MrScott hat geschrieben:Finerus hat geschrieben:redtshirt hat geschrieben:gut das ich keine Ahnung habe. Aber wenn es richtig kracht ist das hier ein Pleitekandidat. Aber wahrscheinlich kann ich keine Bilanzen lesen. Mach nur.
Die Auswertung von Bilanzen aus dem Rohstoffsektor gleicht mehr einer Kunst als einer Wissenschaft. Jedenfalls hat die anhaltende Pleitewelle der kleineren Explorer und Producer gezeigt, daß eine gesunde Portion Skepsis nicht schadet.
Zwecks Risikominimierung setze ich die letzten Jahre auf einen Mix aus einem breiten Rohstoff-Branchenindex (ETF) und einem Rohstoff-Fonds mit aktivem Management. Zur Chancenerhöhung eine kleine Beimischung von Einzeltiteln, vor allem Streaming Companies, die das Geschäftsmodell der Minenbetreiber besser zu durchleuchten und zu bewerten verstehen als jeder Kleinanleger und wohl die meisten Fondsmanager. Außerdem gelingen diesen Unternehmen in Zeiten, in denen sich Banken aus der verlustreichen Minenfinanzierung zurückziehen, eventuell besonders attraktive Abschlüsse.
Besten Gruß
Finerus
Jetzt muss ich mich auch mal kurz einbringen:
1.) Um Bilanzen im Rohstoffbereich wirklich vollumfassend lesen zu können muss man Geologe sein und viel Zeit haben. Gerade bei den Explorern ist es entscheidend zu wissen was die Frage ist auf die die Antwort gesucht wird, wieviel Geld benötigt wird um die Antwort zu kriegen, wieviel Geld vorhanden ist und was passiert, wenn die Antwort nicht wie erwartet ausfällt. Gerade bei den Explorern sind der Großteil der Firmen nur dazu da um das Management zu versorgen. Aktuell ist zB Continental Gold ein wunderbares Beispiel wo eigentlich ziemlich klar ist, dass das Projekt einerseits Probleme mit den Umweltauflagen haben dürfte und andererseits zwar viel Gold in Kategorien mit großer Unsicherheit ausgewiesen wird, aber wenn man sich dann anschaut wie das Gold im Gestein vorkommt es ziemlich klar sein dürfte, dass da keine ökonomische Förderung möglich sein wird zu aktuellen Preisen.
2.) Minenaktien - also Produzenten - können einen Hebel auf den Preis des zugrundeliegenden Rohstoffs haben, aber es nützt mir nix, wenn der Preis steigt, aber auch die Kosten steigen um das Zeug aus dem Boden zu holen und die Margen gleich bleiben. Andererseits kann es ein Unternehmen schaffen, dass es bei stabilen Preisen die Margen erhöht und der Aktienkurs steigt obwohl der Rohstoffpreis sich nicht verändert hat. It's all about margin. Und das ist es worauf ich setze, wenn ich mir solche Aktien kaufe. Wenn ich davon ausgehe, dass Gold steigt, dann kaufe ich Gold physisch und keine Goldmine - gilt auch für Silber.
3.) Exploreraktien sind noch viel weniger dazu geeignet um von steigenden Rohstoffpreisen zu profitieren. Es mag ja welche geben die schon eine erste Resource definiert haben, aber meistens hat man dann sehr "großzügige" Annahmen, wenn es darum geht wieviel Gold oder Silber im Boden ist. Ein guter Geologe (was ich leider nicht bin) kann da recht schnell erkennen wieviel davon wirklich ökonomisch gefördert werden kann. Meistens haben diese Firmen Gold oder Silber nur im Namen.
Zu Silver Lake Resources - ohne die Firma vorher gekannt zu haben und nach schneller Durchsicht der Homepage meine persönliche Meinung:
a.) Share-Structure: Australien ist für mich persönlich mittlerweile ein no-go, weil die ihre Aktionäre bis zum Exzess verwässern. 500 Mio. Aktien sind für einen Produzenten von 120koz Gold noch im Rahmen, aber wie gesagt, das ist meine persönliche Regel. Außerdem haben Management und Top 20 Aktionäre grad mal 20%, was mir persönlich zu wenig ist.
b.) Wie es mir scheint müssen die in den kommenden Jahren sehr viel investieren um Mount Munger am Laufen zu halten, also um die Produktion in den Reserven mit höhergradigem Gestein (Reserven dürfen ja nur die Teile des Gesteins sein, die zum jeweiligen Preis ökonomisch abbaubar wins, soweit ich das im Kopf habe) zu ersetzen und gleichzeitig lese ich da raus, dass sie planen Gestein mit höheren Goldgraden abzubauen, also versuchen sie wohl ihre Margen stabil zu halten, verarbeiten dafür aber auch das bessere Gestein.
c.) Inwieweit schon Abschreibungen vorgenommen wurden was die Assetseite angeht hab ich mir nicht angeschaut, aber wenn das gemacht wurde und man Kurs/Buchwert irgendwo im Bereich 0,5-0,7 ist könnte man sicher weiterschauen.
d.) Cash und Listed Investments 36,4 Mio. AUD, current debt nehme ich mal mit zumindest den 16,4 Mio. aus der letzten Präsentation an, das ergibt dann ein Milchmädchen Working Capital von ca. 20 Mio. AUD, das heißt die sollten operativ positiv bleiben, weil sonst reicht der Cash gerade mal um das Arbeitsprogramm FY16 durchzuziehen.
e.) Die Einschätzung zum Erzkörper durch einen vertrauenswürdigen Geo wäre fein, persönlich kann ich es nicht beurteilen, bin bei den Produzenten aber auch nicht bei den kleinen Produzenten, sondern bei den mittelgroßen daheim, ich erwarte mir bei denen, dass sie sich leichter tun die Margen zu erhöhen, auch wenn der Goldpreis nur leicht steigt.
f.) Wenn Gold stark steigt in einem kurzen Zeitraum, dann hat man bei den Produzenten, die dann ihre Kosten im Griff haben und jetzt an der Grenze zur Profitabilität sind natürlich den höchsten Hebel, ob Silverlake so eine Aktie ist weiß ich aber nicht...
4.) "Streamer": Wurden in den letzten Jahren ja als der neue heilige Gral der Rohstoffwelt verkauft und mit Geld zugeschüttet und ich hab auch selber eine Silver Wheaton im Depot. Es ist natürlich ganz angenehm, wenn ich den Rohstoff zu einem festgelegten Preis kaufen kann und auch ohne weitere Zuzahlungen davon profitiere, wenn eine Mine die Lebensdauer verlängert oder die Produktion erhöht. Was mich an den Streamern stört sind aber vor allem folgende Punkte:
a.) Ich möchte gerne wissen welche IRR's die bei den Deals unterstellen, diese Zahlen werden aber nicht veröffentlicht, was man aber immer ansatzweise hört liegen die mittlerweile nur mehr im mittleren einstelligen Prozentbereich bei den aktuellen Rohstoffpreisen und bei dem Leverage den die Streamer fahren können steigenden Zinsen durchaus schmerzen.
b.) Es werden immer mehr, immer mehr Firmen versuchen dieses Geschäftsmodell umzusetzen und viele scheitern auch dabei (zB Sandstorm Metals & Energy bzw. jetzt in Sandstorm Gold, die auch nicht wirklich toll sind) und zielen im Grunde auch nur darauf ab um Geld von Investoren einzusammeln und das Management leben zu lassen. Also in den Streamern sitzen im Grunde auch nur Leute die mit Wasser kochen und ein guter Fonds, der gute Geo's beschäftigt wird denen in der Beurteilung eines Projekts um nix nachstehen.
c.) Die Streams selber. Aus dem einfachen Grund, ein Stream ist im Prinzip ein Vertrag des Streamers mit der Mine. Also zwischen zwei juristischen Personen. Wenn die Mine jetzt pleite geht, dann kanns passieren, dass der Streamer, wenn er keine Sicherheiten vereinbart hat (speziell ältere Verträge dürften das nicht berücksichtigt haben) um seine Rechte umfällt. Ich persönlich bevorzuge Gesellschaften, welche Rechte auf den Boden an sich haben, egal wer die Mine betreibt, also die sogenannten Royalties.
Fazit:
Ich würde in diesem Sektor nichts als gegeben annehmen, aber auch nix ausschließen. Ich habe selbst miterlebt wie Firmen bei denen ich 90% Buchverlust hatte innerhalb von 18 Monaten 500% Gewinn im Depot stand.
Was ich mir aber anmaße zu sagen: Wenn ich davon ausgehe, dass Gold oder Silber steigen, dann kauf ich Gold oder Silber und keine Minen.
WICHTIG: Das ist alles nur MEINE PERSÖNLICHE MEINUNG und KEINE EMPFEHLUNG AKTIEN/WERTPAPIERE/EDELMETALLE/WAS AUCH SONST NOCH SO GIBT ZU KAUFEN ODER ZU VERKAUFEN.
lg
MrScott
