Wie es scheint, spaltet er ordentlich die Gemüter, der Bitcoin...
So verlockend die Idee, eine Blockchain für monetäre Transaktionen zu verwenden, die meisten können sich damit z.Zt. nicht wirklich anfreunden. Nicht nur wegen der schwierig durchschaubaren technischen Abläufe. Mehr noch dürften die zahlreichen Betrugsfälle rund um Bitcoin&Co. den Durchbruch vereitelt haben. Stattdessen fristen die Kryptowährungen ein etwas trauriges Dasein als technologischer Sandkasten für zukünftige Anwendungen der Blockchain. Das halte ich wenigstens noch für sinnvoll. Und sie dienen als Spekulationsobjekt, woran ich auch nichts Verwerfliches finde. Als Zahlungsmittel dagegen, spielt der Bitcoin nur für eine Minderheit eine echte Rolle; Drogendealer, Waffenschieber, Menschenhändler, Auftragskiller und sonstige berufliche Randgruppen werden dem Bitcoin auch weiterhin die Treue halten. Das sollte alle trösten, die sich zuletzt etwas verzockt haben. Es geht bestimmt auch wieder aufwärts. Entschuldigung, wenn mir ein paar weniger dubiose Aspekte des Bitcoin entgangen sind. Meine empfindliche Nase drängt zur Eile, denn dieses "Geld", nun ja, es stinkt eben doch.
Ein Blick in die Geldgeschichte liefert einen weiteren Grund zum Naserümpfen; bislang hat noch jede Form von Privatgeld ihr Ende entweder in einer wilden Wechselreiterei oder im abrupten Bankrott gefunden. Ausnahmslos.
Gut, an der Stelle stimmt der Chor das bekannte Gegenargument der Knappheit an. Doch wie
knapp sind Kryptowährungen in Wirklichkeit? Knappheit bedeutet Beschränkung der Menge. Wie bei jeder Softwareentwicklung genügt aber ein simpler Fork und schon entsteht eine neue Kryptowährung in Konkurrenz zur alten. Tatsächlich sind Kryptowährungen
in Summe zu jedem Zeitpunkt beliebig weit von Knappheit entfernt. Und nicht zu vergessen: den erfolgreichen Initiatoren eines Forks winken stattliche Gewinne. An entsprechenden Versuchen wird es also nie mangeln. Oder um es nach Schopenhauer auf den Punkt zu bringen: Wandel ist das einzig Beständige in Sachen Kryptowährung. Erfahrungsgemäß baut steter Wandel, gerade in Geldangelegenheiten, aber kein Vertrauen auf.
Mehr Zukunft haben Kryptowährungen möglicherweise als staatliches Vollgeld. Dann fällt dem Staat und einem unabhängigen Kontrollorgan (Stichwort "Monetative") die Verantwortung zu, Betrügereien und unfairen Verwässerungen einen Riegel vorzuschieben. Gelingt dies, so hielte ich die Vorteile im Vergleich zum derzeitigen Schuldgeld durchaus für verlockend, denn man könnte eine Menge Ballast loswerden:
- Teure Zwischenhändler werden überflüssig: Banken
- Eine Währungsunion wäre obsolet bzw. nicht mehr funktionsfähig: Eurosystem
- Rückkehr zu nationalen Währungen: ESM
- Staatliche, monetativ gesteuerte Geldschöpfung: neue Staatsschulden
In dieser Richtung verläuft die Diskussion gänzlich unaufgeregt. Kein Wunder, es fehlt der Kitzel des potentiell Verbotenen, der Nimbus des Rebellischen und letztlich die Aussicht auf satte Spekulationsgewinne.
Besten Gruß
Fin.