Beitragvon Silberwolf » 28.12.2016, 14:05
Zu den MOOCs: Das große Problem ist die (noch) fehlende Anerkennung durch Universitäten und Arbeitgeber. Sind die Angebote gut? Teilweise ja, teilweise nein. Kann man sie sich auf einen regulären Studiengang anrechnen lassen? Bis auf wenige Ausnahmen ein ganz klares Nein. Werden diese Weiterbildungsangebote von Arbeitgebern ernstgenommen? In der Regel auch noch nicht, von Ausnahmen abgesehen (mein Fachbereichsleiter z. B. fand es super, dass ich mich bei Coursera weitergebildet habe, aber in der Regel ist die Akzeptanz noch nicht hoch). Können diese Kurse daher ein reguläres Studium oder eine Ausbildung ersetzen? In aller Regel ebenfalls ein deutliches Nein, wobei sich das in Zukunft ändern könnte.
Coursera ist übrigens auch nicht komplett kostenlos. Ja, man kann die meisten MOOCs kostenlos belegen und durcharbeiten, aber die Tests werden in der Regel nur freigeschaltet, wenn man für das Zertifikat zahlt (rund 50 Euro pro Kurs). Allerdings bietet Coursera auch finanzielle Hilfe (Verzicht auf Zertifikatsgebühren) an, wenn man nachweisen kann, dass man sich die Gebühren nicht leisten kann.
Zum Studium: Ich spare durch meinen Semesterbeitrag im Schnitt 30 - 50 Euro im Monat für meine Fahrkarte (weiß grad nicht genau, wie viel ich regulär für die Monatskarte zahlen müsste). Meine Nebenkosten sind dank Studium also sogar geringer, als wenn ich nicht studieren würde. Studiengebühren zahle ich keine direkten (nur über Steuern). Die meisten Texte und Bücher werden von den Professoren über Moodle zur Verfügung gestellt oder sind in den Uni-Bibliotheken erhältlich, dafür fallen also auch keine oder nur geringe Kosten an.
Vergleich USA: Je nach College oder Uni und je nach Studiengang und Abschluss (Associate's Degree, Bachelor, Master) Semestergebühren irgendwo zwischen 800 und über 10.000 Dollar, dazu kommen Kosten für Bücher, die teilweise pro Buch (!) 200 Dollar und mehr kosten und verpflichtend sind, und die normalen Lebenshaltungskosten. Zinsfreies BaföG wie in Deutschland gibt es nicht, man hat also entweder Glück und bekommt ein Stipendium (voll oder teil), hat reiche Eltern, oder häuft Schulden an, weil man selbst mit Nebenjob die Kosten nicht decken kann. Ja, es gibt deutlich mehr Stipendien als in Deutschland, und ja, es gibt günstige und weniger günstige Optionen. Fakt ist aber, dass man in den USA für die in der Regel (bis auf wenige Ausnahmen) notwendige Berufsausbildung studieren muss und dafür oft Schulden aufnehmen muss, weil man sonst keine Chance hat, jemals einen anspruchsvollen und gut bezahlten Job zu erhalten.
In einer irrsinnigen Welt vernünftig sein zu wollen, ist schon wieder ein Irrsinn für sich.
(Voltaire)
Ich hab jetzt einen Bewertungsfaden: http://forum.silber.de/viewtopic.php?f=28&p=560830#p560830