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Ende der "Globalisierung"?

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999.9
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Ende der "Globalisierung"?

Beitragvon 999.9 » 08.10.2008, 20:26

Nachdem die ganze Welt "globalisiert" wurde (ich mochte das amerikanische Kunstwort für Extremkapitalismus noch nie und mittlerweile weiß ich auch genau warum!), schwingt jetzt das Pendel zurück und Wirtschaftsleute wie der Wirtschaftshistoriker Abelshauser sprechen wieder von einem "rheinischen Kapitalismus", der wohl für Deutschland als System besser geeignet wäre. Finde ich eine interessante Sichtweise, auf diese Art wären dann wohl auch die Wirtschaftssysteme untereinander nicht ganz so fragil, da sie auf regional unterschiedlichen Systemen basierten.

Ich denke, dass es zumindest eine Chance wäre, denn der Coca-Cola-Kapitalismus ist ans Ende gekommen und die Zinsschraube, die alles aus dem System herausgequetscht hat, tat ihr übriges dazu bei. Gewürzt mit einer Menge ungesunder Cowboy-Diplomatie ist der Scherbenhaufen genannt Finanzkrise herausgekommen, aus dem wiederum ein Herauskommen fast unmöglich scheint! :shock:

Was denkt die silber.de Community über diesen Denkansatz?

http://www.tagesschau.de/wirtschaft/bankenkrise118.html
Nichts hasst der im Denken geschulte mehr als die Negation der Logik.
Eine Unze bleibt eine Unze bleibt eine Unze! "Man kann manche Menschen immer und alle Menschen manchmal täuschen, aber man kann nicht alle Menschen immer täuschen." Abraham Lincoln (1809-1865)

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1000er Fein
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Beitragvon 1000er Fein » 08.10.2008, 21:07

Nach diversen Kriegen oder Katastrophen haben sich Länder schon öfter abgeschottet, vor allem die Amis. Vielleicht werden die sich, auch mit einem neuen Presidenten, nicht mehr überall einmischen und erst mal vor der eignen Tür kehren? Ok, wunschdenken :roll

Wer Finanznachrichten schon länger liest, weiß wie sich z B kleine Kommunen bei Immobielen spekulationen auf der anderen Seite der Welt die Finger verbrannt haben etc. Gerade von diesen sind jetzt weniger gewagte und viel mehr konservative, solidere Anlagen zu erwarten.

Ich glaube wir bekommen bald einen Banken-Tüv :wink: :evil:
Es werden in nächster Zeit bestimmt noch viele neue Vorschriften für Banken kommen...

Deutschland steht zum Glück für Qualität, weswegen weitherin BMW, Benz und Porsche exportiert werden, wenn auch ein paar weniger.

Vielleicht werden dann Deutsche Großkonzerne wieder mehr in Deutschland Investieren ? ...

Bleibt eigenlich nur noch die frage von/angst vor der Derivate-Blase ...

Wenn die erst mal komplett platzt ... :shock:

Silberklang
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Beitragvon Silberklang » 09.10.2008, 12:18

> 999.9: Da stimme ich zu: Ich denke, die meisten Leute kennen sich nicht gut genug aus,
um wirklich mitreden zu können (ich bin selber nur etwas angehaucht, was ökonomische
Themen betrifft). Da tut es gut, jemanden wie Prof. Werner Abelshauser zu lesen, der daran
erinnert, daß wir in Deutschland ein Gemeinwirtschaftsmodell hatten:

Abelshauser:
»Dieses Modell ist in der deutschen Wirtschaftsgeschichte immer wieder angewendet worden,
zum Beispiel nach dem Ersten Weltkrieg. In diesem Modell wird der Aufsichtsrat nicht einfach
durch Beamte der Finanzbehörden ersetzt. Vielmehr werden die Aufsichtsräte nach einem
gesellschaftlich repräsentativen Modell besetzt. Einerseits wären private Anleger repräsentiert
und, wie schon jetzt, die Arbeitnehmer, andererseits der Staat und die Öffentlichkeit, die
Verbraucher.«

tagesschau.de:
»Was wäre der Vorteil? Würden diese Banken mit mehr Augenmaß agieren?«

Abelshauser:
»Das Handeln sollte natürlich weiter profitorientiert sein. Aber die Regeln, innerhalb derer
dieser Profit erwirtschaftet wird, wären besser durchzusetzen. Das Bankensystem könnte
sich nicht, wie im vergangenen Jahrzehnt geschehen, verselbständigen. Die Mentalität, eine
Rendite von 25 Prozent plus X anzustreben, gäbe es dann nicht mehr. Es würden nicht mehr
Methoden angewendet, die möglicherweise im amerikanischen System sinnvoll waren,
aber nicht im deutschen. Unser System ist auf Langfristigkeit und Nachhaltigkeit angelegt,
weil es hier um Qualitätsproduktion geht, die eine langfristige Unternehmensperspektive
verlangt.«

Danke für den Link!


> 1000er fein: Genau richtig: Deutschland steht zum Glück für Qualität!

Wenn wir wissen, daß es unterschiedliche Modelle gab und gibt und wir damit Optionen
= Wahlmöglichkeiten haben, und wenn wir vor allem nicht alles nachmachen, was an
"Gierpolitik" - mit netten Worten verkleidet - über den großen Teich zu uns kommt,
dann sollten wir uns auch einmischen und entsprechende politische Forderungen stellen.
Schreiben an Abgeordnete oder zuständige Ministerien bringen mehr als wir denken.

Ich finde, daß Nachhaltigkeit und Qualität Tugenden sind, die wir hochhalten sollten.
Qualität der Arbeit, der Produkte, aber auch der Altersversorgung / Pflege und sozialen Sicherung. Demgegenüber sollte es eine soziale Ächtung der Bereicherung auf Kosten
sozial Schwächerer geben. Wenn es nicht mehr „schick“ ist, sondern nur noch dämlich,
seine „Reichtümer“ (= Bereicherung) zur Schau zu stellen, dann ändert sich vielleicht etwas.
Nachhaltiges Denken und Handeln wäre hier eine neue Devise, also u.a. die Erkenntnis,
das ich mir selber nutze, wenn ich andere unterstütze und so zu einem „Gemeinwohl“
(englisch: common wealth) beitrage.

Silberklang
"Eine Investition in Wissen bringt immer noch die besten Zinsen." (Benjamin Franklin)
»Die Sonne scheint - das Gras wächst.« (Das Leben)
erfolgreich gehandelt mit: Sascha2711, galabau, Silverwolf, jensdiver, Exil-Badener


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