Napo hat es bereits erwähnt, man mischt hier mehrere Themen zusammen.
Bargeld:
als Freiheit weil anonym und gleichzeitig Pfandfaust also vom Staat zumindest nicht unmittelbar klaubar
als Selbstkontrolle/Überblick über die eigenen Ausgaben (also ein Erziehungseffekt)
als (vermeintliche) Unterstützung des (vermeintlich) besseren analogen Handels gegen das (vermeintlich) "böse" Onlinehandel (das nur unbar funktionieren kann!) und
als immer verfügbares Zahlungsmittel, im Gegenteil zur Unbarzahlung.
Man kann über all diese Punkte sprechen, aber nicht durcheinander. Oft werden Argumente für einen der punkte genutzt um eine anderen Punkt zu unterstützen, was natürlich nicht klappen kann.
Am Ende gibt es einen Argumentensalat.
Der Titel des Fadens bezieht sich m.E. eindeutig auf den ersten Punkt. Maximal kann man noch eine vermeintliche Unterstützung des Onlinehandels durch unbare Zahlung sehen, rein interpretieren, was aber auch nicht stimmen kann, wenn man ein wenig mehr darüber nachdenkt. Als Neckermann und Quelle gutes Geld gemacht haben, gab es noch kein Internet (zumindest für die Massen). Man konnte schon immer alles vom Konto abbuchen lassen oder auf Rechnung zahlen. Der Onlinehandel ist eine "natürliche" Weiterentwicklung des Handels. Ob man selbst oder einige Wenige noch ins "Fachgeschäft" gehen, wird daran nichts ändern. Selbst umfangreichere Beratungen können inzwischen remote (Webkonferenz) statt finden. Oft reicht auch eine Telefonat. Ich habe ein (größeres) Haus in Eigenregie gebaut und dabei meinen Baustoffhändler vielleicht 5 mal in 12 Monaten besucht. Davon am Anfang 3 mal. Die Bauarbeiter zugegeben öfter, aber nur weil er zufällig um die Ecke war und sie sich deshalb erlaubten, bei der Warenbestellung Ungenauigkeiten zu leisten. Die Fahrten dahin gingen freilich nicht auf meine Kosten
. Kran, Gerüst und sonstiges Gerät einfach per Mail bzw Telefon geregelt.
Die sinkende Zahl der Fachgeschäftsbesucher zeigt eindeutig, dass wir auf den Preis nun mal schauen. Ihn in einer Marktwirtschaft kleinzureden, ist einfach nicht realistisch. Auch ist klar, dass Nischen immer bleiben werden. Das Gros wird aber ins Onlinehandel wandern. Die zunehmende Konzentration der Anbieter aller Art und die Standardisierung der Produkte kombiniert mit dem Baukastensystem und kompakter Bauweise generell, führt dazu, dass der Mehrwert eines Fachhändlers zunehmen kleiner wird. Kompakte Teileblöcke kaufen und ersetzen, oder gleich das Ganze Produkt, direkt über den Kundendienst des Herstellers. Die "Händler" selbst sind oft nur Disponenten. Dienstleistungen sind freilich eine andere Sache. Bis es Onlinefriseure gibt, oder Äpfel per E-Mail gesendet werden können, wird noch ein Weilchen dauern.
Habe vor Jahren auf einem LKW gelesen. "Solange man Äpfel nicht per E-Mail versenden kann, werden wir uns die Straße teilen müssen". Den Spruch fand ich echt gut. Es kann sein, das wir demnächst doch nicht mehr die Straße teilen müssen, weil wir zur Arbeit "bald" nicht mehr fahren müssen und in den Urlaub sowieso nicht
. Selbstlenkende 60 Tonner alleine unterwegs. Noch Sci-Fi, aber es wird kommen.
Wir sollten nicht überlegen, wie wir wieder in Zechen arbeiten oder mit der Sichel ernten können, damit wir beschäftigt sind, sondern wie wir alle am Fortschritt teilhaben lassen. Ein Paradigmenwechsel ist notwendig. Mit alten Methoden werden wir neue Gefahren nicht lösen können. Jedenfalls die meisten nicht.