Hallo Vargas
Ende der 90er - das muss noch richtig Abenteur gewesen sein. Dann würdest Du einen Schock bekommen, wenn Du heute wieder in diese Städte kommen würdest. 2006 wurde ein Autobahnring um Foshan fertiggestellt, vier Spuren für jede Richtung plus 2 oder 3 spurige An- und Abfahrtswege nebendran. Durch Shunde wurde die G105 zu einer Schnellstraße ausgebaut, Kreuzungsbereiche wurden entweder durch Brücken oder Tunnel entschärft. Es gibt jede Menge neuer Brücken über den Seitenarmen des Pearl und die umliegenden Städte wurden mit einem Sky-Train mit dem neuen Hauptbahnhof des CRH in Guangzhou verbunden.
Ein Freund hat die Entwicklung vom Shenzhen miterlebt. 1986 stand dort noch kein Stein auf dem Anderen. Einer Anekdote nach soll Deng XiaoPing mit einem Zirkel auf der Karte einen Kreis geschlagen haben mit den Worten: "Hier bauen wir eine neue Stadt." Heute zählt Shenzhen zu den modernsten Städten der Welt mit fast 20 Millionen Einwohnern. In China hat sich seit dem Aufbau der Stadt der Begriff "Das Shenzhen Tempo" geprägt.
Eine Fahrt von Shenzhen nach Zhongshan hat in den 90igern noch über 8 Stunden gedauert und glich wohl mehr einer Safarifahrt, weil es keine befestigten Strassen gab. Dieses Jahr soll die längste Brücke der Welt fertiggestellt werden, die dann Hong Kong direkt mit Macau verbindet.
Aber auch heute gibt es noch Gegenden in China, die eher an das Mittelalter als an das 21. Jahrhundert erinnern. In dem Heimatdorf meiner Frau im Nordwesten der Hunan Provinz zeigen nur die Stromkabel, das es zu einer moderneren Welt gehört - der Rest? In den Häusern gibt es weder fließend Wasser noch Sanitäre Anlagen oder Heizungen, selbst der Boden besteht noch häufig aus festgestampften Lehm. Glück hat der, der eine Quelle in der Nähe des Hauses hat, derjenige muss nicht weit laufen um Wasser zu holen.
Ich durfte zu Gast bei einem Freund in seinem Heimatdorf in der Guangxi Provinz sein - ich war der erste Ausländer in dem Dorf, selbst während der Kriegszeit mit Japan wurde das Dorf verschont, weil es sehr abgelegen und schwer (einziger Zugang über eine Hängebrücke) zu erreichen ist. Ich habe gelernt, je einfacher die Menschen, desto herzlicher die Gastfreundschaft. Seit dem frage ich mich manchmal, wer ein glücklicheres und zufriedeneres Leben führt --- klar zu sagen ist, ich wurde als Deutscher auf der Sonnenseite des Lebens geboren!
Hallo Peter,
Ich bin nicht schüchtern
eher haben mich die letzten Jahre gelehrt bescheiden zu sein.
Als ich 2005 in Hong Kong die Leuchtenmesse besuchte, die immer Ende Oktober stattfindet, lud uns unser Chef zum Oktoberfest ein, das auch jedes Jahr im Oktober von dem Manager des Marco Polo Hotel in HK Kowloon veranstalltet wird. Dort sah ich einen Ausländer, der rechts und links eine schöne Asiatin im Arm haltend, zwischen seinen frech grinsenden Lippen eine dicke Zigarre umherwabbelnd einen jungen Mann in den Hintern trat - und alle umstehenden Leute mussten lachen, weil das arrogante A....gesicht wahrscheinlich ein dicker Boss war --- als ich diese Szene beobachtete, habe ich mich geschämt ein Ausländer zu sein.
Ich habe seit dem viele Menschen kennen lernen dürfen - superreiche Leute oder arme Schlucker. wobei die armen Schlucker oft manierlicher sind als die superreichen Leute. Wer reich ist muss nicht unbedingt klug und gescheit sein - und wer arm ist muss nicht zwangsläufig ein dummer Mensch sein - der eine hatte Glück und bekam Chancen, der andere nicht. Die Reichen sind nicht besser und die Armen nicht schlechter - jeder ist so wie er ist.
Mich hat das Leben gelehrt das ich Glück hatte...
...diese Erkenntnis hat mich Bescheidenheit gelehrt und ich bin dankbar, das mich die Einheimischen, ob arm oder reich, dieses Landes so freundlich aufgenommen haben und an ihrem Leben teilhaben lassen. Nicht jeder Ausländer hat das Glück so freundlich in der Fremde aufgenommen zu werden...
In diesem Sinne wünsche ich Euch ein schönes und friedvolles Wochenende, Euer Lifthrasir