Rhenanus » 17.06.2022, 20:23 hat geschrieben:@ san
So pessimistisch sollte man es vielleicht doch nicht sehen, sonst könnten wir uns gleich die Kugel geben. Aktien haben es nach jeder Krise geschafft, neue Höchststände zu erreichen. Die Wahrscheinlichkeit aus der Vergangenheit spricht eher für einen neuen Höchststand in der Zukunft. Es müssen übrigens nicht die Blues von heute sein, neue Herausforderungen werden neue Unternehmen in den Markt bringen. Es ist fast wie im Fußball: einige sind fast immer oder lange oben, andere steigen ab oder auch auf. Manchmal erwischt es einen Dino, dann kommt für eine gewisse Zeit jemand, den im Grunde niemand im Visier hatte.
Ob 2023 besser wird, bezweifle ich ebenfalls. Selbst wenn, wird 2022 die Bilanz sehr drücken. Ich wäre auch froh, wenn es nicht schlechter wird. Aber irgendwelche Länder werden den Motor wieder zum Laufen bringen, denn Stagnation oder größere Rückschritte kann sich die Erde insgesamt nicht leisten oder wird sie nicht ertragen. Noch geht es um Krieg vorwiegend eines Landes gegen (ein) andere(s). Sollte China nach Taiwan greifen, wird es spannend(er). Und wenn der Ukraine-Krieg noch Jahre dauert, wird mit der Zeit mehr und mehr Normalität einkehren. Neue Handelswege und neue Handelspartner werden erschlossen bzw. gefunden, Warenströme werden umgeleitet, letztlich wollen alle Regierungen und Völker steigenden Wohlstand. Da ist das, was wir momentan erleben, eher hinderlich.
Der Mensch hat in seiner Entwicklung gelernt, Dinge, insbesondere negative, auszublenden, weil uns eine Empathie auf allen Ebenen und auf Dauer nicht lebensfähig machen würde. Bei Corona hat man das Ende der hohen Gehälter und Ablösesummen im Sport prognostiziert: das Gegenteil ist der Fall, es wird mehr gezahlt als in den wirtschaftlich besten Zeiten. Und wieder kann man den Crash vorhersehen, doch bis jetzt ist er trotz aller negativer Prognosen ausgeblieben.
Kopf hoch - das wird schon '(irgendwie).
Grüße Dich @Rhenanus, alter Weggefährte

für Deine ,,leisen und ruhigen Sätze,,
vielleicht habe ich zuviel Emotionen da reingesteckt, wir beide sind ja schon älteren Jahrgangs und können vieles etwas ,,leichter,, sehen
nichtsdestotrotz:
es unterscheidet in diesen Zeiten doch einiges an früheren Krisen
Die Globalisierung begann zu Beginn dieses Jahrhundert, brachte Wohlstand, billige Preise und eben
eine bis max. 2% Inflation.
Lehmann Pleite, Euro Krise (Griechenland) und Corona Pandemie wurde durch die Notenbanken mit Negativzinsen bekämpft, ebenso mit FIAT Flut welche die Aktienmärkte zum explodieren brachte
Nun sind neuerliche Werkzeuge nicht mehr vorhanden:
die Inflation ist außer Kontrolle und kann nicht mehr eingefangen werden - dafür gib es genügend Beispiele in der Gegenwart (Türkei, Venezuela) und in der Vergangenheit.
Der frühere FED Chef Volcker hat die damalige Inflation Anfang der 80er Jahren von knapp 14% auf knapp 3% gesenket, indem er massiv die Zinsen bis zu 20% angehoben hat.
Das hat aber auch einen Zeitraum von 3 Jahren benötigt.
Die Folge in den USA: eine tiefe und harte Rezession
Was vor 40 Jahren gegolten hat, gilt auch nun in 2022
Inflationsbekämpfung nur möglich mit steigenden Zinsen was aber dann auch bedeutet: die Zinslast der verschuldeten Länder steigt (vor allem in den südlichen europäischen Ländern).
Gegensteuern der Notenbanken ist jetzt nicht mehr möglich
was nun noch dazu kommt: UKRAINE KRISE
ich will es mal so formulieren:
Putin Ziel ist nicht die Entnazifizierung der Ukraine, sondern die Welt in ihren jetzigen Strukturen zu erschüttern und die Machtverhältnisse zu verändern
neue Achse: Russland - China - Indien
Es herrscht ein Krieg um Rohstoffe (Öl, Gas) und Nahrungsmittel (Getreide) .
Das ist das eigentliche Ziel von Putin, vor allem Europa zu schwächen und es kommt wie es kommen muss: das Gas wird immer weniger nach Deutschland und Europa fließen
Das wird die Preise noch mehr befeuern und die Notenbanken können nichts mehr dagegen tun, da bereits alles mögliche seit Lehmann eingesetzt wurde.
Keine Ahnung warum uns die EZB etwas anderes erzählen will
wie schon erwähnt:
Putin spielt es in die Karten, wenn sich der Einsatz in der Ukraine hinzieht.
Es stärkt weiter nur Russland und das Verhältnis zu China.
China wird verstärkt die Arme nach Taiwan ausstrecken, da sich die USA/EU/NATO keinen neuen Brandherd leisten kann.
daher:
Aktienmarktich erwarte auf Grund der o.a.Aussichten weiter fallende Märkte, zeitverzögert.
Eine Halbierung der Indizes weltweit halte ich persönlich für möglich, daher sehe ich auch die kommenden 10 Jahre keine neuen Hochs ever ever
Ich erachte die jetzige Situation sogar noch gefährlicher als zu Zeiten des ,,Kalten Kriegs/Eiserner Vorhang,, da nun alles negative auf dem Spielfeld liegt:
Krieg in Europa
Kampf um Rohstoffe und Getreide
Globalisierung
Fiskalpolitik ohne neue Mittel
hoch verschuldete Staaten
ausufernde Inflation
tiefe beginnende Rezession
gerne lasse ich mich aber positiv überraschen, wenn es doch anders kommen sollte.
einer meiner Lieblingssätze:
Es kommt nicht darauf an, die Zukunft vorauszusagen, sondern darauf, auf die Zukunft vorbereitet zu sein