Beitragvon Nappo » 06.08.2013, 15:50
Ich stimme Euch in vielem zu. Aber im Detail sind manche Sachen doch etwas komplizierter.
Die Meisten können sich gar nicht selbst versichern, z.B. bei Direktversicherern, weil sie gar nicht wissen was sie machen sollen und wie. Deshalb bleibt der Marktanteil seit Jahren bei den Direktversicherern eher gleich als das er steigen würde.
Es geht ja auch nicht daum, dass man keine Versicherungen bräuchte, sondern um die Vorgehensweise in der Praxis.
Immer wieder traf ich Kunden an, die schlicht falsch versichert waren. Es ist auch ein Märchen, dass die Deutschen überversichert wären. Das sind sie nicht. Sie sind falsch versichert.
Einen Versicherungsfachmann als Fuzzi zu benennen ist leider üblich. Aber zu glauben, er hätte nichts gelernt, ist etwas verwegen. Es gibt viele Vertreter die meiner Meinung nach wirklich überhaupt keinen Schimmer haben von entsprechenden Hintergründen und Alternativen. Es gibt aber auch Leute, die sich ständig weiter bilden. Ich kenne Makler (beispielsweise auch Makler die im Industriegeschäft oder der betr. Altersversorgung unterwegs sind), die ein außerordentlich hohes Fachwissen haben. In dieser Branche gibt es auch Leute, die mit manchen Themen Steuerberater und Rechtsanwälte bei Weitem übertrumpfen können! Die Versicherungsbranche ist durchaus nicht blöd! Auch ich habe diverse IHK zertifizierte Weiterbildungen und Prüfungen abgelegt. Mich als dummen Fuzzi hinzustellen und zu sagen, ich hätte nichts gelernt, berührt mich nicht mehr. Das ist schier auch ein Teil des Unwissens desjenigen der da los schimpft.
Ich hatte es in einem anderen Thread auch mal beschrieben, dass sich die deutschen Kunden um eine tatsächlich gute Beratung einen Sch....Dreck kümmern. Stattdessen wird der medial geförderte Volkssport am Jahresende gefördert, der dann wie folgt endet :
"Du! Kannst Du mal gucken, ob mein Auto wieder billiger gemacht werden kann?" Das ist für Manche das einzige Thema was die interessiert. Und dann glauben sie auch noch, sie wären wahnsinnig clever. Bei vielen anderen Dingen schmeißen sie dann das Geld zum Fenster raus.
Mal ein paar Beispiele :
1. (Als eine BAV auf eine andere Firma umgeschrieben werden sollte) :"Ach ne. Mein Audi ist mir jetzt gerade wichtiger. Ich muss jetzt erst mal die KFZ Vers. zahlen.
2. "Eine BU brauche ich nicht! (so eine PTA dies sagte). Ich gehe dann eben zum Amt und kriege Hartz IV.
3. Oder anders :"Was soll ich mit den hohen Ausschüttungen? Dann muss ich ja auf die 8% Ausschüttungen Steuern zahlen! Ach ne. Dann bringe ich das zur Bank und schreibe es schnell auf meine Tochter. Da kriege ich zwar nur 1% aber ich habe eine Nichtveranlagungsbescheinigung. (Was natürlich auch einem Steuerbetrug gleich kommt)
4. Ich kriege doch Rente. Da mach ich nicht noch eine LV. Ich brauche später sowieso weniger Geld. Außerdem geht eh alles kaputt. Wenn ich was abschließe, dann geht das auch kaputt. Also mache ich lieber gar nichts!
5. Was? Die Versicherung ist tatsächlich so günstig? Aber ich kenne die ja gar nicht. Da bleibe ich lieber bei meiner. Die sitzen da nebenan in Dings.
Schlag Dich mal mit diesen FUZZIS herum! Da triffst Du auf die geballte Tyrannei des geistig unterirdischen Daseins.
Im Gegenzug ist es aber auch so, dass eben viel bei Beratungen schief läuft. Schaut Euch mal sogenannte Starter-Pakete der Banken an, die den Azubis verkauft werden. Da wird einem schlecht.
Was ich den Azubis anbot etc etc. will ich jetzt nicht weiter breit treten, es sei denn es besteht Interesse. Aber die Leute wurden von mir beraten und es wurde ihnen gesagt, dass sie jetzt noch die Chance hätten, nicht nur alles richtig zu machen, sondern eben auch günstig und das sie aufpassen sollen.
Ich denke, dass wir uns nicht darüber streiten müssen, dass zB eine Risiko-LV etwas sinnvolles ist. Als auch manch andere Vers.
Wie werden Vertreter i.d.R. bezahlt ?
Früher bekam man einen Bestand der oft groß genug war, dass man erst einmal von den Bestandsprovisionen (hier ist Sachgeschäft wichtig) leben konnte und sich was aufbauen konnte. Klar, war das auch an Vorgaben der Vers. geknüpft.
Schon vor langem kam die neue "Ideologie" auf, dass Menschen nur dann arbeiten, wenn man sie unter Druck setzt (was so ziemlich der mittelgrößte Schwachsinn ist, der in der Wirtschaft vertreten wird).
Man machte die Bestände immer kleiner und schickt die Leute in die Kaltaquise (und verbrannte sie da). Um überhaupt am Anfang leben zu können, gibt man den Vertretern so zwischen 1.000 und 2.000 Euro brutto als Fixum. Das ist so die Regel. Ausnahmen gibt es natürlich.
Diese Leute gelten als Selbständig ! Was da 1.500 Euro brutto bedeuten, muss ich hier nicht erläutern. Darauf kommen dann die Provisionen.
Wer glaubt, heute wird mal eben so eine LV verkauft, ist tüchtig auf dem falschen Dampfer. Also wackeln die los und drücken die Leute.
Das ist von den Versicherungen so gewollt. Es muss Geschäft gemacht werden, wie in jeder anderen Branche auch.
Oftmals werden dann die gezahlten Beträge (Fixum) noch mit verdienten Prov. ver- oder gegengerechnet.
Kommt der Neuling nicht innerhalb kürzester Zeit an die ihm gesteckten Ziele (früher wusste man, dass eine Agentur erst mal aufgebaut werden muss), dann kürzt man einfach mal das Fixum um 20% .
Dann werden die schon rennen!
Das es viele große Büros gibt, die natürlich auch andere Umsätze wälzen ist natürlich auch der Fall. Aber auch die müssen laufen. Ist ja klar.
Fazit : Der Beruf KÖNNTE durchaus ehrbar sein! Fachwissen ist notwendig und auch bei vielen vorhanden! Und dies umfangreich.
Ziel ist es aber seitens der Versicherungen zu verkaufen. Wie, ist völlig egal. Die Umsetzung in der Praxis macht es zu einem halbseidenen Geschäft.
Der Kunde glaubt und vertraut. teils aber auch aus schierer Faulheit und Dummheit. Man kann eben den Leuten auch nicht alles abnehemn.