Es scheint so, als wolle im Angesicht der beenklichen wirtschaftlichen und politischen Lage in der Bundesrepublik eine bestimmte Wählerklientel (zu der ich übrigens auch gehöre) eine Rückbesinnung auf alte Tugenden oder Werte, und dabei ist es ganz unerheblich, Von welcher Partei dabei die Rede ist. Die Grünen kennen diese Problem ja auch, die FDP ebenfalls. Oft wurde in diesem Zusammenhang von "Profilschärfe" gesprochen.
Es ist nicht verwunderlich, dass es den Wähler befremdet, wenn die von ihm gewählte Partei beim Schielen auf die neuesten Umfragewerte ihre Prinzipien über den Haufen schmeisst und ihre einstmaligen Überzeugungen verrät. Und so wie hier einige die Konservativen der CDU (zurück)beschwören, wünsche ich mir wieder ein paar Sozialdemokraten in der SPD.
Widersprechen möchte ich hier allerdings dem Statement von Numerobis:
Es mag durchaus sein, dass die Piraten eine "Partei des Zeitgeistes" sind. Nichtsdestotrotz ist es mir lieber, wenn sich aus Unzufriedenheit, Protest oder Perspektivlosigkeit eine entsprechende politische Bewegung bildet, als dass der Wähler den Wahlen fern bleibt oder sagt: "Weiter so!".
Denn das ist in meinen Augen das eigentliche Problem: Da die parteiinternen Kritiker mundtot gemacht werden oder als "Persona non grata" abgestempelt werden, gibt es keine innerparteiliche Evolution mehr.
Wenn dann, wie nach jeder Wahl im Fernsehen zu sehen, der vermeintliche Gewinner mit einem Stimmanteil von vielleicht 35% (und dass bei einer Wahlbeteiligung von ca. 55-60% !!) etwas von einem "Wählerauftrag" faselt, dann ist es mir allemal lieber, dass dieser "Wählerauftrag" von einer kleinen Schar eingegrenzt wird, die diesen "Auftrag" nicht unterstützen. Und das dürfen dann, von mir aus, auch solche politischen Dilettanten wie die Piraten sein.
(Obwohl man hier noch überlegen müsste, ob "politische Dilettanten" in diesem Zusammenhang nicht eher ein Ritterschlag als eine Kritik ist
).