Beitragvon EM-ET » 26.03.2015, 11:26
Hallo,
Endlich. Ich durfte endlich mal wieder nach China. Leider nur für ein paar Stunden als Zwischenstopp. Aber egal. Hauptsache mal wieder dort gewesen.
Wie es sich gehört, hat mich mein Weg natürlich gleich als erstes auf den Madian geführt. Zu meiner Verwunderung war der riesige Münzenmarkt verschwunden und das alte, etwas schäbige Gebäude war bereits abgerissen. Zur Entwarnung kann ich sagen, dass der neue Madian nur etwa 300 Meter weiter gezogen ist und sehr schöne Räume bezogen hat.
Auf dem neuen Madian ist auch ein Stand der neuen chinesischen Gradingagentur NPGS Numismatic Professional Grading Service. Die Verkäuferin der NPGS wollte zu den genauen Bewertungskriterien keine Angaben machen. Sie bestätigte aber, dass es ähnlich wie bei den US-Firmen gemacht wird. Mittlerweile arbeiten für NPGS ca. 50 Mitarbeiter. Chinesische Münzsammler gewinnen immer mehr Vertrauen zu NPGS und es war sehr auffällig, dass bei vielen Verkaufsständen nur noch NPGS-Särge zu finden waren. Die Meinung der Verkäuferin ist klar, dass der chinesische Markt immer mehr zu NPGS umschwenken wird. Neben chinesischen Münzen, lagen bei NPGS auch Münzen aus Ländern wie Palau, Mongolei usw. dabei.
Nach kurzer Suche hatte ich dann auch den Dealer meines Vertrauens wieder gefunden. Leider war der Chef nicht da und seine Frau war mit Infos sehr sparsam. Generell ist der chinesische Münzenmarkt nicht gut. Neue Ausgaben werden kaum ausgeprägt und die geplante Auflage verringert. Angeblich würde das z.Bsp. auf alle Pferd-Lunare zutreffen. Angeblich sind die 5Oz Riegel am stärksten davon betroffen, Zahlen wurden aber keine genannt. am Aus diesem Grund sind die Preise für die Pferdchen zuletzt auch stabil geblieben und teilweise gestiegen. Der breite Markt läuft aber gar nicht gut. Käufer fehlen und die Preise sind auf dem Rückzug. Empfehlung ist nach wie vor, dass man nicht kaufen sollte (als Wertanlage). Ich habe mich natürlich nicht davon anstecken lassen und habe mir doch etwas mitgenommen. Logischerweise den aktuellen Panda und als ich schon gehen wollte, ist mir doch tatsächlich ein 1995er Panda (Micro Date – endlich ist er mir !!!) über den Weg gelaufen der auch noch mit wollte. Und das Beste daran war, dass sein Herrchen ihn für nur 70 € gerade zu verstoßen hatte. Armer Kerl. Bei mir geht es ihm bestimmt jetzt besser.
Ein weiteres Problem für den Münzmarkt ist nach wie vor der lobenswerte Kampf der Regierung gegen Korruption. Bis vor 1 oder 2 Jahren wurden Münzen gerne „verschenkt“, da Bargeldgeschenke schlecht in die Bücher aufgenommen werden konnte. Dieser Markt ist jetzt fast völlig ausgetrocknet. Ein paar private Firmen machen das noch, jedoch sind die staatlichen Firmen als Nachfrager komplett weggebrochen. Mittlerweile wurden in China 1,5 Mio. Menschen wegen Korruption in Gefängnisse gesteckt. Korruptionskontrollämter sind gerade dabei die Jahre 2010-2014 zu prüfen. Es gilt als sicher, dass China größere Gefängnisse brauchen wird. Mittlerweile ist jeder „Geschenkeempfänger“ verpflichtet, Geschenke zu melden. Danach entscheidet die Behörde, ob es Bestechung ist oder nicht. Ranghohe Beamte haben z.bsp. früher immer gerne darauf hingewiesen, wann sie Geburtstag haben, die Kinder heiraten, Urlaube geplant sind usw. Die „Bestecher“ haben dann schon genau gewusst, was zu tun ist.
Teilweise gibt es Städte (z. Bsp. in der Shanxi-Provinz) da wurde fast die gesamte Verwaltung eingesperrt und durch neue Mitarbeiter ersetzt.
Immobilienmarkt
In den Megastädten halten sich die Preise nach wie vor in der Nähe der Allzeithochs. Jedoch ist in den ländlicheren Städten (kleiner 1 Mio Einwohner) ein deutlicher Rückgang der Preise zu beobachten. Mittlerweile fragen sich aber selbst einige Pekinger wofür die vielen Bürogebäude gebaut werden. Dazu muss man wissen, dass Peking gerade versucht säuberer zu werden. Zuletzt wurden wieder 2 Kohlekraftwerke im Verwaltungsgebiet Peking abgeschaltet. Der Strom kommt jetzt aus der Nachbarprovinz Hebei, sinnvoller Weise aus Kohlekraftwerken. Weiterhin müssen bis Ende 2016 alle Gießereien und andere „Kohleheitzer“ das Verwaltungsgebiet Peking verlassen. Erste Bedenken bzgl. Der Arbeitsplätze gibt es schon. Lt. Aussage einiger Pekinger, haben die bereits umgesetzten Maßnahmen nichts an der Situation in Peking geändert.
In der Stadt Baoding gibt es im Moment eine Immobiliensonderkonjunktur. Baoding liegt ca. 150 Kilometer von Peking entfernt, wird aber eingemeindet. Damit gehört es zu Peking und die Preise steigen.
Mietpreise
Madian
Die Verkaufsstände haben eine durchschnittliche Größe von ca. 10m2. Dafür bezahlt man 10.000 RMB im Monat. Wer einen strategisch günstigen Standort haben wollte, konnte für einmalig 150.000 RMB so eine Verkaufsfläche für 10 Jahre reservieren. Viele Händler haben auf Grund der hohen Miete bereits die Verkaufsfläche verringert oder haben den Madian ganz verlassen
Restaurants
Viele altehrwürdige Restaurants in Peking haben in den letzten Monaten schließen müssen. Die Mietpreise wurden an die aktuellen Immobilienpreise angepasst. Somit wurden vielen traditionellen, altbekannten Restaurants die Türen zugesperrt.
Umweltschutz
Der Volkskongress lief relativ langweilig ab. Einzige Überraschung war, dass der Umweltschutz nun auf der Agenda steht. Maßnahmen wurden noch nicht beschlossen, aber es ist sicher, daß sich etwas tun wird.
Dazu passt auch eine interessante Statistik.
China veröffentlicht jährlich eine Rangliste der schmutzigsten Städte. Bis jetzt war es immer egal, ob man aufgelistet war oder nicht. Nun will man erreichen, dass man nicht mehr auf dieser Liste erscheint. Dazu gibt es auch eine Geschichte zu erzählen. Die Stadt, die in den letzten Jahren immer den Titel „schmutzigste Stadt Chinas“ errungen hatte, konnte den Titel in 2014 nicht verteidigen und rutschte auf Platz 4 ab. Die Einwohner dieser Stadt haben jetzt zwar 2 oder 3 Tage im Jahr häufiger Sonnenschein, dafür geht aber wirtschaftlich die Sonne gar nicht mehr auf. Diese Stadt ist für Holzverarbeitung berühmt. Sämtliche Maschinen, Trocknungsöfen usw. werden mit Kohle befeuert. Nun wurde beschlossen, dass von ca. 4000 Unternehmen ca. 1000 geschlossen werden müssen. Die Arbeitslosigkeit schnellte in die Höhe und die verbliebenen Jobs werden nun ca. 30% schlechter bezahlt, da ein riesiges Arbeitnehmerpotenzial vorhanden ist. Die verbliebene Firmen wurden gezwungen von Kohle auf Gas umzustellen. Leider gibt es erstens nicht genügend Gas, und zweitens ist es viel teurer. Viele Unternehmen ziehen jetzt einfach ein paar Kilometer weiter um in einen anderen Verwaltungsbezirk zu kommen und machen weiter wie bisher. Die zurückgelassenen Arbeiter sind jetzt auf die Regierung sauer, da man die Sonne nicht essen kann. Arbeit und Geld wären den Arbeitern lieber.
Russland – Hong Kong
China möchte gerne, dass der Russlandkonflikt zu Ende kommt. Denn schließlich ist jeder Konflikt schlecht für das Geschäft. China sieht aber keinen Grund, mit Russland keine Geschäfte zu machen. Dafür gibt es ein paar Gründe. Zu allererst möchte man die bereits bestehenden Kontakte nicht verschlechtern. Zweitens sieht man die Rolle der USA und Westeuropas sehr kritisch. Drittens ist die Zusammenarbeit mir Russen für Chinesen viel leichter. Russland versucht nicht permanent in die chinesische Politik (Taiwan und Tibet, Menschenrechte) reinzureden. Die USA und Westeuropa machen das gerne und China will sich nicht permanent rechtfertigen.
Für die Studentenproteste in Hong Kong hat man wenig Verständnis. In der Presse wurde das Thema nur auf kleiner Flamme gekocht und so richtig interessiert sich auch die Bevölkerung nicht dafür. Hong Kong ist immer noch weit weg. Für die Eskalation gibt man der USA die Hauptschuld. Angeblich wurden die Studenten von den USA bezahlt um eine Revolte anzuzetteln.
Wirtschaft
China leidet unter den Währungsentwicklungen enorm. Die Wirtschaft Chinas ist noch lange nicht so stabil, dass man mit einer Aufwertung von 40% und mehr über die letzten Jahre umgehen könnte. Es gibt nicht wenige Stimmen die behaupten, dass das geplante Wachstum von 7% nicht erreicht wird und auch die letzten Jahre nicht erreicht wurde. LT. Chinas Regierung ist man dazu verdammt, jedes Jahr 10 Mio neue Jobs zu schaffen um der jungen Generation Arbeit zu bieten.
Grüße
EM-ET
Ihr seid prima 
