silvergypsy hat geschrieben:Ich hätte nicht gedacht, dass die Einkommenssteuer einen so geringen Anteil am Steuerkuchen hat. Danke für die Präsentation. Da sieht man mal wie reich bzw. wohl treffender wie arm wir Deutsche sind! Von wegen "reiches" Land und Exportweltmeister. Die Wahrheit ist dann wohl eher: Kaum Einkommen aber Lohnsteuer ohne Ende!
Auch das ist ein Trugschluß. Zum Einen gibt es wohl deutlich mehr Lohnsteuerzahler als Einkommensteuerzahler und zum Anderen gibt es bei der Lohnsteuer im Gegensatz zur Einkommensteuer wenig Gestaltungsspielraum.
Ich bezahle selbst für mein Gehalt einerseits Lohnsteuer und andererseits für meine private Vermietung Einkommensteuer.
Die Lohnsteuer errechnet sich durch mein Gehalt, meine Steuerklasse, ggf. noch Kinderfreibeträge (habe ich nicht mehr) und das war's dann auch.
Bei der Einkommensteuer sieht das anders aus.
Nehmen wir mal an ich hätte 50 k€ Mieteinnahmen im Jahr, die ich mit 42% + Soli + Kirchensteuer versteuern muss (weil ich durch mein Gehalt schon in den Spitzensteuersatz rutsche), macht bei uns in Bayern dann 47,67 % Steuerlast.
Das heißt mir blieben von diesen 50 k€ Mieteinnahmen netto 26.165 € übrig.
Entschließe ich mich aber nun von diesen 50 k€ Mieteinnahmen 30 k€ in Renovierungen zu stecken, so bleibt nur ein zu versteuerndes Einkommen von 20 k€, davon bleiben mir dann netto 10.466 €. Aber zugleich habe ich wertsteigernd 30 k€ in meine Immos investiert.
Die AfA habe ich bei dieser Berechnung noch gar nicht berücksichtigt.
Nehmen wir mal an, Du kaufst Dir für 300.000 € eine Wohnung, die 9.000 € Mieteinnahmen im Jahr bringt (3% sind bei den heutigen Preisen ohnehin schon gut). Nehmen wir desweiteren an, der enthaltene Grundstückswert der Wohnung liegt bei 50.000 €, somit verbleiben 250.000 € für den Gebäudewert.
Vom Gebäudewert kannst Du 50 Jahre lang 2% als AfA steuerlich geltend machen, das sind 5.000 € pro Jahr.
Somit mußt Du von den 9.000 € Mieteinnahmen lediglich 4.000 € versteuern, was bei den obigen 47,67% gerade mal 1.906,80 € Steuern für 9.000 € Einkommen ausmacht und das bei angenommenem Spitzensteuersatz von 42%. Bei niedrigerer Steuerprogression sogar noch weniger. Wenn man noch Darlehenszinsen bezahlt, mindern diese die Steuerlast nochmals.
Auch das ist ein Grund weshalb das Einkommensteueraufkommen niedrig ist. Weil viele eben lieber steuermindernd Vermögen schaffen, als Steuern zu bezahlen.
Und wenn man das Ding dann 10 Jahre vermietet hatte, kann man das Ding steuerfrei verkaufen. Das heißt die Differenz zwischen Buchwert (= Anschaffungspreis - Abschreibung) und Kaufpreis muss nicht versteuert werden.
Das ist auch der Grund, weshalb sich Immos gut für die Altersvorsorge eignen.
Aber worauf ich hinaus will: Sich über die Fehler im System aufzuregen ist destruktiv und bringt einen nicht weiter. Es ist erfolgversprechender sich konstruktiv auf die Chancen im System zu fokussieren und diese zu nutzen.
lifesgood