Beitragvon JSBroker » 16.12.2016, 10:25
Sehr gute und fundierte Analyse der Commerzbank heute zu Gold:
Bessere Zeiten in Sicht
Der Goldpreis steht seit den US-Wahlen massiv unter Druck. Dafür sorgt eine Kombi-nation aus einem stärkeren US-Dollar, höheren Anleiherenditen und einer zunehmenden Risikofreude der Investoren. Diese Faktoren dürften im Laufe des nächsten Jahres jedoch an Bedeutung verlieren. Vielmehr dürften die weiterhin ultra-lockere Geldpolitik der meisten Zentralbanken, die deswegen nach wie vor sehr niedrigen Realzinsen und eine große politische Unsicherheit dem Goldpreis Rückenwind geben. Wir rechnen bis Ende 2017mit einem Anstieg des Goldpreises auf 1.300 USD je Feinunze.
Seit Anfang November fällt der Goldpreis, nach der Fed-Sitzung in diese Woche erreichte er mit weniger als 1.130 USD je Feinunze ein 10½-Monatstief (Grafik 5). Auslöser für diesen Preisverfall waren zunehmende Inflations- und Zinserwartungen nach der Wahl von Donald Trump zum neuen US-Präsidenten. Der US-Dollar wertete daraufhin auf ein 14-Jahreshoch auf, und die US-Anleiherenditen stiegen auf das höchste Niveau seit September 2014. Gleichzeitig begannen die Aktienmärkte einen Höhenflug. In Zeiten größerer Risikofreude und steigender Opportunitätskosten für zinslose Assets sinkt der Bedarf nach Gold, weshalb Anleger verstärkt von Gold in Aktien umgeschichtet haben. So kam es seit den US-Wahlen zu starken Abflüssen aus den Gold-ETFs (Grafik 6), und auch die spekulativen Finanzanleger haben ihre Netto-Long-Positionen merklich abgebaut. Hingegen ist der in Indien eigentlich während der derzeit laufenden Hochzeitssaison zu erwartende Anstieg der Goldnachfrage bislang ausgeblieben. Schuld daran ist eine Knappheit an Zahlungsmitteln, seit die indische Regierung Anfang November den überwiegenden Teil des Bargeldes für ungültig erklärt hat. Somit fehlt dem Goldpreis derzeit eine wichtige Unterstützung.
Diese Faktoren dürften den Goldpreis zunächst noch weiter belasten, so dass er in den kommenden Wochen durchaus auf 1.100 USD fallen kann. Im Verlauf des kommenden Jahres dürfte Gold seinen Aufwärtstrend aber wieder aufnehmen. So dürfte es in Indien nach dem Ende der Bargeldknappheit zu einem kräftigen Anstieg der aufgestauten Nachfrage kommen. Zudem dürfte die Aufwertung des US-Dollar allmählich auslaufen und der Anstieg der Anleiherenditen merklich an Dynamik verlieren. Die Geldpolitik der meisten wichtigen Zentralbanken bleibt auch 2017 extrem expansiv, was zusammen mit etwas höheren Inflationsraten die für Gold wichtigen Realzinsen auf einem sehr niedrigen Niveau halten wird. Dies spricht ebenso für eine wieder anziehende Investmentnachfrage wie die zahlreichen politischen Unsicherheiten. So finden in mehreren wichtigen europäischen Ländern Parlaments- bzw. Präsidentschaftswahlen statt, in denen EU-kritische Kräfte starken Zulauf bekommen könnten. Zudem bleibt abzuwarten, welchen außen- und handelspolitischen Kurs der neue US-Präsident Trump einschlagen wird. Sollte es im Zuge dessen zu neuen Marktturbulenzen kommen, würde der Goldpreis – wie Anfang dieses Jahres – stark zulegen. Wir erwarten einen Goldpreisanstieg auf 1.300 USD je Feinunze bis Ende 2017.