Der immer wieder feuchte Tagtraum eines Jeden von der sagenhaften Rendite. Seit Beginn meiner beruflichen Tätigkeiten, habe ich mit Zahlen zu tun. Rote, schwarze, versteckte, falsche ....
Renditen jedoch, sind eine recht selten anzutreffende Spezies. Tatsächlich sind sie, wie das Monster von Loch Ness. Gesehen haben es schon viele. Drauf geritten ist noch keiner.
Sie mögen für Manche (!) durchaus erzielbar und wichtig sein. Für die Meisten ist es nur ein Wort. Und mit den Meisten, meine ich die Mehrheit der Bevölkerung:
Dazu einige Beispiele aus der Praxis:
1. Ein Freund beschäftigte sich zur gleichen Zeit mit Edelmetallen, als ich damit anfing. Das ist nicht sonderlich lange her. Dreimal darf geraten werden: Zu Zeiten der Höchststände. Während er sich damit beschäftigte, begann ich zu kaufen.
Kurzfassung des Ergebnisses: Er beschäftigt sich noch heute mit vielen Dingen. Auch mit Edelmetallen. Gekauft hat er nicht.
Ich beschäftigte mich ebenfalls damit UND kaufte. Was heißt das für den Mathematiker?
Er: Hat NIX!
Ich: Habe höhere Durchschnittskaufpreise als der heutige Kurs. Aber habe was!
Frage: Wer hat mehr?
2. Vor über fünfundzwanzig Jahren unterhielt ich mich mit einem Freund. Damals war ich noch als Versicherungsfuzzi unterwegs. Trotzdem habe ich diesen Freund heute noch! ...
Er: Hatte NIX
Ich: Hatte auch nicht viel mehr
Er: Ach, das lohnt sich doch nicht, für 50 DM irgendetwas abzuschließen.
Ich: Man muss eben klein anfangen
Kurzfassung des Ergebnisses:
Er hat heute als Rentner immer noch NIX! Und mit NIX meine ich NIX !
Ich habe - trotz einiger Anschläge auf mich - immerhin etwas. Sei es, dass es zwei Oldtimer sind oder eben etwas EM oder eben ein klein wenig woanders.
Rendite? Eher nicht. Aber etwas, das mir heute zur Verfügung steht!
3. Nehmen wir als letztes ein anderes Beispiel, das klassisch dafür ist, immer wieder auf die "fehlende Rendite" hingewiesen zu werden.
Die gesetzliche Rentenversicherung.
Diesen Fehler begehen heute noch viele Versicherungsmakler, welche vorwiegend kleine Selbständige darauf hinweisen, dass sie nun nicht mehr freiwillige Beiträge in die ges. RV zahlen sollen, sondern in privat abgeschlossene Verträge (welche auch immer) investieren mögen.
Renditetechnisch stimmt das. Selbst der schlechteste Vertrag dürfte mehr abwerfen, als die regelmäßige und teure Zahlung in die ges. RV, um eine Rente von X zu erlangen.
Wie sieht die Praxis aus?
1. Heute sitzen - im Rahmen meiner Tätigkeit - viele dieser kleinen Selbständigen vor mir und geben zu: "Ich habe die Beitragszahlung in die ges. RV aufgegeben, aber tatsächlich blieb es nur bei der Absicht, anders vor zu sorgen.
Das sind die ganz extremen Fälle...
2. Die anderen sitzen vor mir, oder ich habe es in der Praxis bei ihnen selbst gesichtet, und haben tatsächlich anderweitig vorgesorgt. Zumindest eine Zeit lang. Dann aber kam etwas dazwischen...
- Entweder wurden die Verträge vorzeitig gekündigt (Versicherungen kündigt man immer als Erstes)
- Oder sie wurden beliehen
- Oder sie sind abgetreten
Aber in den allermeisten Fällen sind sie absolut unzureichend und haben das Wort "Versorgung" nicht annähernd verdient...
Rendite bei der gesetzlichen Rentenversicherung? Die taugt zwar immer noch nichts, aber das interessiert doch gar keinen Rentner heutzutage. Der ist froh, wenn er sein Auskommen über eben diese Art des Einkommens hat! Darauf kommt es ihm an! Der rechnet nicht nach, was er einbezahlt hat, oder was er anderweitig hätte bekommen können, wenn die RENDITE besser gewesen wäre. Der rechnet nach, ob es heute zum Leben reicht und - ja! - er freut sich, wenn es so ist!
Rendite ist und bleibt ein meist unerfüllter Traum des Kleinsparers. Es geht nicht darum, etwas unter oder über 10 € zu kaufen. Es geht heutzutage darum, dass jemand überhaupt etwas kaufen KANN und es letztlich dann auch tatsächlich TUT.
Wenn er dann etwas billiger hat kaufen können, als er es verkauft, dann ist das ein erfreuliches Ergebnis. Nicht mehr. Nicht weniger.
Und selbst, wenn all die selbsterkorenen Spezialisten sich mal hinsetzten und kaufmännisch nachrechnen würden, kämen auch diese kaum - wenn überhaupt - auf eine Rendite, die man als Nennenswert bezeichnen könnte, denn im Verkauf muss ich einkalkulieren:
- Kann ich tatsächlich dem Händler meinen ganzen Block verkaufen und habe immer noch Rendite gemacht? Eher nicht...
Also ergibt sich daraus:
- Wieviel Zeitstunden benötige ich, mein EM auf dem Zweitmarkt anzubieten? Stundensatz?
- Wo biete ich überall an und wie hoch sind die Verkaufsgebühren?
- Was kostet mich die Verpackung und das Material?
- Was kostet mich die Zeitstunde, beim Verpacken und versenden per Post. Hinweg/Rückweg/Zeitaufwand
- Habe ich Reklamationen und wie gehe ich damit um? Zeitaufwand?
- Wie lange dauert der ganze Vorgang an sich, um möglichst viel erzielen zu können?
- Biete ich jede Münze einzeln an? Und wie manage ich das, bei einigen tausend Unzen?
Mich erstaunt immer wieder, dass viele nur von Rendite reden. Rendite von was? 10% Rendite sind viel. Von was? Von meinem Apfelbaum auf der Wiese nebenan, oder der Lackdicke meines Autos?
Von welchen Grundwerten wird ausgegangen? In einem Forum wird immer so getan, als hätten die Meisten hier Hunderttausende im Keller rum liegen. Das mag bei 4% der Fälle so sein. Die anderen 96% jedoch, werden da eher hinter dem Computer etwas kleiner und brauchen vieeeel Zeit, um zu einem erkläklichen Vermögen zu kommen. Das ist auch nicht schlimm und ganz normal so.
Im Zuge von Niedrigzinsen, Inflation und einer Politikerkaste, die von sich behaupten müsste, dass der Bildungsnotstand bei ihnen voll Einzug gehalten hat, ist das mit der Rendite genauso wie mit der Sicherheit: Sie wird schnell zum Wunschdenken.
Deshalb rate ich meinen Klienten immer: Der "Vierzig-Euro-Schein" im Monat, wird Dir keine Rendite bringen. Aber nach schon einem Jahr, kannst Du Dir Deine kaputte Waschmaschine durch eine Neue aus dem Angebot ersetzen. Du kannst etwas realisieren, das für viele Millionen Menschen in Deutschland mittlerweile schon einer Katastrophe gleich kommt.
So, jetzt dürft Ihr Euch über meine exotische Ansicht über Traum und Wirklichkeit aufregen ...