Aktuelle Zeit: 16.06.2024, 16:11
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Es war Henry Kissinger, der auf die Idee kam, Saudi-Arabien zu bitten zuzustimmen, Öl nur gegen Dollar zu verkaufen und einen Teil dieser Dollar in US-Schatzpapiere zu investieren. Die Gelder, die die US-Regierung auf diese Weise erhielt - auch Petrodollar genannt - würden dann in die amerikanische Wirtschaft zurückgeschleust werden. Diese Vereinbarung würde die ständige Erhöhung des Angebots an Dollar voraussetzen.
Nach einer Reihe von Konferenzen akzeptierten die Saudis den amerikanischen Vorschlag. Im Gegenzug erhielt Saudi-Arabien jeglichen militärischen Schutz für die königliche Familie und sein expandierendes Ölimperium. Die USA versprachen auch, dem Land dabei zu helfen, eine moderne Infrastruktur aufzubauen (natürlich durch amerikanische Unternehmen).
Die USA hatten einen Weg gefunden, ihre ökonomische Vorherrschaft zu beschützen. Die anderen Staaten der OPEC folgten und bis 1975 hatten alle zugestimmt, ihr Öl gegen Dollar zu verkaufen. Bestandteil dieser Abmachung war, dass alle ihre überschüssigen Erträge aus dem Ölverkauf in Schuldverschreibungen der US-Regierung im Austausch gegen ähnliche Angebote der USA investierten. Die Modernisierung des Mittleren Ostens konnte beginnen. Dubai, eine relativ kleine Handelsstadt in den Vereinigten Arabischen Emiraten, wo es bis 1961 kein fließendes Wasser gab, sollte sich in den nächsten 40 Jahren zu einem internationalen Handelszentrum entwickeln.
Es überrascht nicht, dass Länder, die ihr Öl gegen andere Währungen als den US-Dollar verkauften, auf den ernsten Widerstand der USA treffen sollten. Im Jahr 2000 rechnete der Irak sämtliche nach dem UN-Programm »Öl gegen Lebensmittel« abgewickelten Ölgeschäfte in Euro ab. Als die USA drei Jahre später in den Irak einmarschierten, wurden die Ölverkäufe wieder von Euro auf Dollar umgestellt.
Im Jahr 2008 führte der Iran seine eigene Erdölbörse ein und begann Öl gegen Gold, Euro, Dollar und Yen zu verkaufen. Venezuela unterstützte die Entscheidung des Iran, Öl gegen Euro zu verkaufen. Libyen stellte im Jahr 2010 eine Bedrohung für den Petrodollar dar. Muammar Gaddafi wollte eine panafrikanische Währung, Gold-Dinar genannt, für seine Ölgeschäfte schaffen. Nach der Revolution im Jahr 2012 verkaufte Libyen sein Öl weiter gegen US-Dollar. Syrien hatte im Jahr 2006 auf Euro umgestellt und seitdem versuchen die USA einen Regimewechsel herbeizuführen.
In seinem 2005 erschienen Buch Oil Currency War erklärt William R. Clarke, dass die amerikanische und britische Entscheidung in den Irak einzumarschieren durch das Erdöl motiviert war. Laut Clarke war das Petrodollarsystem die treibende Kraft der amerikanischen Außenpolitik. Es scheint kein Zufall zu sein, dass die Familie Bush seit den 1970er-Jahren enge persönliche Beziehungen zur saudischen Königsfamilie hatte. Auch Alan Greenspan, der fast zwanzig Jahre lang Präsident der Fed war, schrieb in seinen Memoiren:
»Es macht mich traurig, dass es politisch unzweckmäßig ist zu bestätigen, was jeder weiß: Beim Krieg gegen den Irak ging es hauptsächlich um Öl.«
Die einzige wirkliche Herausforderung für den Handel auf der Grundlage von Petrodollar wäre, wenn die BRICS-Staaten - Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika - beschließen sollten, den Dollar für ihren Handel nicht mehr zu verwenden. Es scheint, dass die Tage des Dollar als Weltreservewährung gezählt sind.
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