Oh man, von dir konnte man bisher eigentlich mehr erwarten.
Aber um mal kurz drauf einzusteigen, vil. solltest du dir mal die Frage stellen ob die Heilsbringer die für katastrophalen Zustände verantwortlich sind, überhaupt daran interessiert sind an der Lage etwas zu ändern.
Und da du leider weder auf die Zahlen, die jeder nachprüfen kann, noch auf irgendwas anderes eingehst, kann man es auch kurz und knapp mit "lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende" zusammenfassen.
Wenn du wieder bereit bist sachlich in das Thema einzusteigen, dann kann man hier weitermachen.
Thema Arbeitslosigkeit, Währungsaufwertung, vermeintlicher Einbruch des Exports
Ein abruptes Ausscheiden Deutschlands aus der Währungsunion bliebe – zusätzlich zu hohen Einmalkosten insbesondere durch die Abwertung des deutschen Auslandsvermögens in inländischer Währung – sicherlich nicht ohne Auswirkungen auf den hiesigen Arbeitsmarkt und das Bruttonationaleinkommen (BNE), steht derzeit aber auch nicht zur Debatte.
Die Alternative für Deutschland will primär nicht den Euro auflösen, sondern strebt vor allem den Austritt derjenigen Länder an, für die der Euro nicht tauglich ist. Es sind auch kleinere Währungsverbünde denkbar. Deutschland würde hierbei einem Hartwährungsverbund angehören. Eine Aufwertung der Währung wäre daher unvermeidlich, die damit verbundenen negativen Effekte werden aber weit überschätzt, so war die D-Mark über Jahrzehnte von Aufwertungen betroffen – gleichzeitig stieg aber der Export an. Eine harte Währung sorgt automatisch dafür, dass sich die Wirtschaft wettbewerbsfähig aufstellen und Innovationen vorantreiben muss. Dies war über Jahrzehnte das Erfolgsrezept Deutschlands, ohne eine harte Währung hätte es den wirtschaftlichen Erfolg Deutschlands nicht gegeben. Man vergleiche hier auch die wirtschaftliche Entwicklung, die Staatsverschuldung und die Wachstumsraten von Ländern, die traditionell auf eine weiche Währung zur Exportförderung setzen.
Zu Zeiten der D-Mark war Deutschland Exportweltmeister. Die Exportquote in die EU war sogar höher als zu Euro-Zeiten. Aktuell gehen lediglich ca. 33 % unserer Exporte in die Euro-Länder.
Verbunden mit einer Aufwertung wäre eine zeitgleiche Verringerung der Preise der importierten Güter. Dies beträfe zunächst einmal Rohstoffe, Gas, Öl und Nahrungsmittel was uns als rohstoffarmem Land sehr helfen würde. (Man denke nur an die Entwicklung der Energiekosten in den letzten Jahren). Die Binnennachfrage und der Konsum würden steigen. Da aber aufgrund der Globalisierung fast alle deutschen Produkte einen „ausländischen“ Produktionsanteil haben (Automobile „Made in Germany“ beispielsweise ca. 30-40%), würde dieser Importanteil entsprechend billiger werden und den Aufwertungseffekt massiv mindern. Bei den traditionell qualitativ hochwertigen deutschen Produkten besteht eine deutlich geringere Preissensibilität, dies zeigte sich auch bei den Aufwertungsrunden, denen die D-Mark unterworfen war.
Hinzu kommt, dass die aktuellen deutschen Exporte in die Eurozone für die Importländer zu einem Teil über das Zentralbankensystem von der Deutschen Bundesbank kreditiert werden (TARGET2). In welchem Umfang diese Kredite später getilgt werden, ist jetzt noch offen. Momentan belaufen sich die deutschen Forderungen hier auf ca. 665 Mrd. Euro. Je länger die Eurokrise dauert, umso größer wird dieser Betrag und eines Tages werden die deutschen Steuerzahler für die abzuschreibenden Summen geradestehen müssen. Diesem Problem sind die Altparteien bisher sträflich ausgewichen.
Die Beibehaltung des Euro in seiner jetzigen Form, das Hangeln von Krise zu Krise wird Deutschland und Europa so schwer treffen, dass nicht nur unsere Exporterfolge, sondern der Wohlstand und die Zukunft Deutschlands, der Zusammenhalt und die Freundschaft der Völker Europas in große Gefahr geraten. Früher oder später wird es ohnehin zu Schuldenschnitten zum Nachteil Deutschlands kommen. Diese werden Deutschland wirtschaftlich treffen, ein Schuldenschnitt Griechenlands wird die Bundesbürger 25-30 Mrd. Euro kosten. Finanziert werden müsste dies größtenteils über Steuererhöhungen, was Wirtschaftswachstum und Arbeitsplätze kosten wird, ohne dass die grundlegenden Probleme des Euro behoben sein werden.
„
Entgegen den Beschwörungen vieler Politiker und Finanzmarktakteure kann Europa auch ohne den Euro existieren. Und natürlich kann auch Deutschland ohne den Euro existieren. Die Horrorszenarien, die für einen Austritt gemalt werden, sind allesamt übertrieben.“
(Prof. Hans Werner Sinn)
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Man kann deutsche Arbeitsplätze nicht mit einer Währung sichern, die Arbeitsplätze in den europäischen Partnerstaaten zerstört. Wer das will, handelt nationalistisch und anti-europäisch. Der Euro spaltet Europa, deshalb brauchen wir neue Währungen. Weil Deutschland eine Exportnation ist, ist es unser ureigenes Interesse, dass es in ganz Europa Wirtschaftswachstum und Nachfrage gibt. Die Kritik der anderen Parteien ist verlogen, denn offenbar geht es ihnen gar nicht um die "Rettung" der anderen europäischen Staaten. Als es in der EU noch nationale Währungen gab, konnten alle Staaten wachsen und gedeihen. Gelegentliche Aufwertungen der D-Mark haben Deutschland eher genützt als geschadet, weil die Inflation gebremst wurde und der Wettbewerbsdruck unsere Produktivität erhöht hat. Bitte verwenden Sie nach Möglichkeit genau die Formulierung des ersten Satzes: "Man kann deutsche Arbeitsplätze nicht mit einer Währung sichern, die Arbeitsplätze in den europäischen Partnerstaaten zerstört." Sagen Sie nicht: "Natürlich sichert der Euro deutsche Arbeitsplätze, aber er zerstört Arbeitsplätze in den Südländern" Das ist falsch und würde uns schaden. Arbeitsplätze sind kein Nullsummenspiel und können nicht gegeneinander aufgerechnet werden. Mit flexibleren Währungen wird es insgesamt mehr Arbeitsplätze in Europa geben, weil alle europäischen Staaten wachsen und auf den Weltmärkten wieder wettbewerbsfähig sind.“
(Bernd Lucke)
Der Austritt Deutschlands aus der Eurozone wird von der Alternative für Deutschland nicht vorgeschlagen.
Aber selbst wenn es dazu kommen müsste: Die D-Mark hat auch früher oft aufgewertet, weil Deutschland preislich und qualitätsmäßig häufig wettbewerbsfähiger als die Mittelmeerländer war, ohne dass Deutschland dadurch Schaden genommen hat. Im Gegenteil, die Aufwertungen, die den Export verteuern, verbilligen gleichzeitig die Importe, senken tendenziell unsere Exportüberschüsse und erlauben einen höheren Konsum und höhere Investitionen im Inland. Wer immer nur auf die Interessen der Exportindustrie schielt, vernachlässigt die Interessen der Verbraucher, also der breiten Bevölkerung. Aber auch die deutsche Industrie hat nicht lange gelitten, da die Verteuerung der Exportgüter über technischen Fortschritt und Innovationen ausgeglichen werden konnte, die Industrie somit immer leistungsfähiger wurde. Außerdem bezieht die deutsche Industrie in erheblichem Maße importierte Rohstoffe und Zwischenprodukte, die durch eine Aufwertung billiger werden. Das mindert den Preisdruck auf das Endprodukt, das sich nur im Maße der deutschen Wertschöpfung verteuert.
Im Übrigen ist der deutsche Export von steigenden Preisen wenig betroffen (wenig preiselastisch), er hängt viel mehr, nämlich etwa viermal so stark, von der Weltkonjunktur ab. Denn Deutschland ist kein Exporteur von Billigprodukten, sondern von innovativen Qualitätsprodukten, die weltweit trotz ihres hohen Preises gefragt sind. Unter der „Rettungspolitik“, die zu Stagnation und zum Teil Rezession geführt hat, leidet der deutsche Export deshalb weitaus stärker als er es aufgrund von aufwertungsbedingten Preissteigerungen tun würde.
Richtig ist, dass der Euro für Deutschland unterbewertet ist. Unter- wie Überbewertungen führen zu Verzerrungen und Fehlakkumulation von Kapital. Für die wettbewerbsfähigen Länder im Norden und die überschuldeten, recht reformunwilligen oder reformunfähigen Südländer funktionieren die gleiche einheitliche Währung und eine gemeinsame Geldpolitik nicht. Die Zinsen sind für Deutschland viel zu niedrig, wie jüngst selbst die Kanzlerin der EZB zu bedenken gab, und für die Südländer weitgehend wirkungslos, da sie kaum dazu beitragen, die Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern.