibt wenig Forschungs-Literatur zu den chinesischen Silberbarren und ihrer Verwendung als Zahlungsmittel. Je weiter man zurückschaut, umso spärlicher und unzuverlässiger sind die Quellen. Es gibt auch sehr wenig ältere erhaltene Barren, die meisten im Handel (Auktionen, Kunsthandel) anzutreffenden Stücke sind jüngeren Datums und stammen aus der Qing-Dynastie (Ende 18. bis Anfang 20.Jahrhundert).
Nur bei Ausgrabungen tauchen auch in jüngerer Zeit ab und an alte Barren aus der Tang-, Song-, Jin- und Ming-Dynastie auf, die natürlich in China bleiben falls dort gefunden.
Der bekannteste unter den Barrenformen der Qing-Dynastie ist die Bootsform, auch Silberschuh, Seidenschuh, Boat-Money, Sycee genannt. Sie sind gekennzeichnet durch ovale Form und seitlich hochgezogene Ränder.
Es gibt sie aber auch in quadratischer Grundform, rund mit gewölbter Unterseite („Kesselpauken"), dann die „Tropfperlen", das„Sattelgeld" und andere Formen mit verschieden gebräuchlichen Bezeichnungen.
Ganz allgemein wurden die Barren aber in vier Kategorien, nach Größe und Gewicht, eingeteilt.
1: Yuan-bao, große Barren mit Gewicht von 50 Liang (Tael)
2: Zhong-ding, mittlere Barren von 10 Liang
3: Ke-zi oder Xiao-ke, kleine Barren, Gewichte zwischen 1 und 5 Liang
4: Sui-yin, Kleinsilber im Gewicht von unter einem Liang, meist in Form von Tropfperlen,
aber selbst hier kommt die Bootsform vor
Ein Liang entspricht dabei einem Tael, etwa 37,8 g (der weit verbreitete Hai-guan Tael).
Es gab geschätzt etwa 150 verschiedene Tael Gewichtseinheiten, die in Gebrauch waren. Eine echte Konfusion und erforderte damals im Handel komplizierte zeitraubende Umrechnungen.
Mit der tatsächlichen Herstellung, schmelzen und Guss, beauftragten die Banken spezielle Silberschmelzen, die nur dieses Gewerbe mit staatlicher Lizenz ausübten (Lu-fang in Nordchina, Qian-lu in Südchina), heisst wörtlich übersetzt „Geld-Ofen".
Dann kamen die fertigen Barren zu den Probeämtern (Gon-gu-ju = Public Assay Office) wo Feinheit und Gewicht kontrolliert wurden. Geprüft wurde nach Farbe, Klang und mit Probierstein.
Die Gefahr des Betrugs bei den Silberbarren war später trotzdem groß; Wilhelm Filchner, ein bekannter Geograph, schrieb dazu (In: Tschung-Kue, Das Reich der Mitte, 1925):
„Die Chinesen bohren sie mit Vorliebe an und füllen sie mit Blei oder Quecksilber. Beim Empfang von Silberschuhen ist daher stets anzuraten, einige Stichproben halbieren zu lassen.“
Der Sattelgeld-Barren den ich hier vorstelle ist ein "Xiao-ke" Barren aus der Provinz Yunnan, Gewichtseinheit 5 Tael, dieses Stück wiegt genau 188 Gramm.
Hergestellt Ende des 19. bis Anfang des 20. Jahrhunderts, hauptsächlich für den Handel mit Thailand.
Er hat 5 Stempelungen, der dreimal identisch abgedrückte größere Stempel (zwei außen und einer mittig, einer der äußeren 180° verdreht) bedeutet: Name der ausgebenden Bank und des Beamten, reines Silber nach vorgeschriebener Art.
Die zwei schmaleren Stempel, auch identisch: Prüfstempel des Probeamtes mit staatlicher Genehmigung, Name des Prüfers.
In der Mitte eine tiefe Schlagkerbe; das ist eine typische Probe um Betrug durch Füllung auszuschliessen, siehe Textstelle mit Zitat oben. Die kleineren Barren muss man dazu nicht halbieren.
Bei den größeren 50 Tael Stücken allerdings reicht ein Test-Schlagkerb bestimmt nicht.
Ich habe diesen Sattelgeld-Barren vor einigen Jahren gegen eine 10 $ Eagle Gold-Münze eingetauscht und den Tausch bis heute nicht bereut. Ein schöner Handschmeichler mit Regenbogenpatina, die leider im Foto schlecht zur Geltung kommt.
Alles ganz ohne Weihnachtsdeko, mit Bedacht, ich bin eher ein Freund des vorchristlichen Julfestes, da wo die Tage wieder länger werden.
Also, mich betreffend, lieber am bald kommenden 22.Türchen ein Schlückchen Single Malt aus Schottland aus einem Drachenbecher aus China und ein großes Sonnenwendfeuer.
Dann geht es schon wieder aufwärts und die Tage werden länger!
Allen viel Freude weiterhin an ihrer hoffentlich sich ständig vermehrenden Sammlung!