Kerzenständerin hat geschrieben:Der Telefonmann hat geschrieben:Wir würden durch unsere Erziehung natürlich niemals etwas Illegales machen, allerdings stellt sich die Frage, ob wir demnächst gesetzestreu und legal der Gesellschaft schaden werden.
Unser jetziges Gewissen verbietet uns das noch, wir entfernen uns allerdings langsam von dem Gemeinschaftsgedanken, da es kaum noch eine Gemeinschaft gibt.
Der letzte Gedanke ist der vielleicht Frustrierendste. Und den kenne ich auch. Ich bin seit 30 Jahren im Ehrenamt, seit meiner Jugend. Weil ich erzogen wurde, dass man der Gesellschaft etwas zurückgeben muss. Damit alles läuft und die Menschen für einander da sind, braucht es zu den staatlichen Strukturen das Ehrenamt. Welches (zumindest in der Theorie) auch ehrenvoll ist. U. a. weil es überhaupt erst "Gemeinschaft" schafft.
Nur sehen wir inzwischen immer weniger ein, irgendetwas in diese Richtung zu tun. Aus ähnlichen Erfahrungen wie du. Das Ehrenamt wird ausgenutzt. Und die, die davon profitieren, sind meistens weder dankbar noch pflegen sie einen ähnlichen Gemeinschaftsgedanken. Ehrenamtler werden sogar beschimpft, wie man anhand der TAFEL vor zwei Jahren gesehen hat. Und die Beschimpfer - das ist das Beste daran - sind vornehmlich Wohlstandskiddies und aus Langeweile SJ-Warriors, die selbst nicht im Traum daran dächten, unentgeltlich und ehrenamtlich etwas zu tun.
Außer sich an Shitstorms im Netz zu beteiligen. Dabei fühlen sie sich dann, als wären sie gute oder bessere Menschen. Während die tatsächlich Tätigen beschimpft werden.
In meinen „Ehrenämtern“ habe ich ähnliche Erfahrungen gesammelt und könnte damit bequem ein Kapitel in meinem geistigen Buch füllen.
Hier einmal vier Beispiele aus meinem Leben:
1. Ich war in meinen jungen Jahren (bis 25) ein ambitionierter Fussballspieler. Als ich mit 18 meinen Führerschein bestanden hatte, bat mich der befreundete Jugendleiter meines Kölner Ausbildungsvereins darum, die D-Jugend zu trainieren, da es dort keine Eltern gab, die Ihre Kinder zu den Spielen begleiteten. Ich habe in dieser Saison trotz Aufstieg nicht ein einziges Elternteil der Kinder kennengelernt.Ich bin zu Auswärtsspielen mehrfach hin und her gefahren, habe für benachteiligte Spieler Ausrüstung (Schuhe, Trainingsanzüge...) organisiert. Nicht ein einziges mal kam von den internationalen Eltern mal ein Dankeschön. Die Kinder waren ihnen einfach egal.
2. Meine Eltern sind ja wie beschrieben rote Socken und haben nach meiner Geburt mit Freunden ein leerstehendes Bundesbahngrundstück eigenständig zu einem Kinderspielplatz umfunktioniert. Inzwischen gilt der daraus entstandene Verein als Kölner Vorzeigeprojekt für gelungene Integration (lustig hierbei ist die Tatsache, daß sich zu keinem Zeitpunkt auch nur ein einziger Moslem für dieses Projekt engagiert hat) in einem Problemviertel.
Ich bin noch in einer gemischten Gesellschaft aufgewachsen, inzwischen wohnen fast nur noch internationale Bewohner in dem Stadtteil. Aus diesem Grund habe ich meinen Eltern bis vor 3 Jahren bei verschieden Events geholfen. Seit mich eine Gruppe muslimischer Kinder bei einem Sommerfest beschimpf hat, weil ich Ihnen Gummibärchen (enthalten wohl Schwein) als Gewinn in die Tüte gepackt habe, ging meine Freude daran Richtung null.
3. Zusätzlich organisierte mein Vater als Bürgervereinsvorsitzender jedes Jahr einen Saubermannstag, um den Stadtteil vom weggeworfenem Müll zu befreien. Auch hier nur noch die üblichen Alten. Von ehrenamtlichen Flaschensammler fehlte hier jede Spur.
4. Aus der kirchlichen Kleiderkammer (bei Pfarrer Meurer / für Insider) bin ich nach 2 Stunden geflüchtet, da die dortige Kundschaft einem dreiste Forderungen (Markenklamotten) stellte um diese dann später bei Ebay zu vertickern. Laut Pfarrer Meurer gibt es dort Familien, welche bereits 15 Kinderfahrräder erhalten haben.
Ich habe leider über die Jahre so viel gesellschaftliche Abgründe erlebt, daß ich ziemlich durch bin.