Die DDR ist anscheinend doch noch nicht ganz tot, zumindest in den Köpfen einiger. Naja, nicht mein Problem.
Outback 1403 hat geschrieben:Irgendwie ist das im November jedes Jahr das gleiche Spiel, jedenfalls seit ich Edelmetalle kaufen. Würde mich mal interessieren, ob das einen besonderen Hintergrund hat?
Gute Frage. Rundum zufriedenstellende Antworten habe ich dazu noch nicht gelesen.
Die Saisonalität von Silber ist im Oktober/November (je nach Betrachtungszeitraum und Währung) schwach ausgeprägt. Sieht man auch schön z.B. hier (auf Dollarbasis):
http://www.seasonalcharts.de/classics_gold.htmlHabe das vor einiger Zeit für eigene Berechnungen mal auch auf Euro-Basis (bzw. DM-Basis) zusammengestellt, um dem globalen Geschehen etwas besser gerecht zu werden (s. angehägtes Diagramm mit 30-jähriger Saisonalität, Stand 2010). Gold steigt demnach besonders zum Jahresende und zur Zeit des asiatischen Neujahrsfestes. Diesen Preisanstieg führen einige Marktbeobachter auf die Schmucknachfrage zu den Feiertagen zurück. Soweit plausibel.
Bei Silber dagegen ein deutlich anderer Verlauf: steigende Preise vor allem im Frühjahr, und zwar über das ganze erste Quartal, danach tendenzielle Preisschwäche unterbrochen von einem schwächeren Anstieg zur Jahresmitte. Zu stärkeren Einbrüchen kommt es im Lauf des Q2 und zu Beginn des Q4.
Hier kommt meiner Meinung nach der funktionale Unterschied zwischen den beiden Edelmetallen zum Ausdruck. Gold dient dekorativen und in begrenztem Umfang monetären Zwecken. Silber dagegen ist in erster Linie ein Industriemetall, nur gelegentlich zeigt sich seine monetäre Natur, wenn besonders starke Nachfrage seitens Investoren aufkommt. Das Nachfrageverhalten der Indurstrie darf dabei als verlässlicher und regelmäßiger erachtet werden als das der Inverstoren, deren Interesse an Silber hauptsächlich dann geweckt wird, wenn es zu Turbulenzen an den Aktienmärkten oder zu Währungsabwertungen kommt. Im Saisonalitätsdiagramm zeichnet sich wegen des zufälligen Investoreneinflusses somit vorwiegend die Industrienachfrage ab. Eine naheliegende Erklärung für den Saisonalitätsverlauf wäre also, daß Lagerbestände insbesondere von Legierungszusätzen oder in der umgesetzten Masse weniger bedeutenden Metallen in der Industrie zweimal im Jahr aufgestockt werden. Gewöhnlich geschieht das vor allem nach der Jahresinventur, was zum starken Preisanstieg in Q1 führt. Daneben findet oft zur Jahresmitte eine weniger wichtige Zwischeninventur statt, die als Ursache für einen entsprechend weniger starken Preisanstieg Anfang Q3 in Frage kommt. Soweit mein Erklärungsversuch bezüglich der Saisonalität von Silber.
Sobald der industriellen Nachfrage eine starke Nachfrage seitens der Investoren überlagert ist, wird dieser Zyklus im betreffenden Jahr natürlich erheblich gestört. Das Diagramm nutze ich demnach nur in ausgedehnten, ruhigen Marktphasen als "Taktgeber" für meine edelmetallbezogenen Anlageentscheidungen.
Besten Gruß
Fin.