san agustin hat geschrieben:
in anbetracht, dass sich silber in den letzten 12-24 monaten - trotz finanzkrise und apokalypse - nur sehr zäh entwickelt hat, erscheint mir doch nun das kursziel für die nächsten 6-9 monate mit knapp USD 30 für ziemlich euphorisch....
das bedeutet ja dann vom jetzigen zeitpunkt einen aufschlag von 50 % - mit welcher begründung in diesem kurzen zeitpunkt ?
hier gilt - wie auch für das normale leben:
eine glaskugel war hier wohl im spiel
Naja, also das mit dem "schleppend entwickelt" sehe ich eigentlich nicht so. Im November 2008 stand Silber bei ziemlich genau 9 US$. Jetzt bei über 20 US$. Das ist mehr als eine Verdoppelung in weniger als 24 Monaten.
Vor einem Jahr war Silber bei 16,50$. Auch das ist eine Zunahme um 25% in 12 Monaten.
Daher sehe ich es so das Silber die letzten 24 Monate eine überragende Performance hatte die so deutlich kaum zu erwarten war.
Was bringt nun die Zukunft ? (jetzt packe ich die Glaskugel aus und fange mal an zu spekulieren
Klar sind 50% wirklich eine sehr optimistische Prognose. Ich würde dafür auch eher einen Zeithorizont von 18 Monaten annehmen. Aber auch 6-9 Monate kann ich nicht ausschliessen.
Die Finanzkrise ist in den letzten 24 Monaten doch in den Medien mehr und mehr in den Hintergrund getreten. Aktuell geht man sogar wieder von blühender Konjunktur und einem wahnsinnigen Aufschwung in Deutschland aus. Die Krise ist vorbei oder zumindest das Schlimmste ist überstanden. So denkt doch der normale Bürger ... Aber stimmt das auch?
Ich sehe nicht was sich an den Ursachen der Krise tatsächlich verbessert hat. Die zu grossen Schuldenberge (im Umkehrschluss die zu grosse Geldmengen) haben wieder Vorkrisenniveau erreicht.
Zahlungsausfälle maroder Kredite und Anleihen wurden dadurch verhindert dass mit Hilfe von Staatsbürgschaften faule Kredite umgeschuldet werden konnten.
Diese faulen Kredite konnten bedient werden weil das Geld dafür aus neuen Krediten stammt. Diese neuen kredite wurden nur gewährt weil die Staaten jetzt dafür als "Retter der letzten Instanz" bürgen.
Somit wurden nur alte durch neue Kredite ersetzt.
An der Deckung dieser Kredite oder der Solvenz der Schuldner hat sich aber nichts wirklich verbessert.
Lediglich das Ausfallrisiko wurde verstaatlicht.
Den "schwarzen Peter" wenn der Kredit platzt haben nun die Staaten (und damit die Bürger) und nicht mehr die Banken, Versicherungen und Pensionsfonds. Zeitlich wurde das Problem in die Zukunft verlagert. Von "jetzt" auf "später" (dem Zeitpunkt der Fälligkeit des neuen Kredites).
Auch Bad Banks lösen keine Probleme sondern verdecken sie nur.
Eine faule Anleihe die in eine Bad Bank abgeschoben wird wird dadurch ja nicht mehr Wert. Der Wert der Anleihe muss nur nicht jetzt wertberichtigt werden sondern bleibt in den Büchern mit vollem Wert stehen. Läuft die Anleihe aus kommt die Stunde der Wahrheit. Wenn sie jetzt nicht bedient werden kann muss halt "spätestens dann" die Abschreibung erfolgen.
Was bleibt ist die Hoffnung auf ein Wunder. Bis zum Auslaufen der Anleihe wird diese hoffentlich im Wert wieder steigen ... Manch ein naiver Politiker träumt hier sogar schon von Gewinnen.
Ein dünne Hoffnung die meiner persönlichen Meinung nach sehr trügerisch ist und wenig Grundlage hat.
Bad Banks verlagern das Risiko hin zum Staat weg von den privaten Investoren die im Gewinnfall den Erlös eingesteckt hätten.
Mein Fazit: Die ganzen Rettungsaktionen, Bürgschaften usw. lösen keines der Probleme sondern erkaufen nur zusätzliche Zeit.
Im Prinzip ist dieser Zeit erkaufen ja auch notwendig und man müsste diese Zeit nutzen um das eigentliche Problem zu lösen. Genau dies sehe ich aber nicht. Noch nicht mal im Ansatz.
Die Regierungen bürgen zwar und privatisieren somit das Risiko sind aber machtlos die grundlegenden Probleme anzugehen.
Der Ausfall des Kredites (der irgendwann doch ansteht) wird somit die Regierungen (als Bürgen) und nicht mehr die ursprünglichen Kapitalgeber treffen. Da die Regierungen (entgegen allem was sonst behauptet wird) letztlich doch massgeblichen Einfluss auf die Zentralbanken haben wird dann das Geld wenn der Ernstfall eintritt meiner Meinung nach einfach durch die Zentralbanken gedruckt werden.
Das die Regierungen als Bürgen sich weigern ihrer Bürgschaft nachzukommen sehe ich nicht.
Bereits jetzt haben die meisten Regierungen jedoch schon so hohe Schuldenberge angehäuft das sie selbst mit künstlich niedrig gehaltenen Zinsen ihren Zinszahlungen kaum nachkommen können. Wer soll den Staaten denn die benötigten Gelder für ihre Bürschaften geben?
Der Steuerzahler? - Nein der ist ohneschin schon so ausgequetscht das da die benötigten Mengen trotz intensiver Bemühungen kaum herausgeholt werden können.
Private Investoren? - Die sind nicht so dumm ihr Geld zu Minizinsen zu vergeben und hohe Zinsen kann sich der Staat nicht leisten.
Quantitative Easing wird demnach sehr wahrscheinlich mit der Zeit mehr und mehr eingesetzt werden.
Es fehlt Geld? Kein Problem dann machen wir eben neues ...
Auf den ersten Blick wird dies alle Probleme lösen.
... bis das Vertrauen in die Währung mehr und mehr schwindet.
Die Leute werden ihr Geld (die Schulden der anderen) in Sachwerte zu tauschen beginnen. (Aus Misstrauen gegenüber der Geldwertstabilität.
Dieser Tausch wird zuerst da einsetzen wo man große Mengen Geld in wertbeständige leicht lagerbare und haltbare Realgüter umtauschen kann.
Rohstoffe und Aktien, Immobilien werden die sicheren Häfen sein wenn Staatsanleihen zu wanken beginnen.
Diese werden auf Grund der höheren Nachfrage bei begrenztem Angebot im Preis steigen. Steigende Preise wird jedoch neue Investmentnachfrage generieren. Invests reagieren hier umgekehrt zu Verbrauchsgütern. Wird ein Gut teurer versucht man normalerweise eher ein günstigeres Gut zu kaufen bzw. weniger davon zu Konsumieren.
Bei Geldanlagen ist es jedoch exakt umgekehrt. Steigt ein Invest (Aktie, Fonds, Grundstück, Rohstoff usw.) im preis wird man versuchen mehr Geld in dieser Asset-Klasse anzulegen. Daher entstehen somit leicht Spekulationsblasen. (siehe neuer Markt anno 2000)
Aktien und Immboilien können jedoch sehr leicht vom klammen Staat besteuert werden (und das wird passieren). Edelmetalle hingegen nicht.
Wenn keiner weiss das man EM hat kann auch keiner vom Verkauf Steuern verlangen.
Edelmetalle (natürlich nur das was man wirklich in physischer Form hat) sind da wie Schwarzgeld. Nur kann Schwarzgeld als Fiat-Money halt per Währungsreform entwertet werden. Gold und Silber als Währung entzieht sich jedoch dem Zugriff des Staates und kann weder per Dekret vermehrt oder vermindert werden.
ETFs, Zertifikate und co sind jedoch im Zweifelsfall besteuer- und beschlagnahmbar. Ich kann mir durchaus vorstellen das "zum Wohle der Allgemeinheit" der Besitz von EM, zusätzlich besteuert wird oder das ganze gar eingezogen oder gegen Festpreis zwangsgetauscht wird wenn der Staat den Zugriff auf EM hat bzw. von der Menge Kenntnis hat.
Da Fiat-Money per Dekret vermehrt werden kann und das auch zukünftig geschehen wird können Edelmetalle auf lange Sicht eigentlich nur relativ zum Fiat-Money Gewinne bringen.
Kurzfristig wird es aber wohl noch heftige Schwankungen geben. Insbesondere wenn die Industrie wieder kriselt, der Verbrauch des Silber zurückgeht, die Banken und Versicherungen EM verkaufen um ihre Kapitaldecke zu erhöhen wird es auch wohl wieder (wie 2008) heftige Preisstürze geben. Aber dies sehe ich eher als Kaufgelgenheit.
Die Chance ist hoch das die nächste Blase nach dem Platzen der Anleiheblase im Rohstoff-Sektor sein wird. Hier ist Silber der 1A-Kandidat für eine irreale Preisübertreibung. (so wie einst EM-TV am neuen Markt
)
Im Endeffekt läuft doch alles darauf hinaus ob man lieber eine Forderung gegen jemand hält (nichts anderes ist Fiat-Money) oder lieber einen realen Gegenstand. Hier ist mir aktuell der Spatz in der Hand (bzw. der Tiger auf der Münze) lieber als die Taube auf dem Dach (in god we trust
) und wenn die nächste Finanzkrise wirklich kommt und die Bondsblase platzt werden alle Leute nach sicherem Geld schreien und wie die Deppen ins Gold (und da das nicht mehr bezahlbar ist) auch ins Silber laufen.
Ich glaube das wird passierern. Garantieren kann ich es nicht und das ich mich irre ist selbstverständlich jederzeit möglich. Vielleicht fällt Silber auch binnen 2-3 Jahren wieder auf 5Us$ ab. Aber die Wahscheinlichkeit das wir einen Preis von 100€/Unze sehen halte ich für größer als das wir eine Unze für 5€ kaufen können.
Meine Hoffnung ist das Silber dauerhaft wertstabil bei aktuellen Preisen bleibt. (Dann passiert nämlich nichts schlimmes in der Finanzbranche). Und wenn die Unze in 20 Jahren immer noch unverändert bei aktuellen Preisen steht ist alles prima. Dann haben wir unsere Vermögensabsicherung auch nicht gebraucht weil das Finanzsystem nicht gecrashed ist.