Beitragvon gullaldr » 13.08.2015, 00:57
Da von den Vordiskutanten der Zusammenhang zur aktuellen Flüchtlingsdebatte gebracht wurde, möchte ich kurz darauf eingehen.
Ich habe heute auch in den Tagesthemen in Zusammenhang mit der täglichen Flüchtlings-Berichterstattung/-Belehrung mitgeteilt bekommen, dass wir weitere Einwanderung brauchen, um diese dann später in den Pflegeberufen für die alternde Gesellschaft einzusetzen. Das ist natürlich Humbug. Denn weder fährt in den Schlauchbooten das dazu geeignete Fachpersonal über das Mittelmeer, noch dürfte sich die gesetzliche Pflege in den kommenden Jahrzehnten ohne massive Gebührenerhöhungen überhaupt staatlich bezahlen lassen. Irgendwer muss ja schließlich die nötigen Euro dafür locker machen. Kurzfristig bis 2017 geht ohnehin überhaupt nichts.
Es kommt aber noch ein anderer Aspekt hinzu. Die "antirassistische" Denkweise derjenigen, die heute der "Willkommenskultur" das Wort reden, ist nämlich selbst zutiefst kolonialistisch und mehrfach rassistisch geprägt. (Ich benutze diese Worte hier mal, ob wohl ich es sonst vermeide, weil sie längst völlig missbraucht wurden.) Rassistisch zum einen gegenüber der angestammten Bevölkerung, der es einfach zugemutet wird, ohne jede festgelegte Begrenzung alle ins Land kommenden Leute aufnehmen und versorgen zu müssen. Rassistisch deshalb, weil die gleichen Leute es beklagen (würden), wenn im gleichen Ausmaß Chinesen nach Tibet einwandern, weiße Siedler ins brasilianische Indianerland vordringen oder deutsche Rentner sich noch in viel massenhafter Weise als bislang auf Mittelmeerinseln breit machen würden. Den Tibetern, Indianern und feurigen Mittelmeerinsulanern soll abgesehen vom Devisen einbringenden Kurz-Tourismus keine Willkommenskultur abverlangt werden, den Europäern hingegen schon. Rassistisch und kolonlialistsch ist die Haltung aber auch gegenüber den Einwanderern. Zum einen dient der Flüchtling als Projektionsfläche für in ihrem Helferdrang unausgelastete Bürger. Er wird zum unmündigen Ersatzbaby, das man versorgen, hätscheln, umgarnen muss, und dem dann vermutlich zu RTL-Hintergrund-Musik Tränen der Dankbarkeit die Wangen runterkullern sollen. Als souveränes Subjekt, somit als vollwertiger, ernst zu nehmender Mensch mit eigenen Interessen und Machtansprüchen wird der so Umgehegte hingegen gar nicht wahrgenommen. Und, um zum eigentlichen Thema zu kommen: Der junge Nigerianer, der mit teils überbordenden Konsumwünschen heute in Italien und kurz darauf in Deutschland anlandet, soll nach der Vorstellung einiger hiesiger Sozialingenieure und Fernseh-Redakteure hierher kommen, um dann deutschen Omas für einen Mindestlohn die Po abzuwischen? Welche kolonialistische Vorstellung ist dies denn? Er wird höchstwahrscheinlich herzlich darüber lachen. Und er hat möglichenfalls ganz andere Pläne. Verübeln kann ich ihm das nicht.