999.9 hat geschrieben:Der ISAF-Oberkommandierende General McChrystal hat das ganz anders gesehen. Er wollte damals Oberst Klein entmachten, was aber am Widerstand des BMVg gescheitert ist.
Das waren Machtspiele. Die Kritik von McChrystal rührte aus der ständigen Kritik deutscher Politiker an den amerikanischen Drohneneinsätzen. Dies war ein guter Moment um auf dieser Ebene zukünftigen Kritiken entgegen zu wirken. Das funktioniert auch bis heute sehr gut oder hat es seitdem jemals wieder großen Wirbel um diese Einsätze gegeben?
999.9 hat geschrieben:Die Tatsache, dass sich da ein Dorf über den Inhalt der Tanklaster hergemacht hat (die Fahrzeuge selbst waren tief im Sandbett des Flusses festgefahren und stellten somit ohnehin keine Bedrohung für das Feldlager dar) beweist, dass es den Kämpfern nur darum ging, dass sie zumindest noch etwas Sprit retten wollten, bevor am Tag die ISAF wieder die Fahrzeuge flott gemacht hätten. Oberst Klein hat direkt gegen die Einsatzdirektive verstoßen und eine direkte Bedrohung für Leib und Leben der Soldaten vorgetäuscht. Das hat McChrystal völlig zu Recht verärgert.
Ich gebe dir insofern Recht, dass "Dorfbewohner" vor Ort waren um den Taliban zu helfen, die Fahrzeuge aus der Sandbank zu befreien. Nun muss man jedoch beachten, dass es um Kunduz Ortschaften gab und gibt, die mit den Taliban sympathisiert sowie Unterschlupf und Nachschub gewährleistet haben. Andere haben sich dem verweigert und mit der NATO gegen die Taliban direkt gekämpft. Da du anscheinend die ein oder andere zugängliche Quelle studiert hast, wirst du herausfinden, aus welchem Ort die "Dorfbewohner" kamen.
999.9 hat geschrieben:Tatsächlich hat sich nach dem eigenmächtigen Handeln von Oberst Klein die Lage für die ISAF deutlich verschlechtert, da die Taliban aus dieser Aktion neue Freiwillige rekrutieren konnte. McChrystal, der ja auch der Kommandeur des Joint Special Operations Command war wußte, dass dieser ärgerliche Vorgang auch die Arbeit seiner Spezialeinheiten tief in Feindesland deutlich schwieriger machen würde.
Das ist schlichtweg eine falsche Einschätzung der Lage. Wie bereits beschrieben, wurden durch diesen Luftschlag die Gruppierungen der Taliban und deren Sympathisanten zerschlagen. Auch haben sich dadurch nicht auf einmal neue Freiwillige rekrutieren lassen. Die Kämpfer, die getötet wurden, kamen auch nicht aus Kunduz oder Umgebung sondern sind aus anderen Landesteilen eingesickert, um den Krieg in der Fläche auszuweiten. Zum Aufbau einer neuen Gruppierung bedarf es also auch den Abzug von Kämpfern aus anderen Gebieten. Auch bei den Taliban wachsen die Bäume nicht in den Himmel bzw. stehen hunderte neue Kämpfer von heute auf morgen in der Reihe.
999.9 hat geschrieben:Oberst Klein wurde von seiten des BMVg auch nur protégiert, da er intime Kenntnisse über die Task Force 47 hatte, die man ungern in die Öffentlichkeit "durchgeleakt" gesehen hätte. Das KSK und Teile der Fernaufklärerkompanien haben -jenseits der Kenntnis des Bundestags- Operationen durchgeführt, die weit jenseits des ISAF-Mandats gedeckt gewesen wären. Die Öffentlichkeit und auch unser Parlament erfuhr überhaupt erst durch diesen Vorfall von der Existenz dieser speziellen Taskforce.
Das lasse ich so stehen ohne es zu kommentieren oder zu bewerten.
999.9 hat geschrieben:Logisch, dass bei der Truppe solche Aktionen zuerst begrüßt werden, sieht man jedoch mal etwas tiefer, dann erkennt man, dass Oberst Klein sich auf Informationen eines afghanischen Beobachters vor Ort verlassen hat.
Auch das ist nicht richtig. Aufklärungskräfte in der Luft und am Boden waren über die Lage vor Ort im Bilde.
Um zu verstehen, weshalb dieser entführte Tanklastzug als unmittelbare Bedrohung eingeschätzt wurde, solltest du recherchieren, was einem anderen Feldlager und den dort stationierten Soldaten einige Tage vorher widerfahren ist.
Zusammengefasst rechtfertige ich nicht den ISAF-Einsatz in Afghanistan. Im Gegenteil stimmt es mich traurig, dass viele Kameraden für nichts gefallen sind. Wenn man allerdings solche Befehle und deren Konsequenzen vernünftig bewerten will, bedarf es auch einer Betrachtung aus militärischer Sichtweise. Die dazu notwendigen Quellen wirst du jedoch weder in einer Zeitschrift noch bei Wikileaks finden.