Beitragvon domrepp » 03.04.2022, 10:21
Ich will mich hier gar nicht an einer Diskussion zu diesem Thema beteiligen, da der Ablauf bei derartigen Diskussionen vorhersehrbar ist, und weiß auch ehrlichgesagt nicht, ob ich an der obigen Umfrage teilgenommen habe.
Nur so viel, weil es gut zu meiner derzeitigen Lektüre passt:
Zur Zeit lese ich das aktuelle Buch von Prof. Sinn "Die wundersame Geldvermehrung" - sehr empfehlenswert, vor allem für die überzeugten Europäer und Euro-Anhänger. Er beschreibt wieder einmal sehr schön, dass wir de facto seit Jahren in einer Schuldenunion leben, eigentlich seit der berühmten "Whatever it takes" Rede von Draghi vor ca. 10 Jahren, und spätestens seit dem min. 750Mrd EUR Programm (Corona) Eurobonds haben - auch wenn es natürlich nicht so genannt wird. Er sagt auch seit Jahren, dass diese Währung im Prinzip die völlig falsche für ganz Südeuropa ist (Fankreich eingeschlossen) und diese Länder mit dieser "starken" Währung - im Vergleich zu der Lira, Drachme,... - NIE selbstständig aus ihre Schulden herauswachsen können - Griechenland steht nicht besser da als nach der Eurokrise. Durch die Einführung des Euros wurden die Zinsspreads für diese Länder natürlich erheblich gesenkt und die Schuldenparty konnte starten. Auch die EZB trägt durch ihre Programme im Wesentlichen zur Senkung der Spreads bei, so dass das Problem weiter verschleppt werden kann, was natürlich NICHTS mit den Gedanken aus den Maastrichter Verträgen zu tun hat. Aber egal.... Über die Target-2-Salden - mittlerweile über 1 BILLIONEN aus unserer Sicht - verzichten wir zugunsten von Südeuropa auf Wohlstand und die Party geht weiter.
Lange Rede kurzer Sinn: Ich glaube auch nicht, dass der Euro in Kürze kollabiert. Allerdings liegt es schlicht daran, dass es politisch nicht gewollt ist und Politiker äußert schlecht darin sind, Fehler einzugestehen. Spätestens seit dem Austritt von GB liegt die Entscheidungshoheit ohnehin mehrheitlich in Südeuropa, und die freuen sich natürlich über diese Zustände. In der derzeitigen Konstruktion ist der EUR eigentlich schon längst nicht mehr tragbar und für viele Länder im Euroraum die falsche Währung. Es würde jedoch schon helfen, die Verträge - vor allem die Maastrichter - anzuwenden. Zudem wäre es endlich vonnöten, rein die Fakten zu sehen und diese rosarote Ideologie auszublenden. Dann würde sich direkt einiges ändern, ob mit oder ohne Euro.
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domrepp am 03.04.2022, 12:29, insgesamt 3-mal geändert.