Sonnabend hat geschrieben:@Finerus resp. Forumregeln:
"radikales" Gedankengut ist in meinen Augen, und die sehen den Sinn des Wortes radikal als [ursächlich, an die Wurzel gehend] unbedingt positiv, verständlich und ehrlich. Ich bitte auch darum zwischen radikal und extremistisch klarer zu unterscheiden und keine Begriffsvermischung zu betreiben, wie das von offizieller Seite sicherlich gern gesehen wird. Für mich ist dieses Forum nicht wichtig, um über den Silberpreis zu diskutieren, sondern über wichtigere Themen mit Menschen eines kgV. Da dürfen meiner Ansicht nach freie Radikale nicht fehlen.
Die Forum-Regeln hat der Betreiber vorgegeben. Was die Formulierung "radikal" im Sinne politischen Extremismus angeht, sollte klar sein, daß der Betreiber eine gewisse Neutralität anstrebt und deshalb ein eindeutiges Ungleichgewicht oder gar politische Werbung unterbinden möchte. Das heißt nicht, daß man in dieser Diskussion seine politischen Vorstellungen und Überzeugungen zu verheimlichen hätte. Wo die Grenze des Zumutbaren überschritten wird, darf auch zweifellos als subjektiv bezeichnet werden. Deshalb auch nur die Bitte zur Mäßigung und ein paar sparsame Hinweise, aber keine Verwarnungen, keine Sperren.
Einen Anhaltspunkt, wo die Grenze des Tolerierbaren als überschritten zu betrachten ist, stellt der Verweis auf das Missionieren - pro wie contra - dar, das eigentlich den intoleranten, gegen besseres Wissen, Vernunft und Erkenntnis handelnden Anhänger eines Kultes charakterisiert, gleichgültig, ob er sein Werk auf göttliches Geheiß verrichtet oder nicht. Zu Zeiten der durch die Reformation ausgelösten Wirren - um mal beim Bild des eigentlichen Missionierens zu bleiben - mag das finale Ruhigstellen und Zur-Hölle-Schicken (die bösartige Bedeutung von
mittere 
) religiöser wie politischer Widersacher mittels Hieb-, Stich- oder Schusswaffen ja noch eine gewisse Befriedigung verschafft haben. Derlei urtümliche Satisfaktion versagen uns die westlichen Staatswesen leider, jedenfalls den Zivilisten unter uns. Den Frust über diesen Mangel an Handlungsfreiheiten kann ich nachvollziehen. Aber die Zeiten haben sich gewandelt. Naja, man kann sich natürlich eines zeitgemäßeren, leider auch weniger handfesten Instrumentariums bedienen. Das Brunnenvergiften, die zweideutige Unterstellung oder auch mal die verbale Blutkrätsche mit Keulen aller Art: alles äußerst beliebte Disziplinen einer lebhaften, immer noch die Urinstinkte des Steinzeitjägers bedienenden Diskussionskultur. Dennoch gerät von Zeit zu Zeit auch diese unblutige Form des Missionierens in den Verdacht eines Regelverstoßes. Gewöhnlich schaut das Forum gelassen über solche Rangeleien hinweg. Aber so kurz vor dem historischen, mit zwei deutschen Clubs besetzten Champions-League-Finale sollten wir wenigstens uns selbst beweisen, daß in uns nicht nur jener
furor teutonicus steckt, sondern auch eine ordentliche Portion
fair play. Wenigstens soviel, daß der Bessere gewinnen möge - im Sport wie in der Debatte.
