Hier nun der zweite Teil des Bloomberg-Artikels von Granville, Henkel und Kawalec:
http://www.bloomberg.com/news/2013-05-15/france-must-lead-breakup-of-euro.html
Kernaussage: Frankreich als Motor der europäischen Gemeinschaftswährung bedarf grundlegender struktureller Reformen auf dem Gebiet des Steuer- und Wirtschaftswesens, die nur zu stemmen sind, wenn gleichzeitig die im Lande gültige Währung abgewertet wird. Mit dem gegenwärtigen Eurosystem ist dies nicht zu erreichen, da die darin geltenden restriktiven Regeln eine Abwertung im benötigten Umfang unmöglich machen und außerdem gegenüber den wirtschaftlich starken Staaten wie Deutschland oder Finnland kein monetärer Wettbewerbsvorteil zustande kommen kann.
Einziger Ausweg nach den Autoren: eine Aufspaltung des Eurosystems von oben her, d.h. Austritt der wirtschaftlich starken Staatengruppe. Die neue Währung Deutschlands und anderer wettbewerbsfähiger Staaten, die aus dem Eurosystem austreten, würde aufwerten und somit zu einem Wettbewerbsvorteil für Frankreich und die anderen verbleibenden Staaten der Eurogruppe führen.
Es wird gar vorgeschlagen die EZB auch für die austretenden Staaten als Zentralbank beizubehalten, um das Vertrauen in diese Einrichtung zu stärken, wohl aber eher, weil man befürchten muss, daß eben dieses Vertrauen längst verspielt worden ist und ein Fortbestehen der EZB nach einer Aufspaltung der Eurogruppe möglicherweise in Frage steht - so stellt sich die Sache jedenfalls mir dar.
Die Autoren heben hervor, daß der skizzierte Vorschlag zur Aufspaltung der Gemeinschaftswährung weder von deutscher Seite aus (wegen historischer Vorbehalte), noch von seiten der Europäischen Kommission vorgebracht werden kann. Auch die schwachen, auf Hilfszahlungen angewiesenen Krisenstaaten werden solch einen Schritt nicht wagen, denn er gefährdet einerseits ihre Verhandlungsposition innerhalb des Systems, andererseits müsste man der eigenen Bevölkerung reinen Wein einschenken, indem man anerkennt, daß an einschneidenden Strukturreformen kein Weg vorbeiführt.
Frankreich sieht man an der Schaltstelle des Systems. Im eigenen Interesse und zur Rettung der Idee der Europäischen Integration soll es die Initiative zur Aufspaltung des Euro ergreifen.
Nach meinem Eindruck strebt die gegenwärtige französische Regierung aber in die entgegengesetzte Richtung. Es mangelt nicht an Ideen zur Realisierung einer sog. solidarischen Lösung, also einer noch viel weiter reichenden Transferunion, von der Einführung von Eurobonds bis hin saftigen zu Strafsteuern auf Handelsbilanzüberschüsse. Es käme schon einem radikalen Kurswechsel gleich, würde man diesen Ansatz aufgeben. Das geschähe meiner Überzeugung nach nur dann, wenn
1.) Frankreich unterm Strich von der Währungsaufspaltung mehr profitieren würde als durch Eurobonds u.ä. zu gewinnen wäre,
2.) Frankreich sich als Retter des Projekts der Europäischen Integration oder der Europäischen Idee schlechthin darstellen könnte und
3.) Deutschland die Schuld am Scheitern der eigentlich präferierten "solidarischen Lösung" gegeben werden könnte.
Ja der Euro, ein echtes Friedensprojekt, für das wir auch mal ein wenig zurückstehen müssen. Das muss uns die heilige [s]Sch***e[/s] Sache schon wert sein.