Schlimmer als zu Stasi-Zeiten?
Nun, sicher bin ich nicht der einzige, der den real existierenden Unrechtsstaat namens DDR noch erleben konnte. In ihm wäre die hier vorgetragene Empörung angebracht gewesen, doch diesen Mut haben nur sehr wenige, besonders integre Menschen aufgebracht. Dazu war zweifellos mehr Mut erforderlich, als bei einer Pegida-Demo mitzumarschieren und x-beliebige Parolen zu skandieren. Nein, wer in der DDR offen in Opposition trat, tat dies unter Gefahr seiner Existenz, mitunter seines Lebens. Von solchen Zuständen sind wir aktuell Lichtjahre entfernt, zum Glück. Deshalb halte ich den Stasi-Vergleich bestenfalls für unbedacht. Für die aufrechten Menschen in der damaligen DDR sind solche Vergleiche wohl wie ein Schlag ins Gesicht.
Was mich aber eigentlich zum Anklicken dieses Diskussionsfadens veranlasste, war ein spontaner Kurzaufenthalt in der französischen Ferienunterkunft meiner Familie, den ich gerade beendet habe. Der Anlass war ein Einbruch. Auch ein paar der Nachbarn hat es erwischt. Zu holen gab es so gut wie nichts; die Sachschäden dürften den Wert der Beute um ein Vielfaches übertreffen. Daß die Täter je geschnappt werden, ist nach Auskunft der Polizei sehr unwahrscheinlich. Stattdessen verweisen die Beamten etwas hilflos auf den naheliegenden Verursacher: gleich an der nächsten Autobahnzufahrt haben die
gilets jaunes ihr Lager aufgeschlagen. Und seitdem ist es auch mit Ruhe und Ordnung in den umliegenden Gemeinden vorbei. Der Polizeibericht verzeichnet jedenfalls eine Welle von Beleidigungen, Nötigungen, Sachbeschädigungen sowie Vandalismus - und in deren Kielwasser nun auch Diebstähle und Einbrüche.
Was soll daran Ausdruck einer gerechten Empörung des Volkes sein? Ich bezweifle, daß es den diversen Initiatoren, die aus einem diffusen Hintergrund agieren, je um ein gerechtes Anliegen ging. Vielmehr wurde von Anfang an Schmierentheater aufgeführt. Die simple Rahmenhandlung: Benzinpreise. Passend dazu die schlichte Kostümierung: gelbe Warnwesten. Geradezu primitiv jedoch die Motivation: rücksichtslose Interessenpolitik, bei Bedarf auch unter Einsatz von Gewalt.
Besten Gruß
Fin.