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Aus die Maus für Griechenland

Hier können Sie lesenswerte Nachrichten zur Börse, Euro / Dollar, Öl, Finanzkrise, Inflation, Wirtschaft etc. aus Deutschland und dem Rest der Welt einstellen.

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Silberfreak1
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Beitragvon Silberfreak1 » 06.07.2015, 19:06

@Herr Meier
Da Sie gerade das richtige lesen ansprechen eine kleine Hilfestellung für Sie als "BWL Kenner" :wink:
Vieleicht sollten Sie einmal auf den Thread Titel schauen und es verinnerlichen?
Es geht hier um Griechenland - Schulden ect. nicht um DE Schulden, you know?

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AgCluster
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Beitragvon AgCluster » 06.07.2015, 19:41

ESP hat geschrieben:Der Kern des Problems:

Wir haben kein Griechenland-Problem, wir haben ein Deutschland-Problem!

http://info.arte.tv/de/wir-haben-kein-g ... nd-problem

Interview mit Prof. Dr. Heiner Flassbeck, Wirtschaftswissenschaftler und ehemaliger Chefvolkswirt bei der UNO-Organisation für Welthandel und Entwicklung (UNCTAD) in Genf über die aktuelle Grexit-Diskussion und die wahren Ursachen der Eurokrise.

Wurde schon oft erwähnt, aber irgendwie wird es von vielen beständig ignoriert. Nur: Durch ständiges Wiederholen von Lügen und falschen Behauptungen werden diese nicht wahrer und man entfernt sich von einer wahren Problemlösung.


Die Problemlösung (höhere Inflation in Nordeuropa, geringe Inflation in Südeuropa) von Herrn Flassbeck ist sicherlich logisch. Für mich sind das aber Sandkastenspiele. Wie bitte soll man ein Land dazu bingen, die Inflationsrate (über die Lohnstückkosten) über einen Zeitraum von bis zu 20 Jahren zu steuern?
Sollten Politker durch überproportionale Lohnerhöhungen im öffentlichen Dienst ihre Chancen auf eine Wiederwahl steigern, so machen die Lohnerhöhungen. Ob das nun langfristig in die Katastrophe führt oder nicht, wird die Politiker nicht interessieren.

Herr Flassbeck, Vorschlag abgelehnt. Vollkommen utopisch.
The euro zone has the power to defeat market speculations.

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Chinese
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Beitragvon Chinese » 06.07.2015, 20:04

Ein weiterer deutlicher Schuldendchnitt wäre sicherlich für Griechenland die beste Lösung. Für die Währungsunion sicherlich aufgrund der Nachahmeffekte unmöglich. Das Geld ist jetzt auch weg im Prinzip ein 100 % Schuldenschnitt aber potentielle Nachahmer werden die Schlangen vorm Geldautomaten nicht ganz verdrängen.

Aus meiner Sicht läuft alles richtig. Das Leben ist kein Ponyhof. Die Griechen scheinen immer noch der Meinung zu sein der Strom kommt aus der Steckdose und die Euros aus dem Automaten. Ein Hohn an alle die heute bei der Hitze malocht haben um Ihre Steuern abzudrücken.
»Um ein tadelloses Mitglied einer Schafherde sein zu können, muss man vor allem ein Schaf sein.« Albert Einstein

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AgCluster
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Beitragvon AgCluster » 06.07.2015, 20:16

Hermann Meier hat geschrieben:
999.9 hat geschrieben:Besser für Griechenland wäre es gewesen, wenn endlich eine Schuldenkonferenz gekommen wäre. Deutschland sollte ganz ruhig sein, wenn es darum geht, Schulden zu bezahlen, denn wir haben unsere Auslandsschulden fast nie und wenn nur unzureichend gezahlt.

"Deutschland hat nie bezahlt"

Der Starökonom Thomas Piketty fordert eine große Schuldenkonferenz. Gerade Deutschland dürfe den Griechen Hilfe nicht verweigern

http://www.zeit.de/2015/26/thomas-piket ... iechenland

Man schaue sich die Präambel der Londoner Schuldenkonferenz an und achte dabei ganz genau auf die Länder, die auf ihre Forderungen gegenüber der Bundesrepublik Deutschland verzichtet haben:

Die Regierung der Bundesrepublik Deutschland einerseits und die Regierungen Belgiens, Ceylons, Dänemarks, der Französischen Republik, Griechenlands, Irans, Irlands, Italiens, Jugoslawiens, Kanadas, Liechtensteins, Luxemburgs, Norwegens, Pakistans, Schwedens, der Schweiz, Spaniens, der Südafrikanischen Union, des Vereinigten Königreichs von Grossbritannien und Nordirland und der Vereinigten Staaten von Amerika andererseits

haben, getragen von dem Wunsche, Hindernisse auf dem Wege zu normalen Wirtschaftsbeziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und den anderen Staaten zu beseitigen und dadurch einen Beitrag zur Entwicklung einer blühenden Völkergemeinschaft zu leisten; und in der Erwägung,

dass Zahlungen auf deutsche Auslandsschulden seit ungefähr zwanzig Jahren im allgemeinen nicht mehr den Vertragsbedingungen entsprochen haben; dass auf viele dieser Schulden in der Zeit von 1939 bis 1945 wegen des bestehenden Kriegszustandes Zahlungen unmöglich waren; dass derartige Zahlungen seit dem Jahre 1945 allgemein ausgesetzt waren; und dass die Bundesrepublik Deutschland den Wunsch hat, diesen Zustand zu beenden;

dass Frankreich, das Vereinigte Königreich von Grossbritannien und Nordirland und die Vereinigten Staaten von Amerika nach dem 8. Mai 1945 Deutschland Wirtschaftshilfe geleistet haben, die zum Wiederaufbau der deutschen Wirtschaft wesentlich beigetragen hat, wodurch die Wiederaufnahme der Zahlungen auf die deutschen Auslandsschulden erleichtert wurde;

dass am 6. März 1951 zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und den Regierungen der Französischen Republik, des Vereinigten Königreichs von Grossbritannien und Nordirland und den Vereinigten Staaten von Amerika der im Anhang A dieses Abkommens wiedergegebene Schriftwechsel stattgefunden hat, welcher diesem Abkommen über die Regelung der deutschen Auslandsschulden mit seinen Anlagen und den Abkommen über die Regelung der Verbindlichkeiten aus der Deutschland geleisteten Wirtschaftshilfe zugrunde liegt;

dass die Regierungen der Französischen Republik, des Vereinigten Königreichs von Grossbritannien und Nordirland und der Vereinigten Staaten von Amerika einen Ausschuss mit der Bezeichnung «Dreimächteausschuss für Deutsche Schulden» zu dem Zweck eingesetzt haben, mit der Regierung der Bundesrepublik Deutschland, mit anderen interessierten Regierungen sowie mit Vertretern der Gläubiger- und Schuldnerinteressen einen Plan für eine ordnungsgemässe Gesamtregelung der deutschen Auslandsschulden vorzubereiten und auszuarbeiten;

dass der genannte Ausschuss den Vertretern der Regierung der Bundesrepublik Deutschland mitgeteilt hat, dass die Regierungen der Französischen Republik, des Vereinigten Königreichs von Grossbritannien und Nordirland und der Vereinigten Staaten von Amerika bereit seien, bedeutende Zugeständnisse hinsichtlich des Vorranges ihrer Forderungen aus der Nachkriegs-Wirtschaftshilfe vor allen anderen Auslandsforderungen an Deutschland und deutsche Staatsangehörige sowie hinsichtlich des Gesamtbetrages dieser Forderungen zu machen unter der Bedingung, dass eine befriedigende und gerechte Regelung der deutschen Vorkriegs-Auslands-schulden erreicht wird;

dass eine derartige Regelung der deutschen Auslandsschulden allein durch einen einheitlichen und umfassenden Plan erreicht werden kann, der dem Verhältnis der Gläubigerinteressen untereinander und den Besonderheiten der verschiedenen Schuldenarten sowie der allgemeinen Lage der Bundesrepublik Deutschland Rechnung trägt;

dass zu diesem Zweck vom 28. Februar 1952 bis zum 8. August 1952 in London eine internationale Konferenz über Deutsche Auslandsschulden stattgefunden hat, an der Vertreter interessierter Regierungen sowie Vertreter der Gläubiger- und Schuldnerinteressen teilgenommen haben;

dass diese Vertreter vereinbarte Empfehlungen für Bedingungen und Verfahren der Regelung abgegeben haben (deren Wortlaut in den Anlagen I-VI dieses Abkommens abgedruckt ist); dass diese Empfehlungen dem Bericht der Konferenz über Deutsche Auslandsschulden beigefügt worden sind (dessen Wortlaut im Anhang B dieses Abkommens abgedruckt ist); und dass dieses Abkommen von den in dem genannten Bericht enthaltenen Grundsätzen und Zielsetzungen getragen ist;

dass die Regierungen der Französischen Republik, des Vereinigten Königreichs von Grossbritannien und Nordirland und der Vereinigten Staaten von Amerika zu dem Ergebnis gekommen sind, dass diese Empfehlungen einen befriedigenden und gerechten Plan für die Regelung der deutschen Auslandsschulden darstellen; und dass die genannten Regierungen daher mit der Regierung der Bundesrepublik Deutschland über die Regelung der Verbindlichkeiten, die sich aus der von den drei Regierungen geleisteten Nachkriegs-Wirtschaftshilfe ergeben, am heutigen Tage zweiseitige Abkommen unterzeichnet haben, in denen ihre geänderten Rechte und Prioritäten in bezug hierauf niedergelegt sind;

folgendes vereinbart:


Zu der Verschuldung der Staaten betrachte man folgendes Schaubild:

https://de.wikipedia.org/wiki/Staatsverschuldung

Übrigens: Argentinien bekam einen Schuldenschnitt und ist wieder auf einem guten Weg. Alle Gläubiger des Landes haben auf Forderungen verzichtet oder diese sehr minimiert bis auf zwei: es handelt sich um zwei US-Hedgefonds. :idea:

Und mal generell: Um einen Staat wieder flott zu machen, braucht es keine irren Sparprogramme, sondern das hier:

https://de.wikipedia.org/wiki/Deficit_spending

Einen Staat mit Sparauflagen zu knebeln ist nur zu einem einzigen Sinne logisch: Der Staat bedient solange die Zinsen, bis er sie wegen des immer niedrigeren BIPs nicht mehr aufbringen kann. Dann kommt die große Stunde von Hedgefonds: Jetzt können sie dem Staat zu Spottpreisen Wasserwerke, Elektrizitätswerke, öffentliche Gebäude, Straßen und alles mögliche abkaufen. :idea:

Das ist der einzige Sinn bei den Sparauflagen des IWF.

Vergleiche dazu:

https://de.wikipedia.org/wiki/IS-LM-Modell


Und:

http://www.amazon.de/Weltmacht-IWF-Chro ... ywords=iwf

Sowie:

http://www.amazon.de/Das-Kapital-im-21- ... ahrhundert

Wer sich darüber lustig macht, dass Griechenland jetzt neue Schulden machen will, hat in BWL wohl nicht so gut aufgepasst, oder sich vorherige Posts nicht durchgelesen (auch die links), weil deren Information einfach zu viel waren, gell?

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Sapnovela
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Beitragvon Sapnovela » 06.07.2015, 20:18

AgCluster hat geschrieben:
ESP hat geschrieben:Der Kern des Problems:

Wir haben kein Griechenland-Problem, wir haben ein Deutschland-Problem!

http://info.arte.tv/de/wir-haben-kein-g ... nd-problem

Interview mit Prof. Dr. Heiner Flassbeck, Wirtschaftswissenschaftler und ehemaliger Chefvolkswirt bei der UNO-Organisation für Welthandel und Entwicklung (UNCTAD) in Genf über die aktuelle Grexit-Diskussion und die wahren Ursachen der Eurokrise.

Wurde schon oft erwähnt, aber irgendwie wird es von vielen beständig ignoriert. Nur: Durch ständiges Wiederholen von Lügen und falschen Behauptungen werden diese nicht wahrer und man entfernt sich von einer wahren Problemlösung.


Die Problemlösung (höhere Inflation in Nordeuropa, geringe Inflation in Südeuropa) von Herrn Flassbeck ist sicherlich logisch. Für mich sind das aber Sandkastenspiele. Wie bitte soll man ein Land dazu bingen, die Inflationsrate (über die Lohnstückkosten) über einen Zeitraum von bis zu 20 Jahren zu steuern?
Sollten Politker durch überproportionale Lohnerhöhungen im öffentlichen Dienst ihre Chancen auf eine Wiederwahl steigern, so machen die Lohnerhöhungen. Ob das nun langfristig in die Katastrophe führt oder nicht, wird die Politiker nicht interessieren.

Herr Flassbeck, Vorschlag abgelehnt. Vollkommen utopisch.


Ganz praktisch stellt sich auch die Frage, was bspw. Spanien, Italien oder Griechenland davon hätten, wenn z.B. die deutschen Automobilbauer 10% höhere Löhne bezahlen und dann eben (noch...?) teurere Kfz verkaufen müssten? Es würde ihnen gar nichts nützen, weil sie in der deutschen Kernbranche "Oberklasse Automobile" allesamt gar nicht antreten (oder nur in homöopathischen Dosen). Deutschland hat eine ganz andere Wirtschaftsstruktur als die meisten Euro-Länder.

Die primären Konkurrenten kommen aus Japan, China, Südkorea oder den USA. Lt. stat. Bundesamt werden innerhalb der Eurozone von D gar keine Überschüsse erzielt
https://d28wbuch0jlv7v.cloudfront.net/i ... lanz_n.jpg
Die Überschüsse kommen im Wesentlichen aus dem Handel mit den USA und GB.

... aber das kann man ja mal ignorieren, wenn es um eine Ideologie geht

smilie_15 Setzen Herr Flassbeck

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ESP
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Beitragvon ESP » 06.07.2015, 20:25

AgCluster hat geschrieben:
ESP hat geschrieben:Der Kern des Problems:

Wir haben kein Griechenland-Problem, wir haben ein Deutschland-Problem!

http://info.arte.tv/de/wir-haben-kein-g ... nd-problem

Interview mit Prof. Dr. Heiner Flassbeck, Wirtschaftswissenschaftler und ehemaliger Chefvolkswirt bei der UNO-Organisation für Welthandel und Entwicklung (UNCTAD) in Genf über die aktuelle Grexit-Diskussion und die wahren Ursachen der Eurokrise.

Wurde schon oft erwähnt, aber irgendwie wird es von vielen beständig ignoriert. Nur: Durch ständiges Wiederholen von Lügen und falschen Behauptungen werden diese nicht wahrer und man entfernt sich von einer wahren Problemlösung.


Die Problemlösung (höhere Inflation in Nordeuropa, geringe Inflation in Südeuropa) von Herrn Flassbeck ist sicherlich logisch. Für mich sind das aber Sandkastenspiele. Wie bitte soll man ein Land dazu bingen, die Inflationsrate (über die Lohnstückkosten) über einen Zeitraum von bis zu 20 Jahren zu steuern?
Sollten Politker durch überproportionale Lohnerhöhungen im öffentlichen Dienst ihre Chancen auf eine Wiederwahl steigern, so machen die Lohnerhöhungen. Ob das nun langfristig in die Katastrophe führt oder nicht, wird die Politiker nicht interessieren.

Herr Flassbeck, Vorschlag abgelehnt. Vollkommen utopisch.
Die EZB steuert die Inflation in ALLEN Ländern der Eurozone. Was soll das Problem bei einem Land sein? smilie_08

Warum soll das in die Katastrophe führen, wenn Gewinne nicht nur an Großaktionäre und an die Konzerne gehen, sondern auch an die Belegschaft, die das Geld unmittelbar in die eigene Wirtschaft und in den Einzelhandel re-investiert?
IN GOLD WE TRUST

lifesgood

Beitragvon lifesgood » 06.07.2015, 20:33

... nun das Steuern der Inflation durch die EZB geht ja schon ein Weilchen gewaltig in die Hose.

Ich verstehe die ganze Moraldiskussion nicht.

Wir wissen doch alle, dass die Gemeinschaftswährung Euro die wirtschaftlich schwachen Nationen benachteiligt, weil ihnen die Möglichkeit fehlt, ihre Währung abzuwerten.

Griechenland wollte den Euro trotzdem haben und hat sich reingeschummelt, die Anderen haben wissentlich die Augen verschlossen.

Aber ich denke man kann das Experiment als gescheitert beurteilen. Also sollten sich alle gemeinsam eingestehen, dass das Kind in den Brunnen gefallen ist und gemeinsam versuchen, es wieder rauszuholen.

Jetzt käme es darauf an Griechenland so aus dem Euro zu entlassen, dass sie eine Chance haben, wieder auf die Beine zu kommen. Solange die Griechen den Euro behalten, wird das Siechtum weitergehen.

Aber dazu ist unsere Politik ja offensichtlich auch nicht bereit, weil man das Volk in der irrsinnigen Illusion halten möchte, dass das Geld irgendwann zurückkommt, was faktisch unmöglich ist.

Was wäre dabei, wenn man die Griechenlandbürgschaften über einen Sonderhaushalt bezahlt, sind maximal 100 Milliarden (die Banken haben uns das 4-fache gekostet). Bei den momentanen Zinsen für Staatsanleihen spielt das doch keine Rolle.

lifesgood

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AgCluster
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Beitragvon AgCluster » 06.07.2015, 21:45

ESP hat geschrieben:
AgCluster hat geschrieben:
ESP hat geschrieben:Der Kern des Problems:

Wir haben kein Griechenland-Problem, wir haben ein Deutschland-Problem!

http://info.arte.tv/de/wir-haben-kein-g ... nd-problem

Interview mit Prof. Dr. Heiner Flassbeck, Wirtschaftswissenschaftler und ehemaliger Chefvolkswirt bei der UNO-Organisation für Welthandel und Entwicklung (UNCTAD) in Genf über die aktuelle Grexit-Diskussion und die wahren Ursachen der Eurokrise.

Wurde schon oft erwähnt, aber irgendwie wird es von vielen beständig ignoriert. Nur: Durch ständiges Wiederholen von Lügen und falschen Behauptungen werden diese nicht wahrer und man entfernt sich von einer wahren Problemlösung.


Die Problemlösung (höhere Inflation in Nordeuropa, geringe Inflation in Südeuropa) von Herrn Flassbeck ist sicherlich logisch. Für mich sind das aber Sandkastenspiele. Wie bitte soll man ein Land dazu bingen, die Inflationsrate (über die Lohnstückkosten) über einen Zeitraum von bis zu 20 Jahren zu steuern?
Sollten Politker durch überproportionale Lohnerhöhungen im öffentlichen Dienst ihre Chancen auf eine Wiederwahl steigern, so machen die Lohnerhöhungen. Ob das nun langfristig in die Katastrophe führt oder nicht, wird die Politiker nicht interessieren.

Herr Flassbeck, Vorschlag abgelehnt. Vollkommen utopisch.
Die EZB steuert die Inflation in ALLEN Ländern der Eurozone. Was soll das Problem bei einem Land sein? smilie_08

Die EZB kann nur die Durchnittswertsinflation aller Euroländer steuern. Wenn in zwei Ländern die Löhne gleich steigen, aber die Produktivität unterschiedlich ist, so kommt eine unterschiedliche Inflationsrate heraus. Und die EZB kann die Produktivitätszunahme in einem Land nicht beeinflussen.
ESP hat geschrieben:Warum soll das in die Katastrophe führen, wenn Gewinne nicht nur an Großaktionäre und an die Konzerne gehen, sondern auch an die Belegschaft, die das Geld unmittelbar in die eigene Wirtschaft und in den Einzelhandel re-investiert?

Wenn die Löhne schneller steigen als die Produktivität, so steigen die Preise. Deine Aussage bezieht sich auf die Relation von Lohn- und Gewinnquote.
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Beitragvon 999.9 » 06.07.2015, 22:08

Logisch muss Griechenland aus dem Euro. Aber dann wollen andere Länder das auch. Und das ist das eigentliche Problem: Das Auseinanderbrechen der gesamten Eurozone.

ARTE - Macht ohne Kontrolle - Die Troika

https://www.youtube.com/watch?v=7MKNU_d8MS4

Sehr gute Doku über die unrühmliche Rolle der Troika. Völlig illusorisch war es schon damals, dass Griechenland durch massive Einsparungen seine Probleme in den Griff bekommen sollte.
Nichts hasst der im Denken geschulte mehr als die Negation der Logik.
Eine Unze bleibt eine Unze bleibt eine Unze! "Man kann manche Menschen immer und alle Menschen manchmal täuschen, aber man kann nicht alle Menschen immer täuschen." Abraham Lincoln (1809-1865)

Silberfreak1
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Beitragvon Silberfreak1 » 06.07.2015, 22:37

999.9 hat geschrieben:Logisch muss Griechenland aus dem Euro. Aber dann wollen andere Länder das auch. Und das ist das eigentliche Problem: Das Auseinanderbrechen der gesamten Eurozone.

ARTE - Macht ohne Kontrolle - Die Troika

https://www.youtube.com/watch?v=7MKNU_d8MS4

Sehr gute Doku über die unrühmliche Rolle der Troika. Völlig illusorisch war es schon damals, dass Griechenland durch massive Einsparungen seine Probleme in den Griff bekommen sollte.


Wer bitte möchte denn mglw. auch aus den Euroraum?
"Nutzniesserländer" wohl kaum und Südländer wie Portugal - Spanien - Italien werden sich hüten aus dem Euro rauszugehen und eine eigene Währung generieren - die Zinsen für Staatsanleihen wären dann erheblich höher, sodaß der höhere Schuldendienst kaum zu bewältigen respektive eine sehr große Belastung für den Staatshaushalt wäre - welches dann kaum noch Spielraum für Soziales und Investionen zuließe.

Alviola
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Beitragvon Alviola » 06.07.2015, 22:59

Ein sehr intereesanter Post aus einem anderen Forum:

Wenn man den Artikel über die lateinische Münzunion in der Welt so liest, kann man sich den Eindruck eines Déjà-vu einfach nicht erwehren smilie_08

Zitat aus obiger Quelle:
"Das Problem verschärfte sich, als weitere Staaten Italiens Beispiel folgten, allen voran Griechenland. Das arme Bauernland kämpfte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nahezu permanent gegen den Staatsbankrott. Das griechische Steuersystem war notorisch ineffizient. Gleichzeitig überboten sich die Parteien der jungen Demokratie regelmäßig mit teuren Wahlgeschenken.
Der Bau von Kanälen und Eisenbahnstrecken wurde beschlossen, den sich die Griechen genauso wenig leisten konnten wie die Rolle als Gastgeber der ersten Olympischen Spiele im Jahr 1896.
Im Jahr 1893 trat der griechische Premier Charilaos Trikoupis mit ernstem Gesicht vor das Parlament und verkündete: "Bedauerlicherweise sind wir bankrott." Trikoupis, der dem griechischen Pleitepremier von 2011, Giorgios Papandreou, mit Glatze und seinem Schnurrbart erstaunlich ähnlich sieht, begann zähe Verhandlungen mit ausländischen Gläubigern.
Im Gegenzug für einen Schuldenschnitt musste Athen ausländischen Experten erlauben, den Fortschritt wirtschaftlicher und fiskalischer Reformen zu überwachen. Doch das Land blieb verschuldet, druckte große Mengen an Papiergeld – und destabilisierte die gesamte Lateinische Münzunion. Erst nach dem Rauswurf aus der Union im Jahr 1908 löste das Land sein Schuldenproblem, zwei Jahre danach konnte es wieder aufgenommen werden."

"Münzunion hielt viel zu lange
Ein Großteil der italienischen und griechischen Münzen war nun in französischem und belgischem Besitz gelandet. Im Falle eines Auseinanderbrechens der Union würden sie rapide an Wert verlieren und zu hohen Abschreibungen im Norden führen. Ein Fortbestand war teuer, schließlich finanzierten Belgien und Frankreich de facto die Staatsdefizite von Italien und Griechenland mit.
Doch ein Auseinanderbrechen wäre noch viel teurer geworden, hätte zudem zu Staatsbankrotten im Süden und möglicherweise zu einer verschärften Finanzkrise geführt. "Die Union wurde fortgeführt", schrieb der US-Ökonom James Laurence Laughlin 1898, "weil es tatsächlich unmöglich war, dass sie zu existieren aufhört".
Obwohl die Union nie funktionierte, vegetierte sie mehr als sechzig Jahre lang vor sich hin. Sie überstand die große Depression der 1870er-Jahre und die Baring-Krise von 1890. Erst die Katastrophe des Ersten Weltkriegs und der nachfolgende wirtschaftliche Kollaps führten mit ein paar Jahren Verspätung zum Ende im Jahr 1927. Eine nicht funktionierende Währungsunion kann erstaunlich langlebig sein."



Wir hatten den ganzen Mist schon mal anner Backe. Wer die Vergangenheit nicht kennt, ist gezwungen, ihre Fehler zu wiederholen.
Erfolgreich gehandelt mit: Eric100, gildet Fox

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Beitragvon 999.9 » 06.07.2015, 23:05

Im Gegensatz zu Griechenland standen Portugal und Spanien in den vergangenen Monaten nicht mehr so sehr im Krisen-Fokus. Doch in beiden Ländern ist die wirtschaftliche Situation weiterhin angespannt. In Portugal steigen die faulen Kredite auf privater und Unternehmerseite. In Spanien wächst die Armut ungebremst weiter.
http://deutsche-wirtschafts-nachrichten ... -erholung/

Portugals Kommunisten wollen Euro abschaffen
http://www.redglobe.de/europa/portugal/ ... abschaffen

Damals wollten es die Kommunisten, heute wohl auch rechte Parteien quer durch Europa den Euro abschaffen. Sieht man sich alleine an, wie die Chancen einer Le Pen in Frankreich stehen und worüber sie abstimmen lassen will (EU-Verbleib) weiß man wohin der Hase läuft. :idea:

Die Frage, wer alles den €uro abschaffen will stellt sich nicht. Sondern eher, wer das letzte Überbleibsel bilden wird vom Traum einer großen Währungsunion, die letztlich zum Albtraum für ganz Europa wurde.
Nichts hasst der im Denken geschulte mehr als die Negation der Logik.
Eine Unze bleibt eine Unze bleibt eine Unze! "Man kann manche Menschen immer und alle Menschen manchmal täuschen, aber man kann nicht alle Menschen immer täuschen." Abraham Lincoln (1809-1865)

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Beitragvon 999.9 » 06.07.2015, 23:14

Geschichte wiederholt sich. Leider lernt der Mensch nur sehr bedingt aus Fehlern, weil er eines nie abgestellt hat in den Jahrtausenden: Seine krankhafte Gier nach Macht und Geld.

Von daher habe ich ja schon vor Jahren gewarnt, dass wir in einer Zeit ähnlich der Weimarer Republik leben könnten. Am Vorabend eines großen Krieges in Europa, der schnell wieder zu einem Weltbrand werden könnte.
Leider sieht es heute mehr denn je danach aus, als ob das durchaus stimmen kann.

Wenn sich die Politik nicht ganz schnell ändern sollte, wird es so kommen. Diktatorische Sparauflagen tragen zur Verschärfung der Lage in Europa bei und diese Lage ist von solcher Brisanz, dass wir dringend dagegen steuern müssen. Wenn es nicht schon zu spät ist, denn Deutschland hat seine Hausaufgaben nicht gemacht und hat als Motor der Wirtschaftskraft nicht dafür gesorgt, dass die Peripherie mitkommt. Portugal, Spanien, Frankreich, Italien und noch einige andere Länder sind quasi in Rezession gefangen. Auf Dauer werden sich daraus Risse im System bilden, die mit radikaleren Wahlergebnissen einhergehen und dann fliegt uns nicht nur der Euro um die Ohren, sondern gleich die ganze EU und dann wäre die gesamte Nachkriegsordnung in Europa gefährdet.

smilie_18
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Dragonh3art
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Beitragvon Dragonh3art » 07.07.2015, 05:18

Mal ne blöde frage. Könnte man eine Online Petition starten die darauf zieht eine Volksabstimmung zu machen. Ob der deutsche Bürger überhaupt noch bereit ist Griechenland weiter zu unterstützen?
Würde das gehen?
Würde das etwas bringen ?
An wen müßte man diese richten?
Was müßte man beachten?

Thx Dragonh3art

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Sapnovela
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Beitragvon Sapnovela » 07.07.2015, 08:12

Dragonh3art hat geschrieben:Mal ne blöde frage. Könnte man eine Online Petition starten die darauf zieht eine Volksabstimmung zu machen. Ob der deutsche Bürger überhaupt noch bereit ist Griechenland weiter zu unterstützen?
Würde das gehen?
Würde das etwas bringen ?
An wen müßte man diese richten?
Was müßte man beachten?

Thx Dragonh3art


Gibt es schon. Wie immer haben sich die Organisatoren nicht abgestimmt und es gibt derer viele... Am Erfolgreichsten scheint folgende zu laufen:
https://www.change.org/p/deutscher-bund ... re-staaten

Aber auch hier werden z.B. Stimmen abgegeben:
https://www.openpetition.de/petition/on ... nlandhilfe
oder hier
https://www.openpetition.de/petition/on ... ngs-pakete


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