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China auf wackeligen Füßen?

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Turnbeutelvergesser
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Beitragvon Turnbeutelvergesser » 09.03.2014, 22:14

Hm, die ländliche Bevölkerung steht zu 100% hinter der Regierung???? Dann frag doch mal die Landbevölkerung, die beim Bau des Dreischluchten Dammes enteignet wurde. Und nicht nur da. Eventuelle Entschädigungen wurden von korrupten Politikern in die eigene Tasche gesteckt. Oder die, die sich trauen nach Peking zu reisen, um mit Petitionen auf Unrecht aufmerksam machen wollen und dann dummerweise in irgendwelchen Kellern ohne Rechtsbeistand verschwinden. Yep, ich wäre da mit meiner Führungsclique auch wunschlos glücklich.

Denke eher es hat auch einen guten Grund warum das Internet in China von zig tausend Zensoren überwacht und zensiert wird. Wenn die Zustimmung tatsächlich so doll ist, warum sollte dies notwendig sein? Nee, das Internet ist für jeden totalitären Staat eine Bedrohung. Ja nee, is klar, man muss die eigene Bevölkerung vor den bösen Einflüssen von außen und innen 'schützen'.

Na egal, so lange wie's Geschäft einigermaßen läuft und es noch Brot und Spiele gibt, ist doch alles Paletti.

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pandapaule
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Beitragvon pandapaule » 09.03.2014, 22:32

Sicher, da bin ich voll bei dir.
Aber
Es gibt eben auch wirklich viele, die davon nicht betroffen sind. Es wird immer nur " das eine GUTE oder das eine SCHLECHTE " gezeigt. Es sind (von der Befölkerungsdichte) ein Bruchteil davon betroffen, nur wird eben genau das in den Medien gezeigt. Was I-Net usw. angeht, geb ich dir natürlich voll Recht.
Man könnte diese Diskussion auch zurückversetzten in die DDR . Da ich selbst aus dem "Osten" bin , kann ich da sagen, es haben nicht alle als schlecht empfunden. Man muss sich mal vor Augen führen, daß es da Teile gab, die haben in der DDR mit West-Zigaretten gehandelt und andere Teile haben nicht mal gewusst, daß es welche in der DDR zu kaufen gibt. Und das st kein Witz !
Und so ähnlich kann ich es mir gut in China vorstellen.
Ob sie nun 100% hinter der Regierung stehen, oder es ihnen nur Scheißegal ist, kommt am Ende aufs selbe raus.

Gruß
PP smilie_24
Jedes Problem hat eine einfache Lösung.
Das Geheimnis liegt auf der Strecke zwischen den beiden.

Aeon Flux
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Beitragvon Aeon Flux » 09.03.2014, 22:33

pandapaule hat geschrieben:
Idefix hat geschrieben: Die Landbevölkerung interessiert es einfach nicht was die da in Peking machen, die haben andere Sorgen als die Politik zu unterstützen.


Wen es nicht interessiert, ist für die Regierung ! Ist doch bei uns nicht anders. Wer nicht wählt, gibt die Stimme der Regierung.

Ich denke Chinese hat nicht ganz unrecht. Was in den Medien geschrieben wird, ist das, was die Leute hier hören wollen. Ich habe schon von vielen Seiten ( viele, die in China leben) gehört, daß es den Leuten dort gut geht und viel nur von den Medien in Europa und USA gepusht wird.

Nur meine unwissende Meinung, da ich noch nie da war.

PP smilie_24



Ich war auch noch nie dort, nur in Taiwan, aber ich kenne Exil Chinesen in den USA. Vor allem habe ich dort mit zwei Frauen gesprochen, die wieder schwanger waren und aus Angst vor einer Zwangsabtreibung geflohen sind.

Die Selbstmordrate unter Chinesinnen sei deswegen sehr hoch, sagte man mir damals. Genaue Zahlen gibt es natürlich nicht, aber es fällt im Dorf dann schon auf, weswegen sich jemand umbringt.

http://www.igfm.de/themen/menschenrecht ... d-politik/
Trotzdem sind Abtreibungen immer noch bis zum sechsten Schwangerschaftsmonat möglich und legal.


http://de.euronews.com/2013/12/28/china ... slager-ab/

Ist es nicht eher so, dass die Menschen aus Angst sich ruhig verhalten?

Ist es hier nicht auch so? Wie viele gehen nicht zu Demos, weil sie keinen Ärger wollen?
Difficile est satiram non scribere

pandapaule
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Beitragvon pandapaule » 09.03.2014, 22:45

[/quote]



Ist es hier nicht auch so? Wie viele gehen nicht zu Demos, weil sie keinen Ärger wollen?[/quote]

Genau das meine ich . Mal erst vor der eigenen Tür schauen und sich dann über andere Gedanken machen .

Man kann einfach nicht über ein Land, eine Befölkerung ... irgendwelche Schlüsse ziehen oder urteilen, wenn man die selben Probleme in den eigenen Reihen hat. Jeder beschwert sich über die Einschränkungen im I-Net bei den Chinesen und gleichzeitig über die Offenheit (GEWALT ; PORNO...) in unseren Medien . Was ist besser ?
Und wieviele in Deutschland sagen " Ist mir im Prinzip egal, was die in der Regierung entscheiden, ich kann eh nix machen . Und egal, wer da an der Regierung ist, die machen eh alle das Selbe"

PP smilie_24

Was die Abtreibungen angeht, ist(nach meiner Meinung) wieder ein ganz anderes Thema.
Jedes Problem hat eine einfache Lösung.

Das Geheimnis liegt auf der Strecke zwischen den beiden.

EM-ET
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Beitragvon EM-ET » 10.03.2014, 13:42

Hallo,

zu meinem Lieblingsthema „China“ möchte ich natürlich auch was beitragen.
Um China zu verstehen, muss man dort gewesen sein. Und 3 Wochen reichen da sicher nicht. Nicht einmal 3 Monate oder 3 Jahre sind da genug. Ich reise jetzt seit mehr als 5 Jahren dort hin und ich bin jedes mal wieder über Verhaltensmuster, Zustände usw erstaunt.
Manchmal denke ich mir auch „wie blöd sind denn die?“ aber glücklicherweise bin ich mit einem sehr gebildeten Chinesen unterwegs der auch die westliche Kultur seit 40 Jahren kennt. Er kann für jedes Verhaltensmuster usw. wirklich plausibel erklären warum sich ein Chinese verhält wie er sich verhält.

Über einige der Themen die hier angesprochen wurden, habe ich mich natürlich auch schon mit „meinem“ Chinesen unterhalten.

Gerade der Drei-Schluchten-Damm wird von Menschenrechtlern immer wieder benutzt um China in ein schlechtes Licht zu rücken. Sicher ist da vieles nicht so abgelaufen wie man es als „Wessi“ sich vorstellt. Natürlich sind Zwangsumsiedlungen nicht gerade populär. Aber in China versucht man das Große und Ganze im Blick zu behalten. Und wenn man weiß, dass China mit der Trinkwasserverfügbarkeit ein großes Problem hat unter dem Millionen von Menschen leiden, dann kann ich schon verstehen, dass da einige Tausend Familien umgesiedelt werden. Auch in Deutschland gab es mal den Grundsatz, dass Gemeinwohl vor Eigenwohl ergeht. Auch sollten die umzusiedelnden Menschen entschädigt werden. Leider haben aber einige Bürgermeister und mit der Angelegenheit vertraute Personen diese Summen nicht ausgezahlt sondern selbst eingesteckt. Bei uns im Westen wird natürlich alles verteufelt, was in China gemacht wird. Ich habe noch keine Schlagzeile in einer großen deutschen Zeitung oder einem Magazin gesehen wo China nicht kritisiert wird. Nachdem die Unterschlagungen aus dem Drei-Schluchten Damm Projekt publik wurden, sind in China im wahrsten Sinn des Wortes Köpfe gerollt. Und Jahre später haben die umgesiedelten Menschen dann trotzdem nochmal aus Peking Geld bekommen. In diesem Zusammenhang ist es wichtig zu wissen, dass in China die Heimatverbundenheit bei weitem nicht so ausgeprägt ist wie bei uns. Viele Chinesen verlassen Ihre Heimat. Sei es als Wanderarbeiter oder um in die Stadt zu ziehen.
Einer meiner chin. Kollegen musste vor 2 Jahren selbst umziehen. Eine Baufirma hatte das Hochhaus in dem er wohnte gekauft um ein noch höheres Haus zu bauen. Er hatte die Wahl: Entweder im Neubau einziehen oder eine Abfindung akzeptieren. Er hatte sich für die Abfindung entschieden und konnte mit diesem Geld eine bereits existierende Neubauwohnung kaufen und hatte gleichzeitig noch 25 Quadratmeter mehr Wohnfläche. Hätte er auf den Neubau gewartet, hätte er auch Pech haben können und 10 Jahre auf den Einzug warten müssen, da solche Wohnungen immer zuletzt durch den Bauträger fertiggestellt werden.
Streng genommen ist auch er umgesiedelt worden. Er war aber zufrieden.

An der Außenpolitik der Chinesen lassen ebenfalls viele Medien kein gutes Haar. Meiner Meinung zu unrecht. Warum wirft man einem Land vor sich überall herauszuhalten. Meiner Meinung nach würde es etlichen Staaten gut zu Gesicht stehen sich eben nicht überall einzumischen. Bei den Chinesen ist es fest verankert, dass jeder seine Probleme selbst lösen soll. Jedes Land soll selbst sehen wie es klar kommt. Es ist nicht die Sache der Chinesen Probleme in anderen Ländern zu lösen. Genauso wenig wollen die Chinesen, dass sich andere Länder in ihre Angelegenheiten einmischen

Klar ist das Thema Abtreibung für unser Verständnis eine brutale Vorgehensweise und für den/die Betroffenen immer grausam. Aber auch die Chinesen sagen, dass es eben Gesetze gibt an die man sich halten muss. Klar ist es brutal, aber Gesetz ist Gesetz. Die Chinesen mit denen ich gesprochen hatte, sehen es nicht so sehr als Problem. Zwangsabbrüche werden aber oftmals verurteilt und auch strafrechtlich verfolgt. Mir ist ein Fall bekannt, bei dem eine Frau ihr zweites Kind erwartete. Sie hatte es so lange es ging verheimlicht. Irgendwann wurde sie dann bei Ihrem Arbeitgeber von einem Jobneider verpetzt. Das Energieversorgungsunternehmen stellte sie dann vor die Wahl entweder den Job und sämtliche Versorgungsleistungen zu verlieren oder das Kind abzutreiben. Sie entschied sich für das Kind und wurde zeitgleich mit der Entbindung gefeuert. Es handelte sich dabei aber um einen staatlichen Arbeitgeber. Bei privaten Unternehmungen ist das kein Problem. In einem anderen Fall hat sich ein paar bevor das zweite Kind gezeugt wurde erkundigt welche Geldstrafe fällig wird. Nach Zahlung der Geldstrafe ist alles ok. Auch bei der Familienpolitik muss man sich aber immer vor Augen halten warum das so ist. Es ist noch nicht lange her (evtl. 20 Jahre) da sind in China im Winter Millionen Menschen erfroren und verhungert da das Land nicht in der Lage war seine Bürger zu ernähren und eine Behausung zu geben. Auch deshalb war der Staat gezwungen die Population der eigenen Bevölkerung zu kontrollieren um der Lage Herr zu werden. Zu dieser Zeit hatte China aber auch International noch keine großen wirtschaftlichen Erfolge und keinen Wohlstand. Also wurde diese unpopuläre Maßnahme durchgesetzt. China wollte nur noch so viele Bürger haben wie es in der Lage war zu ernähren. Mittlerweile ist Chinas Landwirtschaft so leistungsstark, dass mehr Grundnahrungsmittel erzeugt werden als verbraucht werden. Chinas Regierung hat bereits damit angefangen die strikte 1 Kind-Politik zu überdenken und zu lockern. Ich bin mir sicher, dass das in den nächsten Jahren noch lockerer wird.

Demonstrationen sind in China nicht verboten. Sie werden aber nicht gerne gesehen. Wenn Arbeitnehmer auf Missstände bei einem Arbeitgeber gewaltlos hinweisen, wird das akzeptiert. Wenn der Arbeitgeber aber staatlich ist, wird schon genauer hingesehen. In China gibt es einen schmalen Grat zwischen Demo und Volksverhetzung. Unter dem Deckmantel der Volksverhetzung werden Demos oft abgebrochen. Ich habe aber in Shanghai schon selbst erlebt wie demonstriert wurde. Die Demonstranten hatten auf eine angebliche Benachteiligung durch eine staatliche Stelle hingewiesen. Die Polizei hat das beobachtet und toleriert und nichts gemacht. Erst als die Demonstranten die Demo ausweiteten und einige Angestellte dieser staatlichen Behörde persönlich verbal verunglimpft hatten, hat die Polizei eingegriffen. Aber völlig gewaltfrei. Die Demonstranten wurden darauf hingewiesen, dass das nicht gewollt ist. Nachdem die Demonstranten wieder wegen der eigentlichen Sache demonstriert hatten, beruhigte sich die Stimmung wieder. Auch bei den Demos muss man wieder die dortigen Maßstäbe sehen. Alleine in Peking wohnen mehr als 20 Mio Menschen. Würden nur 10% davon demonstrieren, würde Peking im totalen Chaos versinken. Wer will das? Man vergleiche das doch einfach mal mit einem Public Viewing im Fussball in Deutschland. Wenn hier in Berlin 150.000 auf die Fanmeile gehen, dann sind das in chinesischem Maßstab ca. 1.5 Mio Menschen. Selbst wenn alles friedlich bleiben sollte, wer kann denn da noch für Sicherheit garantieren?

Das Problem mit der Umweltzerstörung ist in China mittlerweile bekannt. Erste Maßnahmen sind bereits ergriffen. Aber radikale, über Nacht durchgesetzte Veränderungen sind nicht chinesischer Stil. Die brauchen einfach Zeit. In meinen Augen ist Umweltschutz auch ein Stück weit ein Lernprozess. Wir haben noch vor gar nicht all zu langer Zeit auch jeden Mist in unsere Flüsse gekippt und allen möglichen Dreck in die Luft geblasen. Das Ruhrgebiet der 50er/60er Jahre hatte sehr große Ähnlichkeit mit einigen Teilen Chinas. Erst als es keine Fische mehr in unseren Flüssen gab und der Wald vor sich hin gestorben ist kam ein umdenken. Und jetzt wollen wir mit dem Finger wieder nach China zeigen? Die Chinesen machen genau die gleichen Fehler die jede Industrienation gemacht hat. Klar kann man sagen, dass China die gleichen Fehler nicht auch noch machen muss die andere gemacht haben. Aber Chinesen wollen nicht belehrt werden und wollen keine Einmischung von Außen. Die müssen das selbst herausfinden.

Pornographische Zeitschriften oder Filme sind in China verboten. In der Öffentlichkeit/TV wird noch Wert auf Sitte und Anstand. Ich finde es angenehm, dass in chinesischen Werbespots noch das Produkt im Vordergrund steht und nicht die aufgeblasene Körbchengröße eines Models. Während bei uns den ganzen Tag halbnackte oder ganz nackte durchs TV springen, gibt es das in China nicht. Ich finde das ist kein Nachteil. Wer „gelbe Filme“ haben will, der kann die völlig problemlos auf der Straße kaufen. Mir ist nicht bekannt, dass die Polizei das unterbinden würde.

Ich will auf keinen Fall alles was in China passiert gut heißen, aber man sollte sich doch die Mühe machen und hinterfragen warum manches so ist wie es ist. Und vor allem sollte man Pressemeldungen in Deutschland interfragen. Oftmals schreiben die aus Märchenbüchern ab. Ich kann mich noch daran erinnern, dass ich abends im Hotel im Internet auf der Seite von deutschlands Revolverblättchen Nr. 1 einen Artikel über den Bahnhof von Wuxi gelesen hatte. Alles Pfusch, alles billig. Fazit: Chinesen sind zu blöd um einen Bahnhof zu bauen. Zufällig war ich einen Tag später dort. Eine einzige Treppe wurde nochmal gemacht. Sonst war es wohl ok. Und wir zeigen seit Jahren wie man Haupstadtflughäfen ohne Mängel baut. Hauptsahce immer mit dem Finger in Richtung China deuten. Ich schaue mir gerne die HP von Chinadaily an oder schaue auch ab und zu mal den englischen Nachrichtensender von CCTV. Ist zwar beides staatlich und Kritik wird auf ein Minimum reudziert, aber immer noch besser als ein großteil der deutschen Presse. Ich sehe auch vieles kritisch was dort passiert und ich würde auch gene einiges geändert haben. Aber das geht ja leider nicht. Manchmal muss man eben Dinge einfach akzeptieren und sich manchmal die Mühe machen und nach dem Warum fragen

Grüsse
EM-ET

snoerch

Beitragvon snoerch » 10.03.2014, 16:19

@EM-ET:

ich war letztes Jahr einige Monate in China und dieses Jahr wird es wohl wieder so kommen.
Gerade was Du im Bezug auf die chinesische Selbstbestimmung schreibst, gefällt mir gut.
Andere Länder, andere Sitten, sagt ja ein altes Sprichwort.
Die Bundesrepublik wäre m.M.n. gut beraten, erst mal den Dreck vor der eigenen Haustür zu kehren.
Selbstverständlich gibt es in China Sachen, bei denen ich graue Haare bekomme, z.B. wie die Leute hier Auto fahren. Und der Umgang mit Müll oder der Umwelt ist mir ein Gräuel.
Trotzdem stelle ich mich nicht hin und sage:"Um Gottes Willen, was sind das für Penner?"
Ich habe auf meinen bisherigen Auslandseinsätzen die Erfahrung gemacht, das Menschen prinzipell alle gleich ticken:
Sie sorgen sich um Familie und Wohlstand, bist Du nett zu ihnen, sind sie nett zu Dir.
Das ist bei meinen chinesischen Kollegen nicht anders, und Diskussionen, wie China im Ausland gesehen wird und vor allem 'warum' hatte ich schon einige.
Der Westen sollte sich meiner Meinung nach nicht so 'erhaben' fühlen, anderen Ländern mitteilen zu wollen, welche Masstäbe für Ethik und Moral gelten.
Und wenn in China was nicht rund läuft, haben die ja ca. 1,3 Mrd. Leutchen, die das ändern können.

Deshalb gubt's für Deinen Post von mir ein
smilie_01

Schöne Grüsse aus Guanlan,

Snoerch

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Idefix
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Beitragvon Idefix » 10.03.2014, 20:06

EM-ET hat geschrieben:Hallo,

zu meinem Lieblingsthema „China“ möchte ich natürlich auch was beitragen.
Um China zu verstehen, muss man dort gewesen sein. Und 3 Wochen reichen da sicher nicht. Nicht einmal 3 Monate oder 3 Jahre sind da genug..........................
Grüsse
EM-ET


EM-ET, ich habe ja auch nicht gesagt, daß ich China in 3 Wochen verstehen kann. Ich konnte mir lediglich eine Meinung bilden resultierend aus der Zeit wo ich dort war und da kam es mir nicht so vor als wenn die Landbevölkerung voll hinter der Regierung steht. Das ist aber nur meine Meinung.

.. und wie Du schon richtig sagst und ich schon in meinen vorherigen Post: China kann man nicht beschreiben oder verstehen, man muß einfach da gewesen sein und es erleben.

Für den Inhalt zum vorherigen Post auch von mir ein dickes smilie_01 deine Meinungen zu China decken sich großteils mit meinen. Prima.

Aeon Flux
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Beitragvon Aeon Flux » 10.03.2014, 20:33

Danke fürs Teilen eurer Erfahrungen.


snoerch hat geschrieben:Sie sorgen sich um Familie und Wohlstand, bist Du nett zu ihnen, sind sie nett zu Dir.
Das ist bei meinen chinesischen Kollegen nicht anders, und Diskussionen, wie China im Ausland gesehen wird und vor allem 'warum' hatte ich schon einige.
Der Westen sollte sich meiner Meinung nach nicht so 'erhaben' fühlen, anderen Ländern mitteilen zu wollen, welche Masstäbe für Ethik und Moral gelten.


Es geht aber konkret um den Fall der Unterdrückung der Minderheiten und das unglaublich skrupellose Vorgehen. Regierungen sind eine Geschichte für sich, auch bei uns, aber wenn eine Regierung so ein Blutbad anzettelt, fehlen mir die Worte. Da würde ich ziemlich sicher sagen, dass das kein Maßstab sein kann für Ethik und Moral. smilie_13


http://www.spiegel.de/politik/ausland/k ... 56454.html

Schon kurze Zeit nach dem Angriff gaben die Sicherheitskräfte außerdem bekannt, alles deute auf einen Anschlag von "Terroristen" aus der Provinz Xinjiang hin. In der riesigen, aber bevölkerungsarmen Provinz im äußersten Westen von China lebt die muslimische Volksgruppe der Uiguren.

Der Konflikt zwischen dieser Minderheit und Peking nimmt seit Jahren an Schärfe zu. Vertreter der Uiguren beschuldigen den Staat, sie in ihrer Provinz systematisch zu diskriminieren und die ethnische Mehrheit der Han-Chinesen als Unternehmer und Arbeitnehmer zu bevorzugen. Die Regierung wirft den Uiguren Terrorismus und Separatismus vor, sie wollten in Xinjiang ein Emirat namens Ost-Turkestan errichten.


Was ist nun passiert, ein echter Anschlag oder ein Unterschieben eines Anschlags seitens der Regierung, damit die chinesische Regierung noch härter gegen Andersdenkende vorgehen kann?

Ist es vorbei mit dem homogenen äußeren Anschein eines gefestigten Chinas, das nur mit Unterdrückung und militärischer Gewalt gegen das eigene Volk bestehen kann? Steht China als Staat auf wackeligen Füßen?

(Um mal zu meinem komischen threadtitel zurück zukommen.)
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puffi
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Beitragvon puffi » 10.03.2014, 20:41

@ Aeon Flux

Nur als Anmerkung:

Da würde ich ziemlich sicher sagen, dass das kein Maßstab sein kann für Ethik und Moral. smilie_13



Deine Ansichten müssen nicht zwangsläufig mit den Ansichten anderer Völker übereinstimmen.
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Turnbeutelvergesser
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Beitragvon Turnbeutelvergesser » 10.03.2014, 20:50

Vielleicht OT, aber habt's auch Meinungen zu Tibet?

Aeon Flux
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Beitragvon Aeon Flux » 10.03.2014, 21:15

puffi hat geschrieben:@ Aeon Flux

Nur als Anmerkung:

Da würde ich ziemlich sicher sagen, dass das kein Maßstab sein kann für Ethik und Moral. smilie_13



Deine Ansichten müssen nicht zwangsläufig mit den Ansichten anderer Völker übereinstimmen.


Gut, wenn andere Völker ein Gemetzel auf einem Bahnhof an x-beliebigen Reisenden am helllichten Tag als normal empfinden, soll es mir recht sein.

smilie_10

Es geht speziell um den Text im ersten Beitrag. Wenn du ernsthaft glaubst, dass du Chinesen finden wirst, einfache Bürger, die das gut empfinden, dann hast du einen an ****zensiert. smilie_13

Aus dem link
http://www.spiegel.de/politik/ausland/k ... 56454.html

Der Reisende Wang Yu, der auf dem Rückweg ins nordchinesische Harbin war, wurde zusammen mit seinen Eltern von den Attentätern überrascht. Die Familie rannte davon und suchte Schutz in einem kleinen Restaurant. Yu berichtet, seine Mutter sei über einen Stuhl gestürzt. Als der Vater ihr aufhelfen wollte, sah er, dass sie mit einem Messer in den Hals gestochen worden war.
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Beitragvon Aeon Flux » 10.03.2014, 21:21

Turnbeutelvergesser hat geschrieben:Vielleicht OT, aber habt's auch Meinungen zu Tibet?


Nö, überhaupt nicht OT, ich habs mir bisher bei all dem Positiven verkniffen. Da wäre da noch Tibet

http://www.lpb-bw.de/tibet.html



Ein interview mit dem geistigen Führer der Uiguren

Würdevoll sitzt Erkin Alptekin im Lehnstuhl seines Büros. Hinter dem 73 Jahre alten Menschenrechtler hängen Fotos an der Wand. Eines zeigt ihn Arm in Arm mit dem Dalai Lama, auf dem daneben ist er mit Mahatma Gandhi, der „großen Seele“, zu sehen. „Das größte Vorbild meines Vaters“, sagt Erkin Alptekin. Isa Yusuf Alptekin war ein uigurischer Freiheitskämpfer und von 1946 bis zur Ausrufung der kommunistischen Republik China 1949 Premierminister Ostturkestans . Dann musste er mit seiner achtköpfigen Familie und 60 Gefährten vor den chinesischen Kommunisten über den Himalaya in Richtung Kaschmir nach Indien fliehen.

https://www.gfbv.de/inhaltsDok.php?id=2574


Zur harmlosen Ein-Kind-Politik, die gerechtfertigt sein mag, deren Umsetzung aber einfach nur smilie_18 ist. Ich habe wirklich versucht, keine reißerischen Seiten oder Blogs zu finden, sondern mir „neutral ohne Hetze, aber schon Position beziehend (liegt in der Natur der Sache) erscheinende Berichte.

http://tibetfocus.com/tibet/geschichte/ ... isationen/

http://www.rp-online.de/politik/ausland ... -1.3957532

http://www.igfm.de/themen/menschenrecht ... d-politik/

http://www.stimmen-aus-china.de/2013/11 ... -in-china/
Difficile est satiram non scribere

snoerch

Beitragvon snoerch » 11.03.2014, 01:07

Aeon Flux hat geschrieben:Es geht aber konkret um den Fall der Unterdrückung der Minderheiten und das unglaublich skrupellose Vorgehen. Regierungen sind eine Geschichte für sich, auch bei uns, aber wenn eine Regierung so ein Blutbad anzettelt, fehlen mir die Worte. Da würde ich ziemlich sicher sagen, dass das kein Maßstab sein kann für Ethik und Moral. smilie_13


Da hast Du recht.
Man hat hier manchmal das Gefühl, dass das Individuum nicht so viel gilt, sondern die Masse entscheidend ist.
Und Menschenrechte bleiben Menschenrechte, und da hat China auch mit Sicherheit eine Menge nachzuholen.
Nichtsdestotrotz unterscheidet sich die Berichterstattung in den Medien auch inhaltlich teilweise sehr, wenn ich mir z.B. die Shanghai Daily (gab's immer gratis im Hotel) und eine deutsche Zeitung ansehe.
Und, vor allem: Mit einer reisserischen, undifferenzierten Kritik macht man es nicht besser, zumindest das habe ich (hier) gelernt. Es ist und bleibt ein schmaler Grat, sich für Menschenrechte einzusetzen, ohne die Leute in den entsprechenden Ländern vor den Kopf zu stossen. Manche Kulturen kommen damit oftmals gar nicht klar.

Eine Sache noch, weil Du den 'Spiegel' zitierst:

Als ehemaliger Stammleser dieser gazette traue ich dem Blatt heute noch soweit, wie ich ein Klavier werfen kann. Schon einige Male bin ich darüber gestolpert, wie schlampig recherchiert wurde.
Bei einem Blatt, dass sich selbst so hohe jounalistische (und moralische!) Masstäbe auferlegt, ist das ein NO-GO.
Immer noch besser als viele andere Journaillen, aber ärgern tut's mich trotzdem.

EM-ET
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Beitragvon EM-ET » 11.03.2014, 10:22

Hallo,

in China gibt es drei T-Themen über die Chinesen nicht gerne sprechen

1. Tibet
2. Tian an men
3. Taiwan

Bei Tibet und Taiwan geht es eigentlich nur um Gebietsansprüche die China geltend macht. In der Auffassung vieler Chinesen gehört Tibet und Taiwan einfach zu China dazu. Da Tibet im Fokus der Öffentlichkeit steht, versucht sich China in einer eher stillen Übernahme. Zu erst wurde Tibet der Status einer Autonomen Region zugesichert um der Öffentlichkeit und den Tibetern eine Unabhängigkeit von China vorzugaukeln. Tatsächlich gibt es in Tibet auch noch einige Gesetze die Tibet besser stellen als das restliche China. Durch schleichende Maßnahmen wird den Tibetern aber immer mehr Autonomie abgenommen. Am Bekanntesten ist sicherlich die von China nach Tibet gebaute Bahnlinie. Kritiker sagen, dass diese Bahn nur für militärische Zwecke genutzt werden würde. Sicher wird auch Militär damit transportiert. Aber eben auch Konsumgüter und sonstige Dinge sowie zivile Personen. Bei aller Kritik an der militärischen Strategie darf man eines nicht außer Acht lassen. Chinesen haben ein extrem ausgeprägtes Bedürfnis für Sicherheit. Deshalb hat man auch früher die große Mauer gebaut. Eine Mauer gilt in China als Zeichen für Sicherheit und Stärke. Wenn in China jemand eine Fabrik oder ein Haus bauen will, dann baut er als aller erstes eine Mauer um sein Grundstück und sichert es oftmals mit einbetonierten Glasscherben oder Stacheldraht ab. Selbst wenn auf dem Grundstücke nichts außer der Mauer ist. Eine Mauer und damit verbunden Sicherheit muss immer sein. Um die eigene Sicherheit in Tibet zu gewährleisten setzt China natürlich auf militärische Präsenz. Bedacht werden muss aber, dass die Streithähne Indien und Pakistan nicht weit weg sind. China will immer abschreckend wirken und handlungsfähig sein. Und das funktioniert am Besten mit Militär.
Weiterhin versucht China immer mehr „richtige“ Chinesen in Tibet anzusiedeln. Diese Chinesen sind i.d.R. sorgfältig ausgewählt. In Tibet hatten die Ur-Tibetaner bisher zahlenmäßig die Oberhand. Durch die Übersiedlung von Chinesen, wird der Anteil der Tibetaner verwässert und irgendwann könnte man ja mal auf die Idee kommen und eine Volksabstimmung zur Zugehörigkeit Tibets zu China machen. Je mehr Chinesen dort wohnen, desto einfacher wird die Abstimmung.

Auch der Verlust von Taiwan haben die Chinesen nicht verkraftet. In der Weltanschauung vieler Chinesen gehört Taiwan immer noch zu China. Viele Chinesen hatten Verwandtschaft in Taiwan und Besuche der Familie waren früher eher problematisch. Heute ist es problemlos machbar. Würde sich für China die Gelegenheit ergeben Taiwan wieder „heimzuholen“, dann würde China das sicher umsetzen. Allerdings glaube ich nicht, dass das auf militärischem Weg erfolgen würde.
In diesem Zusammenhang kann man auch die Inselgruppe sehen um die man mit Japan streitet. Diese Inseln gehörten früher zu China und wurden durch Japan erobert, besetzt und unter japanische Verwaltung gestellt. Nach dem zweiten Weltkrieg hat es meiner Meinung nach China versäumt Besitzansprüche geltend zu machen und die Inseln waren/sind seit dem unter japanischer Hoheit. Jetzt Forderungen zu stellen ist nicht leicht und führt zu Streit. Eine Lösung ist problematisch, da keiner der beiden Nationen verzichten wird.

Außerdem ist das Massaker auf dem Tian an men immer noch eine offene Wunde. Es ist zwar schon ewig her, aber die chinesische Regierung hat immer noch Angst vor Studentenunruhen. Ich war zufällig am 20sten Jahrestag des Massakers in China und bin in der verbotenen Stadt unterwegs gewesen. Der Platz des himmlischen Friedens liegt direkt davor. Mein Dolmetscher machte mich darauf aufmerksam, dass ungewöhnlich viele Menschen auf dem Platz versammelt seien. Der Platz war vorwiegend durch Zivilpolizisten besetzt. Es sollte unbedingt verhindert werden, dass chinesische Studenten in Erinnerung an das Massaker wieder eine Demo starten. Damals waren die chinesischen Studenten noch viel mehr auf China fixiert als sie es heute sind. Sie waren zwar damals schon die gebildete Elite, jedoch ohne ausländisches Netzwerk. Heute sind chinesische Studenten in die ganze Welt vernetzt und kennen auch die Meinung der Ausländer über China. Sollte es wieder einmal zu so einer Veranstaltung kommen wie damals, wären die Studenten viel mehr in der Lage in die ganze Welt zu berichten als sie es damals waren. China zensiert zwar das Internet, aber die Regierung könnte sicher nicht alle Videos, Bilder usw. herausfiltern. Und das Internet komplett abschalten geht auch nicht. Das würde der Wirtschaft schaden. Da der Öffnungsprozess Chinas aber immer weiter voranschreitet ist nicht damit zu rechnen, dass sich ein solches Ereignis in diesem Umfang so schnell widerholen wird.

Grüße
EM-ET

redtshirt
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Beitragvon redtshirt » 11.03.2014, 11:08

ich habe beruflich auch viele Schnittpunkte mit China. Mir persönlich gefällt das System nicht und es ist oft schwierig mit chinesen techn. Probleme zu lösen, da niemand sein Gesicht verlieren will. Auch mein Arbeitgeber hat mich ermahnt niemals über Tibet, etc zu sprechen.
was mich stört ist, dass wir den chinesen vorschreiben wollen wie sie politik zu machen haben. wir haben für unsere demokratie sehr lange benötigt. Wie soll man auch 1,5 Mrd Leute regieren. Man sieht in europa schon, dass wir uns nicht unter einen Hut bekommen.
Wo ich China dankbar bin ist die chinesiche Medizin. Mit akupunktur und Kräutern habe ich zwei chronische Krankheiten sehr gut in den griff bekommen. also man kann auch was von denen lernen.


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