Robbert hat geschrieben:Tykon hat geschrieben:Natürlich wird der Staat das tun. Mit der Änderung von Herrn Spahn, dass die Familie zukünftig nicht mehr finanziell einspringen muß, ist dazu ein wichtiger Baustein auf den Weg gebracht.
Da Du ja auch gerne mit Zahlen spielst, Tykon, Gesundheitsminister Spahn hat erlassen, dass zukuenftig nur noch Gutverdiener (groesser 100 K p.a.) fuer die Pflege der Eltern belangt werden. Das betrifft aber recht Wenige. Auf gar keinen Fall ist es ein wichtiger Baustein.
Ich verstehe den Einwand hier nicht. Es betrifft nur wenige, die über 100k€ p.a. verdienen und somit noch zur Kasse gebeten würden. Die Mehrheit würde somit zukünftig von Zahlungen verschont. Und das ist kein wichtiger Baustein? Tut mir leid, aber die Logik verstehe ich nicht.
Ich bin völlig bei Dir, dass pflegende Angehörige Unterstützung erhalten sollten. Auch z. B. in Form von anzurechnenden Rentenpunkten.
Aber nur weil der eine Baustein nicht gemacht wird, ist der andere deswegen doch nicht schlecht. Einer Argumentation wie „alles oder nichts“ kann ich mich nicht anschließen. Das ist wie mit dem Klimapaket, das den Grünen nicht weit genug geht und im Bundesrat blockiert werden soll. Versteh die Logik dahinter nicht. Lieber nichts machen als nur etwas?
Robbert hat geschrieben:Hier ein Beispiel fuer Dich: meine Eltern, beide 90, Vater 45 Jahre und Mutter immerhin 20 Jahre eingezahlt, zus. 2.000 Euro Rente mtl.. Muessten beide ins Pflegeheim (NRW), waeren in Summe ca. 50 TSD/Jahr faellig. Nach dem ersten Jahr das sauer(!) Ersparte weg, und noch einmal 4 Jahre spaeter wuerde auch der Erloes der Immo bei drauf gegangen sein. Deren Lebenswerk in 5 Jahren weg.
Auch dies verstehe ich nicht. Es ist m. E. nur recht und billig, dass das private Vermögen für persönliche Kosten verbraucht wird, bevor der Staat, und somit die Allgemeinheit einspringt.
Mit welcher Berechtigung sollte z. B. die Immobilie Deiner Eltern geschont, und somit für Dich erhalten bleiben, die Kosten der Pflege Deiner Eltern aber der Allgemeinheit aufgebürdet werden? Ist das „Lebenswerk“ und Ersparte nicht dafür da, um es im Alter zu verbrauchen?
Natürlich ist es für Hinterbliebene was feines, am ende etwas „für lau“ zu bekommen. Aber gerecht ist das m. E. nicht, wenn vorher Kosten entstehen, die jemand anderes zu tragen hat.
Robbert hat geschrieben:Jetzt zur Ungerechtigkeit die verdammt weit stinkt: die die nichts haben, duerfen im Pflegefall, Stand heute, auf genau die Leistungen hoffen, wofuer andere ihren sprichwoertlich letzten Cent hergeben
Das ist aber auch keine Erkenntnis, die einen plötzlich im Alter trifft. Sollte zumindest nicht so sein. Es bleibt doch jedem frei (i.d.R.) welchen Lebensweg er für sich wählt.
Ich für meinen Teil neide keinem „Habenichts“, das er im Pflegefall die gleichen Leistungen erhält wie ich. Dafür leisten wir uns einen Sozialstaat. Aber ich habe hier den Eindruck, dass dieser für viele nur gut ist, solange sie selbst davon partizipieren können. Aber genau das ist nicht der Sinn eines Sozialstaates.
Solange man für sich selbst sorgen kann, hat man natürlich keinen Anspruch auf Sozialleistungen. Und das ist auch richtig so. Und wenn dazu gehört, dass für eine Pflege im Alter das persönliche Vermögen verbraucht wird, bevor der Staat einspringt, dann ist auch das richtig so.
Und natürlich gibt es am ende Menschen, die ihr ganzes Leben vom Staat gelebt haben, und andere, die das finanziert haben. Ich persönlich gehöre lieber zu letzteren.
Habe ich doch durch meinen bis dahin zurück gelegten Lebensweg ein deutlich (aus meiner Sicht) besseres Leben geführt. Das wird auch nicht dadurch schlechter, dass ich dann auf einen vermeintlich schlechteren Status zurück falle im Fall einer Pflege.
Robbert hat geschrieben:Was fuer eine schoene Welt in der Du lebst. Ansparen und Vorsorge betreiben um es zu verprassen bevor Du u.U. zum Pflegefall wirst und Dich durchfuettern laesst.
Im optimalen Fall ist genau das das Ziel. Und ganz ohne schlechtes Gewissen. Ich habe bisher eine lückenlose Erwerbsbiographie (toi toi toi) und noch nie im Leben staatliche Leistungen bezogen. Wenn andere hier kein schlechtes Gewissen haben, die Regelungen der GRV auszunutzen und sich frühzeitig zu verabschieden, warum sollte ich beim Thema Pflege da Skrupel haben?
Robbert hat geschrieben:Nur, was wenn in 30 Jahren Leute wie Du ohne Kohle und ohne Nachkommen eben nicht mehr durchgefuettert werden!?
Ich habe nicht die Angewohnheit, mir über ungelegte Eier in ferner Zukunft Gedanken zu machen. Wenn ich so alt wie meine Mutter werde, habe ich noch 20 Jahre vor mir. Mein Vater ist nichtmal so alt geworden wie ich jetzt bin.
Da braucht mir keiner mit einem Horizont von in mehr als 25 Jahren kommen.
