Aktuelle Zeit: 18.02.2025, 18:07
Allgemeines
Die mexikanische Libertad ist die erste moderne Silberanlagemünze der Welt und wird seit 1982 ausgegeben. Waren die Münzen zunächst nur in der Größe 1 Unze erhältlich, gibt es Sie mittlerweile in insgesamt 8 verschiedenen Größen, wobei die größte Variante 1kg entspricht. Neben den standardmäßigen "Stempelglanz (spanisch Satín)" Münzen gibt es noch die Variante "Polierte Platte (spanisch "Espejo", aka "Proof") sowie die noch selteneren "Reverse Proof (spanisch Mate Brillo)" (Beispielbilder und Auflagezahlen siehe weiter unten).
Quick Facts:
Ausgabeland: Mexiko
Prägestätte: Casa de Moneda
Ausgabestätte: Banco de México
Älteste Ausgabe: 1982
Höchste Auflagenzahl (1 oz BU): 1992 (2.458.000 Exemplare)
Niedrigste Auflagenzahl (1 oz BU): 1998 (67.000 Exemplare)
Besonderheit: Bei den Libertades handelt es sich trotz fehlenden Nennwerts dennoch um ein offizielles Zahlungsmittel, da die Silbermünzen bei allen Banken des Landes in mexikanische Pesos umgetauscht werden können, wobei der an diesem Tag gültige Silberpreis als Grundlage dient.
Passende Kapseln/Größenvergleich:
Im folgenden Diagramm wird der Durchmesser einer jeden Größe (Silber/Plata bzw. Gold/Oro) beschrieben. Wer also beispielsweise eine Kapsel für die 5oz Münzen sucht, braucht eine 65mm Kapsel usw.

Motiv
Auf der Motivseite befindet sich im Vordergrund der Ángel de la Independencia ("Unabhängigkeitsengel"). Diese in Mexiko-Stadt befindliche Statue erinnert an den Beginn des Unabhängigkeitskriegs gegen Spanien im Jahr 1810 und wurde 1910 zum 100. Jahrestag errichtet. Im Hintergrund sind zwei der größten Berge des Landes zu sehen, die auch in der Mythologie des Landes eine große Rolle spielen: links der inaktive Vulkan Iztaccíhuatl (5230m) und rechts der aktive Vulkan Popocatépetl (5426m).
Das Motiv stammt ursprünglich von der 50 Pesos Goldmünze (aka "Centenario"):

Das Motiv hat sich im Laufe der Zeit nur einmal groß verändert, wobei das Motiv lediglich aus einem anderen Winkel zu sehen ist und die Wappen auf der Rückseite angepasst wurden.
Vergleich zwischen altem und neuem Design:

Auflagezahlen
Die mexikanischen Libertades gelten in ihrer Standard-Prägequalität (siehe unten) als Bullion-Münzen und werden üblicherweise leicht teurer als herkömmliche Standard-Münzen wie etwa Maple Leaf angeboten. Die Auflagenzahlen sind mitunter sehr gering, sodass die Libertad, je nach Jahrgang, durchaus auch als Semi-Numismatik (eine Mischung aus Anlage- und Sammlermünze) durchgehen kann. Die Sammlerversionen Proof und Reverse Proof sind deutlich seltener und werden in einigen Fällen erst gar nicht der Öffentlichkeit angeboten (siehe "Besondere Jahrgänge und Variationen" unten).
Link zu den offiziellen Auflagezahlen der Banco de México (siehe Seiten 1-7): Offizielle Auflagezahlen
An dieser Stelle folgt noch der Link zu den Auflagenzahlen laut Wikipedia (auf englisch stets aktueller als auf deutsch). In den offiziellen Auflagezahlen (s. oben) werden ältere Jahrgänge leider nicht einzeln aufgelistet. Daher dient Wikipedia als gute Ergänzung: Wikipedia-Auflagezahlen
Prägequalität
Alle Silbermünzen werden mit 0.999 Silber geprägt und in Satín (Stempelglanz), Espejo (Proof) oder Mate Brillo (Reverse Proof) angeboten.
Vergleich zwischen Stempelglanz ("Satín") und Proofvariation ("Espejo"):

Vergleich zwischen Proof ("Espejo") und Reverse Proof ("Mate Brillo"):

Alle Variationen im Gesamtbild (Quelle: moderncoinmart.com):

Besondere Jahrgänge und Variationen
Die Libertad überrascht hin und wieder mit niedrigen Auflagen, Fehlprägungen, Sonderprägungen oder Abweichungen zur Normalprägung. An dieser Stelle werden die häufigsten Variationen und besonders seltene/begehrte Jahrgänge/Exemplare vorgestellt.
1) Besonders gefragt ist allein wegen der niedrigen Auflage von nur 67.000 Exemplaren der 1998er Jahrgang der Standardmünze. Je nach Erhaltungsgrad können einzelne Exemplare leicht Preise zwischen 100-160€ erzielen (Stand September 2017). Der 1997er und 1999er Jahrgang ist mit 100.000 bzw. 95.000 Exemplaren geringfügig günstiger zu haben.
2) Eine der bekannteren Variationen der Libertades sind die 1991er und 1992er Standard-Unzen, die unter Kennern auch als "Typ 1" und "Typ 2" unterschieden werden. Bei Typ 1 steht auf der Motivseite "1 onza", bei Typ 2 dagegen "1 OnZa". Typ 2 wurde bis zum Motivwechsel im Jahr 1996 beibehalten und es wird davon ausgegangen, dass es nur 50.000 Exemplare des 1991er Jahrgangs "Typ 2" gibt. Es gibt allerdings auch vereinzelt 1992er Exemplare des Typ 1.
Links "normal", rechts seltene "Typ 2" Abweichung:

3) Eine Besonderheit hat die Fangemeinde im Jahr 2015 zum 90. Jubiläum der Banco de México überrascht. Dies war der erste Jahrgang, in dem eine Libertad im Reverse Proof Design ausgegeben wurde, das sonst nur bei der 1kg "Proof-like" Version Anwendung findet. Insgesamt wurden 1.500 dieser Exemplare in zwei verschiedenen Sets geprägt. Während der Öffentlichkeit über Apmex 500 Sets angeboten worden ("inoffizielle Agenturausgabe" ohne Zertifikat), bekamen Mitarbeiter der Banco de México 1.000 Sets bestehend aus der Stempelglanz-, Proof- und Reverse Proof Version ("offizielle Ausgabe" samt Zertifikat). Gerade diese Sets, die der Öffentlichkeit nie zur Verfügung standen und nur den Mitarbeitern vorbehalten waren, wurden schnell in den Auktionshäusern zur Seltenheit und wurden gut und gerne für 500€ gehandelt. Einzelne gegradete Münzen erreichten in den USA Preise von bis zu 2000$.
Bild mit 5 dieser insgesamt 1000 Sets aus meinem (einstigen) Privatbesitz, als die Münzen noch nicht einmal in den Holzetuis eingelegt waren:

Bild der 5 Sets mit jeweiligem Zertifikat und eingelegten Münzen:

Nahaufnahme eines dieser Sets:

Auch 2016 gab es eine solche Ausgabe, jedoch ohne Zertifikat. Der Preis ist daher deutlich niedriger.

4) Deutlich seltenere Abweichungen sind sogenannte "Double Die" oder "Triple Die"-Variationen, bei denen der Prägestempel fälschlicherweise doppelt oder dreifach auf die Münze aufgesetzt wurde. Bekannt sind bisher die Jahrgänge 1982, 1987 und 1988.
Beispielbild eines "doppelten Punkts" bei "Ley 0.999" (Quelle: Apmex.com):

Beispielbild einer "doppelten Randschrift" eines 1987 Exemplars (Privatbesitz): --> Im nächsten Beitrag folgt Teil II <--