Aktuelle Zeit: 21.05.2024, 15:24
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Betonsammler hat geschrieben:
Und jetzt stellen wir uns alle die Frage: "Was macht diese Aussage mit unserem Geld?"
Der starke Euro ist bei der EZB „nicht willkommen“
Auch anderen Volkswirten fiel dieser Umstand direkt auf. „Neu ist dagegen die Aufnahme des Wechselkurses in das Eingangsstatement, was ein klares Zeichen für die Besorgnis des Zentralbankrates ist“, schrieb DWS-Ökonomin Ulrike Kastens in einem Kommentar. Laut Kastens sei die Euro-Stärke „vor dem Hintergrund einer ohnehin zu erwartenden Verfehlung des Inflationsziels nicht willkommen“.
Trotz der recht eindeutigen Positionen der EZB-Entscheider legte der Euro am Freitag, wie auch zum Auftakt der neuen Woche, wieder zu. Der Markt hatte offenbar „mehr Gegenwehr“ erwartet, wie Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer kommentierte. Denkbar ist aber auch, dass sich die Währungshüter nun erstmal vorsichtig an das Thema herantasten.
Lagarde erwähnte ja selbst, dass der Wechselkurs nicht im Mandat der EZB festgeschrieben ist. Also muss die EZB hier subtiler vorgehen, und mit solchen eingeworfenen Fetzen durchsickern lassen, welchen Trend beim Euro sie sich wünscht. Eine offenkundigere Manipulation des Wechselkurses würde, selbst wenn das zum Nutzen der Eurozone wäre, sofort neue Debatten um die Kompetenzüberschreitungen der EZB entfachen.
Ökonomen erwarten auch, dass es nicht bei der rein verbalen Einflussnahme bleiben wird. Derzeit überprüft die EZB nämlich ihre geldpolitische Strategie – ein guter Anlass, den Weg für eine weitere Lockerung zu ebnen. So prognostiziert Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer, dass die EZB die Geldschleusen im Rahmen der PEPP-Anleihenkäufe (Pandemic Emergency Purchase Programme) nochmal weiter öffnen wird. Der Umfang dürfte zu Beginn des neuen Jahres um 300 auf 1650 Milliarden Euro erhöht werden.
Wichtige Grenze bei 1,33 Dollar je Euro
"In ihren September-Projektionen hat die EZB einen Euro-Dollar-Kurs von 1,18 bis zum Ende des Projektionshorizonts 2022 unterstellt" erklärt Michael Schubert, EZB-Experte bei der Commerzbank. "Bei einer 13 prozentigen Aufwertung errechnet sich ein Kurs von 1,33 Dollar, was gemäß Modellschätzung 2022 zu einer um knapp 0,5 Prozentpunkt niedrigeren Wachstums- und Inflationsdynamik führen würde. Bei einer Revision in diesem Ausmaß nach unten dürfte die EZB mit ziemlicher Sicherheit Gegenmaßnahmen ergreifen."
Bei einer Aufwertung leicht über 1,20 dürften sich die Projektionen dagegen lediglich kaum ändern, sodass eine Reaktion der EZB wohl eher ausbleiben dürfte, schätzt Schubert. Fällt die Aufwertung halb so groß aus wie oben unterstellt (Euro-Dollar-Kurs von 1,25), ergibt sich rein rechnerisch eine knapp 0,25 Prozentpunkt niedrigere Wachstums- und Inflationsprojektion. Auch bei einer Revision in dieser Größenordnung erscheint ein Eingreifen der EZB gut möglich."
EZB könnte mit ihrem US-Pendant Fed gleichziehen
Außerdem sieht Krämer im Rahmen der Strategieüberprüfung hohe Chancen, dass die EZB ihr Inflationsziel ändert. Hierbei dürfte die EZB auch den starken Euro als Argument nutzen. Krämer erwartet, dass die Währungshüter das Preisziel von knapp zwei auf schlicht zwei Prozent ändern wird. Damit läge die Messlatte für einen Ausstieg aus der extrem expansiven Geldpolitik etwas höher.
Zusätzlich könnte die EZB mehr Wert auf Symmetrie legen. Heißt: Lag die Inflation lange unter dem Zielwert, darf sie auch ruhig eine Zeit lang über dem Zielwert liegen, bis der gemittelte Wert genau auf dem Zielwert liegt. Mit anderen Worten: Die Inflation wird laufen gelassen, was tendenziell für eine noch längere, expansive Geldpolitik spricht. Das, soweit die Theorie, würde dem starken Euro entgegenwirken.
Damit spielt die EZB aber auch mit Feuer. Eine Notenbank hat nämlich jüngst ein solches, durchschnittliches Inflationsziel adoptiert – die US-Notenbank Federal Reserve. Damit haben die US-Kollegen von Lagarde & Co. ihre lockere Geldpolitik auf Jahre zementiert. Zieht die EZB gleich, riskiert sie damit womöglich eine Art geldpolitischen Rüstungswettlauf.
Ein schwacher Dollar kommt der Fed nicht ungelegen - und auch Trump nicht
Denn der schwache Dollar kommt den USA nicht ungelegen. Einerseits hilft er dabei, das Preisziel durch den Effekt importierter Inflation – teurerer Einfuhren – zu erreichen. Auf der anderen Seite ist das auch genau das, was sich US-Präsident Donald Trump jahrelang wünschte. Berühmt ist beispielsweise Trumps Klagen gegen den damaligen EZB-Präsidenten Mario Draghi, dem er auf Twitter vorwarf, den Euro absichtlich unten zu halten.
„Er macht den Wettbewerb mit US-Unternehmen unfairerweise einfacher. Seit Jahren kommen sie damit davon!“ zeterte Trump damals. Einen prominenten Kritiker hätte die EZB also schon, wenn sie sich wirklich auf einen Währungskrieg mit der Fed einlässt. Schon die konkrete Erwähnung des starken Euros lässt sich als Provokation gegenüber den US-Währungshütern interpretieren.
Eine Rolle könnte, sofern er nach der Wahl noch im Amt ist, dabei auch Präsident Trump spielen. Der fordert von der Federal Reserve regelmäßig mehr Einsatz gegen eine Dollar-Aufwertung, wie etwa in nachfolgendem Tweet aus dem vergangenen Jahr.
Trump ist dabei egal, dass wie bei der EZB auch, die Kontrolle des Wechselkurses gar nicht im Mandat der Fed festgehalten ist. Ob das die Fed davon abhält, sich einen Schlagabtausch mit der EZB zu liefern, sollten Lagarde & Co. stärker versuchen, am Euro-Kurs zu drehen, ist aber eine andere Sache.
Bei der "Leverage Ratio" werden die Geschäfte einer Bank unabhängig vom Risikogehalt pauschal ins Verhältnis zum Eigenkapital gesetzt. Vom 28. Juni 2021 an sollen die Banken im Euroraum nach den Vorgaben der Aufseher einen Wert von 3,0 Prozent erreichen. Die nun beschlossene Ausnahmeregelung würde nach EZB-Angaben basierend auf Daten von Ende März 2020 die Gesamtverschuldungsquote von 5,36 Prozent um etwa 0,3 Prozentpunkte erhöhen.
Die Europäische Zentralbank (EZB) kommt Banken in der Corona-Krise weiter entgegen. Bei der Verschuldungsquote ("Leverage Ratio") gilt für die Institute im Euroraum vorübergehend eine Ausnahmeregelung: Die Banken dürfen bei der Berechnung der Quote bestimmte Vermögenswerte wie Einlagen bei der Zentralbank ausnehmen. Das ermöglich ihnen eine höhere Quote. Die Regelung gelte bis zum 27. Juni 2021, teilte die EZB am Donnerstag in Frankfurt mit.
Auch Kapitalvorgaben für Banken vorübergehend gelockert
Die Aufseher im Euroraum hatten wegen der Corona-Krise bereits unter anderem ihre Kapitalvorgaben für Banken vorübergehend gelockert. Auch andere Notenbanken wie die Fed in den USA lockerten beispielsweise die Verschuldungsregeln für große Institute.
EZB verweist auf „außergewöhnliche Umstände“
Der EZB-Rat als oberstes Entscheidungsgremium der Notenbank begründete die Ausnahmeregelung mit der Pandemie, die alle Volkswirtschaften des Euro-Raums „auf beispiellose und tiefgreifende Weise“ getroffen habe. Daher sei „das unbeeinträchtigte Funktionieren des geldpolitischen Übertragungskanals“ über die Banken besonders wichtig.
Nach Ansicht des EZB-Rates ist daher die Bedingung außergewöhnlicher Umstände erfüllt, „die den vorübergehenden Ausschluss bestimmter Engagements gegenüber Zentralbanken von der Berechnung“ rechtfertigen.
Die Aufseher im Euro-Raum hatten wegen der Coronavirus-Krise bereits unter anderem ihre Kapitalvorgaben für Banken vorübergehend gelockert. Auch andere Notenbanken wie die Fed in den USA lockerten beispielsweise die Verschuldungsregeln für große Institute.
Turnbeutelvergesser hat geschrieben:Die ganzen osteuropäischen Währungen sind nach der Wende zusammen gebrochen. Meines Wissens ist keine der konvertierbaren Nachfolgewährungen mit Gold garantiert.
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