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Wo jetzt investieren?

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Frank the tank
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Re: Wo jetzt investieren?

Beitragvon Frank the tank » 06.01.2024, 14:17

Die selbst genutzte Immobilie ist eine Glaubensfrage. Manch einer möchte keine Verpflichtung für sein Dach über dem Kopf übernehmen und wohnt zur Miete. Eigentum bürdet auch Pflichten auf.
Natürlich ist es Vermögen, man kann sie ja verkaufen.
Mein Plan war, mit 60 alles so weit in Schuß zu haben, dass keine größeren Kosten mehr entstehen.
Das Geld für eine neue Heizung sollte schon vorhanden sein. Wie das jetzt gesetzlich weiter geht, evtl. wird das auch nicht so heiß gegessen. Der Gegenwind aus der Bevölkerung beginnt zu wehen....
Mit einer vermieteten Immo hat man auch regelmäßigen cash flow. Jaja Gefahr, Mietnomaden, Mietausfall usw.
Menschenkenntnis und Mundpropaganda hat mich bisher auch vor Mietausfall bewahrt, es ist eben nicht immer alles schwarz sehen.
Ich habe angefangen mit einem Kleingartengrundstück über ETW dann zum Haus. Alles mit Gewinn verkauft.
Bei EM und Aktien läuft es doch ähnlich, immer mit Gewinn verkaufen wobei bei Aktien noch Dividende gezahlt wird. Evtl. ist bei EM der Gewinn auch Dividende, nach einem Jahr steuerfrei.

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Re: Wo jetzt investieren?

Beitragvon Schubidu » 06.01.2024, 15:37

Vermiet-Immos muß man sich die Frage stellen, ob man das im Alter noch will. Es geht ja jetzt bei der Abrechnung für 2023 auch damit los, dass die CO2-Abgabe teils vom Mieter und teils vom Vermieter getragen werden muß. Die Quote ergibt sich durch die CO2-Menge pro qm Wohnfläche im Jahr.

Screenshot 2024-01-03 06.49.57.png


Ich habe für mich beschlossen, wenn ich mal in Rente bin, will ich keine eigenverwalteten Häuser mehr haben. Da muß man sich um Alles selbst kümmern. Treppenhausreinigung, Winterdienst usw. usw. und es wird immer schwieriger hier auf Minijob-Basis Leute zu finden.

Eigentumswohnungen geht noch. Da ist ein Verwalter da, der sich um das Meiste kümmert und die Nebenkostenabrechnung ist schnell gemacht. Bei Sanierungen kümmert sich auch der Verwalter drum und man zahlt nur anteilig, ggf. im Fall einer Sonderumlage. Sowas kann man auch im Alter noch haben ohne großen Streß.

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Re: Wo jetzt investieren?

Beitragvon Hannoveraner » 06.01.2024, 19:51

@Schubidu

Die Frage ist ja wie man seinen Ruhestand verbringen möchte.
Wer sein Leben lang gearbeitet hat, für den ist die Arbeit durchaus Sinnstiftend. Wenn das wegfällt, gilt die Frage was man mit der freien Zeit anfängt. Was ist Sinnstiftend, was hält einen geistig fit, welche Aufgaben hat man dann noch.
Da kann es auf einmal Freude machen die Immobilie/n selber zu verwalten. Was im Arbeitsleben noch Stress war, kann auf einmal ein positiver Teil im Leben werden.
Ich arbeite seit fast 2 Jahren nicht mehr. Von 120% auf 0. Da gilt es Dinge zu finden die einen Auslasten.

Ich muss aber zugeben das ich keine Lust habe meine Immos selber zu verwalten. Ist nicht mein Ding.
Ich Investiere in diesem Jahr in meine Lebensqualität. Neue Küche, neues Auto, Zubehör für unser Wohnmobil und viel Freizeitgenuss.
Kinder in Not - Hilfe für Südafrika e.v.
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Re: Wo jetzt investieren?

Beitragvon Schubidu » 06.01.2024, 20:25

Klar Arbeit gibt Struktur im Leben, deshalb arbeite ich ja noch teilzeit und werde das, wenn die Gesundheit mitspielt auch (ggf. noch ein paar weniger Stunden) bis zum Regelrenteneintritt machen.

Da werde ich mir auch später, wenn ich im Rentenalter bin Aufgabenbereiche suchen. Aber die Verantwortung in letzter Konsequenz soll weniger werden. Ich will mir nicht mehr bei einem Unwetter Sorgen machen müssen, wie es am nächsten Morgen im Wald und bei den Immos aussieht. Ich will mich nicht mehr drum kümmern müssen, dass jemand den Winterdienst erledigt oder das Treppenhaus putzt. Ich will nicht mehr, dass die Büronummer auf mein Handy umgeleitet wird, wenn niemand im Büro ist - auch wenn die Anrufe nicht so häufig sind. Und im Privatbereich muss eben dann das, was unverhältnismäßig viel Arbeit macht, auch weg.

Auf Lebensqualität lege ich schon seit einigen Jahren gesteigerten Wert. Wir wissen alle nicht, wie lange wir gesundheitlich in der Lage sind das Leben zu genießen, das kann, wenn's blöd läuft, über Nacht vorbei sein. Daher jeden Morgen - egal an wen auch immer - Danke sagen, wenn man ohne Beschwerden aufstehen kann.

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Re: Wo jetzt investieren?

Beitragvon Hannoveraner » 06.01.2024, 20:38

smilie_09 smilie_09 smilie_09

Sehr schön. Da bist du weiter als viele.
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Re: Wo jetzt investieren?

Beitragvon Frank the tank » 07.01.2024, 08:17

Eine Sichtweise auf die kommenden Dinge:

Wenn man mit einer auf die Deflation folgenden Inflation rechnet, lohnt es sich, langlebige Sachwerte anzuschaffen, welche in der Inflation eine Wertsteigerung mitnehmen z. B. Mietimmobilien, Land, Forst und auch Gold. Eine solche Anlage kann auch für unsere Alterssicherung wichtig werden, denn diese können wir aus den staatlichen Kassen künftig nicht mehr höher als Existenzsicherung erwarten und Versicherungen entwerten sich in der Inflation. Erträge aus Sachwerten werden dagegen zur sichersten Altersvorsorge.

Dabei kommt der schuldenfreien eigenen Wohnung bzw. dem schuldenfreien eigenen Haus eine ganz besondere Bedeutung zu. Wenn Umsätze, Erträge, Einkommen und Renten sinken – in der letzten Weltwirtschaftskrise etwa um ein Viertel – dann hat derjenige ein höheres verfügbares Einkommen, der von dem sinkenden Nettoeinkommen nicht auch noch Fremdmieten zu zahlen hat. Das eigene Haus wird so zur Konjunktur- und Existenzsicherung.

Aus dem Artikel:
Wie kommen wir am besten durch die Krise?
06.01.2024 | Prof. Dr. Eberhard Hamer

https://www.goldseiten.de/artikel/60481 ... ml?seite=1

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Re: Wo jetzt investieren?

Beitragvon Schubidu » 07.01.2024, 10:15

Das mag in der Theorie recht plausibel klingen, aber hält es auch dem Praxis-Check stand?

Ich bin Geschäftsführer einer kleinen Vermögensverwaltungs-GmbH, die Vermiet-Immos, Forst, Wertpapiere und Edelmetalle besitzt.

Vermiet-Immobilien: Was passiert, wenn die Mieter ihre Miete auf Grund von Krisensituationen nicht mehr bezahlen können, haben wir ja schon während der Corona-Krise erleben dürfen. Kündigungsrechte des Vermieters werden ausgesetzt, offene Mieten müssen gestundet werden. Natürlich entbindet das den Vermieter nicht von der Pflicht, selbst die Kosten der Vermiet-Immobilie (für Beheizung, Wasserversorung, Müllentsorgung, Versicherungen usw. usw.) zu leisten. Kommt noch ein Lastenausgleich in Form einer Vermögensabgabe hinzu, muß dieser genauso wie Zins- und Tilgungsleistungen wenn Darlehen bestehen, natürlich auch geleistet werden. Selbst wenn es gelingen sollte, in einer solchen Situation den Mieter zu kündigen, müßte man in einer Wirtschaftskrise erst wieder einen Mieter finden, der die Miete bezahlen kann. Hier würde es bei solventen Mietern wohl schnell zum Mietpreisdumping kommen. Eine sichere Einnahmequelle sind Mieten in einem solchen Szenario nicht, sie können in einem solchen Szenario sogar negative Einkünfte verursachen.

Forst: Hier ist man auch der Natur ausgeliefert und die schwerwiegenden Wetterereignisse werden immer mehr. Es können Sturmereignisse sein, Schneebruch und Schädlingsbefall. Ich bin in der Sache mittlerweile 14 Jahre drin und habe in dieser Zeit schon mehrere Sturmereignisse erlebt, Jahre mit heftigem Schädlingsbefall usw.. Ich habe in dieser Zeit Jahre erlebt, wo man in guten Jahren (bezogen auf die aktuellen Waldpreise) im Optimalfall eine Kapitalverzinsung von 3% erwirtschaften konnte, aber auch Jahre wo es fast eine 0-Nummer war. Der Gewinn lag hier in der Wertsteigerung, weil wir damals für weniger als die Hälfte der aktuellen Preise gekauft hatten. Das heißt, wenn man zu den aktuellen Preisen Forstbesitz finanziert, zahlt man drauf. Vor 5 oder 6 jahren war es so, dass die Preise von Schadholz gerade gereicht haben um die Kosten für Fällen und Rücken zu decken. Einzig eine Förderung von 12 € pro fm für schnelles Abtransportieren aus dem Wald und die Bundeswaldprämie von 100 € pro ha haben noch einen minimalen Gewinn entstehen lassen. Danach kamen ein paar gute Jahre, 2023 war ein Jahr mit dem höchsten Schädlingsbefall, seit ich das mache. Es war das erste Jahr in meiner Laufbahn in dem wir mehr entnehmen mußten als nachwächst. Und natürlich sinkt der Preis rapide, wenn alle Waldbesitzer viel Schadholz entnehmen müssen. Zugleich sind wegen der gestiegenen Energiekosten und Inflation die Kosten für Fällen und Rücken gestiegen. Und dabei haben wir noch das Glück, dass in unserer Region die Gefahr von großflächigen Waldbränden (noch) nicht besteht.

Eigengenutzte Immobilie: Ist natürlich ein Vorteil, wenn man dafür keine Zins- und Tilgungsraten mehr leisten muß. Aber es wird ja bereits jetzt ohne große Krise über Lastenausgleich oder Vermögensabgaben nachgedacht. Zugleich sind die Immobilienwerte auf Grund deren ja solche Abgaben erhoben würden, extrem gestiegen. Da stellt das Einfamilienhaus (keine Luxusimmobilie) schnell einen Wert von 500.000 € dar. Was bedeutet das? Beim letzten Lastenausgleich nach dem Krieg mußten 50% des Wertes auf 30 Jahre bezahlt werden, also 1,67 % des Wertes im Jahr in vierteljährlichen Zahlungen. Bei einem 500.000 € Haus würde das im Jahr gut 8.300 € ausmachen, oder gut 690 € im Monat. Und die laufenden Kosten müssen natürlich auch noch bezahlt werden. Hat man da wirklich noch einen nennenswerten Vorteil gegenüber einem Mieter, über den die Politik schützend ihre Hand hält?

Meines Erachtens besteht die beste Vorsorge vor solchen Ereignissen darin, schuldenfrei zu sein, damit man schon mal keine monatlichen Darlehensleistungen bezahlen muß. Dazu dann noch Vermögenswerte, die liquide sind, oder sich schnell liquidieren lassen, wie eben Edelmetalle oder auch Akten von Grundversorgern usw.. Gerade Grundversorger werden auch in Krisensituationen ihr Geschäft machen und wenn sie in Schieflage geraten, werden sie gestützt, weil sie systemrelevant sind. Auch die würden dann vermutlich im Wert sinken, wenn viele ihr das liquidieren, aber man bekäme noch was dafür.

Überschüßiges FIAT in EM oder Aktien von Grundversorgern zu stecken, dürfte für ein solches Szenario (von dem wir alle nicht hoffen, dass es kommt) sinnvoll sein, aber auf Kredit in langlebige Sachwerte zu gehen, wie es für Immos und Land und Forst meist nötig ist, könnte sich als großes Eigentor erweisen.

Auf jeden Fall sollte man sich von der Vorstellung trennen, dass man aus einem solchen Szenario ungeschoren, oder gar als Gewinner rausgeht. Die Prämisse wird sein, in einer solchen Zeit möglichst wenig Schaden zu erleiden, denn danach werden die Karten neu gemischt und wer dann noch was hat, hat gute Chancen.

Das Alles solange sich die Probleme nur auf wirtschaftliche Dinge beschränken. Wenn man sich die geopolitische Situation so ansieht kann es aber durchaus auch noch schlimmer kommen, wenn wir direkte Kriegspartei werden. Bei so manchen Äußerungen der Politik könnte man durchaus den Eindruck gewinnen, dass man uns darauf vorbereiten möchte ... :(

Ist nur meine persönliche Meinung, die aber eben auf Erfahrungswerten bzw. historischen Fakten basiert.

Rhenanus
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Re: Wo jetzt investieren?

Beitragvon Rhenanus » 07.01.2024, 14:13

Schubidu » 07.01.2024, 10:15 hat geschrieben:Eigengenutzte Immobilie: Ist natürlich ein Vorteil, wenn man dafür keine Zins- und Tilgungsraten mehr leisten muß. Aber es wird ja bereits jetzt ohne große Krise über Lastenausgleich oder Vermögensabgaben nachgedacht. Zugleich sind die Immobilienwerte auf Grund deren ja solche Abgaben erhoben würden, extrem gestiegen. Da stellt das Einfamilienhaus (keine Luxusimmobilie) schnell einen Wert von 500.000 € dar. Was bedeutet das? Beim letzten Lastenausgleich nach dem Krieg mußten 50% des Wertes auf 30 Jahre bezahlt werden, also 1,67 % des Wertes im Jahr in vierteljährlichen Zahlungen. Bei einem 500.000 € Haus würde das im Jahr gut 8.300 € ausmachen, oder gut 690 € im Monat. Und die laufenden Kosten müssen natürlich auch noch bezahlt werden. Hat man da wirklich noch einen nennenswerten Vorteil gegenüber einem Mieter, über den die Politik schützend ihre Hand hält?


Die Schilderung ist historisch korrekt, aber darf man die damalige Stunde Null nach dem Krieg so einfach auf heutige Verhältnisse übertragen? Damals gab es einige, die bezüglich ihrer Immobilie Glück gehabt hatten, weil diese noch stand bzw. bewohnbar war. Heute ist der Immobilienbestand zum Glück ein anderer. Wenn ich richtig informiert bin, diente das eingezogene Vermögen der Verteilung auf Leute, die nichts hatte, insbes. Flüchtlinge aus ehemals "deutschen" Gebieten. Heute scheitert man an einer simplen Vermögensabgabe und das nicht erst seit wenigen Jahren. Und was mit politischen Beschlüssen in jüngster Vergangenheit bei Generierung von läppischen 17 Mrd. unternommen und gleich wieder zurückgenommen wird, spottet jeder Beschreibung. Solange ein gewisser Putin uns in Ruhe lässt, darf ich wohl noch hoffen, meine Immo nicht ein weiteres Mal teilweise bezahlen zu müssen.

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Schubidu
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Re: Wo jetzt investieren?

Beitragvon Schubidu » 07.01.2024, 15:11

... ich hatte es ja bewußt im Konjunktiv formuliert.

Natürlich wünschen wir uns das Alle nicht und die Wahrscheinlichkeit ist momentan noch recht gering, bis nicht vorhanden.

Generell ausschließen würde ich es dennoch nicht, wenn bereits jetzt die Bremer SPD eine Vermögensabgabe nach dem Vorbild des Lastenausgleichs nach dem Krieg zur Finanzierung von Bildung und klimaneutralen Investitionen in Betracht zieht. https://www.butenunbinnen.de/nachrichte ... e-100.html

Denn wenn sowas bereits jetzt ohne konkrete Notlage in den Köpfen der Politiker rumspukt, wird es bei einer wirklichen Notlage wohl auf breite Zustimmung stoßen und sicher nicht nur die Superreichen (die sich solcher Abgaben ohnehin meist entziehen) treffen.

Auf die Enteignungsphantasien eines Herrn Kühnert bei Vermiet-Immos bin ich ja gar nicht erst eingegangen, weil die noch unwahrscheinlicher sind.

Entscheidend wird wohl auch sein, wie groß der politische Einfluß der SPD nach der nächsten Wahl überhaupt noch sein wird. Aktuell rangieren sie auf Bundesebene auf Platz 3 hinter der Union und der AfD und nur 1% vor den Grünen. Ist durchaus möglich, dass sie noch auf Platz 4 abrutschen.

Sarkastisch betrachtet können wir aber festhalten, wenn sowas in einigen Jahren tatsächlich kommen sollte, ist es für uns recht wahrscheinlich, dass wir zumindest nicht mehr die ganzen 30 Jahre bezahlen müssen und falls doch wären wir wohl für jedes Jahr dankbar, das wir länger zahlen dürfen ;)

Mimmi
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Re: Wo jetzt investieren?

Beitragvon Mimmi » 07.01.2024, 18:11

Schon kurz nach Beginn der Pandemie im Frühjahr 2020 wurden Stimmen laut, einen Lastenausgleich für die von den Regierung verursachten Kosten durch die Lockdown-Maßnahmen einzuführen. So sprach sich u.a. Sigmar Gabriel, eh. Wirtschaftsminister für einen solchen aus. Begründet hatte er dies mit den Worten: „Wir stehen vor einer dramatischen Entwicklung in unserer Wirtschaft.“ Wohlgemerkt, im April 2020 als noch nicht im Ansatz abzusehen war, wie sich die Pandemie und die damit einhergehenden möglichen zusätzlichen Kosten auswirken werden. https://www.bild.de/politik/inland/poli ... .bild.html

Seither spukt das Gespenst „Lastenausgleich“ in den Medien immer wieder umher. Doch was hat es mit dem Lastenausgleich auf sich, und vor allem, wo kommt es her?

Dazu gehen wir einmal in das Jahr 1948 zurück. Damals gab es über das „Umstellungsgesetz“ eine Währungsreform. Aus Reichsmark wurde D-Mark. Allerdings nutzte der neu geschaffene Staat gleich die Gelegenheit, um sich über die Währungsreform einem Großteil der Verbindlichkeiten zu entledigen, indem es für 100 Reichsmark nur 6,50 D-Mark gab. Das galt für alles was sich auf Bankkonten befand, Staatsanleihen, Schuldverschreibungen, Bausparguthaben und ebenso die Guthaben aus Lebens- und Rentenversicherungen. Die Prämien wurden hingegen mit 1:1 umgestellt. Gleiches galt für Verbindlichkeiten. Im Zuge der Währungsreform 1948 wurden also massiv Geldvermögen entwertet. https://de.wikipedia.org/wiki/W%C3%A4hr ... eutschland)

Deshalb betraf der Lastenausgleich im August 1952 vor allem Menschen mit Sachvermögen wie insbesondere Immobilien. So wurde damals auf alle Vermögenswerte ein Lastenausgleich von 50% an den Staat abgeführt. Es gab einen Freibetrag von 5.000 D-Mark, und alles darüber wurde vollständig mit 50% belastet. Die Bürger durften diese enorme finanzielle Last dann über 30 Jahre in 1/4jährlichen Raten an den Staat abzahlen. 1982 endete das Lastenausgleichsgesetz, doch bis heute existiert es weiter. https://de.wikipedia.org/wiki/Lastenausgleichsgesetz

Ist so etwas heute wieder möglich? Ein Lastenausgleich? Schauen wir uns dazu einmal die gesetzliche Grundlage an.

Im Grundgesetz ist in Art. 14 das Eigentum geregelt. In Absatz 2 steht: „Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.“ https://dejure.org/gesetze/GG/14.htm

Und in Absatz 3 geht es weiter: „Eine Enteignung ist nur zum Wohle der Allgemeinheit zulässig.“ Bedeutet, es ist grundsätzlich möglich Eigentum in Deutschland zu enteignen.

Es gibt noch ein weiterer sehr wichtiger Artikel im Grundgesetz. Der Art. 106, Abs. 1 S. 5:„Der Ertrag der Finanzmonopole und das Aufkommen der folgenden Steuern stehen dem Bund zu: die einmaligen Vermögensabgaben und die zur Durchführung des Lastenausgleichs erhobenen Ausgleichsabgaben,“. https://dejure.org/gesetze/GG/106.html

Soviel zur Theorie.

Der Wissenschaftliche Dienst des Deutschen Bundestags hat bereits im April 2020 eine kurze Ausarbeitung veröffentlicht mit dem Titel: „Verfassungsmäßigkeit einer Vermögensabgabe zur Bekämpfung der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie“. https://www.bundestag.de/resource/blob/ ... f-data.pdf

Es wurde also geprüft, ob eine Vermögensabgabe verfassungsmäßig, sprich im Rahmen der aktuell geltenden Gesetze zulässig bzw. umgesetzt werden kann.

Nun kam am 23.06.2021 die CDU/CSU-Fraktion zu einem Fachgespräch zusammen. Der Titel des Fachgesprächs lautete: Fachgespräch digital | Bilanz der Aussiedler- und Vertriebenenpolitik. Und nun die Beschreibung des Fachvortrags dazu: „Deutschland diskutiert Strategien zur wirtschaftlichen Bewältigung der Corona-Pandemie – der größten Herausforderung seit dem Zweiten Weltkrieg – und dabei steht auch die Forderung nach einem neuen Lastenausgleich im Raum.“ https://www.cducsu.de/veranstaltungen/f ... nenpolitik

Was der Titel des Fachvortrags und die Beschreibung desselben miteinander zu tun haben sollen entzieht sich, offen gestanden, meiner Logik. Anwesend waren u.a. Frau BK Angela Merkel und Prof. Dr. Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln. Offizielle Ergebnisse gibt es selbstverständlich (noch) nicht.

Doch das wichtigste, was man meines Erachtens zum Lastenausgleich wissen solltest, ist Art. 21 SozERG. Dieses Gesetz habt Ihr bestimmt schon ganz oft gehört, nicht wahr?!? Das Gesetz zur Regelung des Sozialen Entschädigungsrechts. Es wurde am 12.12.2019 (vier Wochen vor Beginn der Pandemie) geändert mit Wirkung zum 01.01.2024. Warum ändere ich ein Gesetz, welches erst in 4 Jahren in Kraft treten soll? Was genau wurde denn u.a. geändert? Das Wort „Kriegsopferfürsorge“ wurde durch die Wörter „Sozialen Entschädigung“ ersetzt. https://www.buzer.de/gesetz/13714/a232818.htm

Kann man die Kosten der Pandemie oder auch die Kosten der Klimapolitik unter dem Stichwort „Kriegsopferfürsorge“ als Lastenausgleich im LAG geltend machen? Natürlich nicht! Wäre es unter „Sozialen Entschädigung“ möglich diese Kosten im Rahmen eines Lastenausgleichs geltend zu machen?

Die Frage könnt Ihr Euch selbst beantworten.

Was heißt das nun für Dich und Deine Ersparnisse? Wird bspw. von der Ampel-Regierung eine Vermögensabgabe beschlossen mit Wirkung zum XX.XX.2024, so gilt das Datum der Bekanntmachung für die Erfassung der Vermögenswerte und nicht das Datum ab dem die Abgabe fällig wird. Eines sollte jedem Immobilienbesitzer klar sein. In dem Moment, wo eine Vermögensabgabe kommt, wo auch Immobilien betroffen sind, werden die Preise in den Keller purzeln. Wer möchte schon eine Immobilie kaufen, die über eine Zwangsbeglückung durch den Staat zusätzlich belastet sein wird?

Weitere Links:

https://www.bundesfinanzministerium.de/ ... onFile&v=3

https://www.boeckler.de/de/boeckler-imp ... e-8910.htm

https://www.netzwerk-steuergerechtigkei ... reloaded=1

Rhenanus
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Re: Wo jetzt investieren?

Beitragvon Rhenanus » 07.01.2024, 20:48

Sehr interessanter Beitrag mit Belegen.

Ich denke allerdings, dass die Politiker, die das umsetzen wollen, politischen Selbstmord begehen. Bei den Landwirten haben viel kleinere Nadelstiche gereicht. Es werden doch mehr Wohnungen gebraucht und jetzt schon viel zu wenig neue gebaut, da dürfte eine solche Maßnahme den Markt endgültig zerstören.

Vielleicht auch zu bedenken: https://mpw-immobilien.de/ratgeber/last ... gshypothek.

WAS IST AN DEN GERÜCHTEN WIRKLICH DRAN?

Fakt ist: Ein Lastenausgleich ist aktuell nicht politisch beschlossen. Auch in den (sic!) von den Regierungsparteien getragenen Koalitionsvertrag gibt es keine Hinweise auf einen Lastenausgleich oder ähnliche Vermögensabgaben. Schauen wir uns einige Punkte genauer an:

In einer „Kleinen Anfrage“ erkundigte sich die AfD-Fraktion (20/834) unter anderem nach einer einmaligen Vermögensabgabe. Die Bundesregierung antwortete, dass es keine Vereinbarung zur Einführung eines Lastenausgleichs gibt. Außerdem gebe es auch keine Vereinbarung zur Einführung einer Vermögensabgabe oder Vermögensteuer im Koalitionsvertrag.
Das reformierte Gesetz zur Regelung des Sozialen Entschädigungsrechts ist kein neuer Lastenausgleich. Denn: die Änderungen ermöglichen keine Umverteilung von Vermögen. Das Gesetz regelt lediglich, in welchen Szenarien Leistungen durch den Lastenausgleich möglich sind und wann die Entschädigung durch andere Leistungen geschieht.
Entschädigungszahlungen für Menschen mit Impfschäden können nicht durch einen Lastenausgleich finanziert werden. Denn gemäß § 60 des Infektionsschutzgesetzes (IfSG) müssen solche Entschädigungen aus staatlichen Mitteln finanziert werden. Nach der Reform 2024 wird diese Gesetzgebung auch in §§ 24 und 135 des neuen SGB XIV festgehalten.

FAZIT: EIN NEUER LASTENAUSGLEICH IST UNWAHRSCHEINLICH
Auch wir können nicht in die Zukunft schauen. Aber wir bezweifeln, dass es zu einem neuen Lastenausgleich kommen wird – denn es gibt aktuell keinerlei Hinweise darauf, dass Impfgeschädigte oder andere Geschädigte der Corona-Krise durch einen Lastenausgleich entschädigt werden. Auch verfassungsrechtlich wäre eine solche Zwangsabgabe kaum rechtzufertigen.

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Re: Wo jetzt investieren?

Beitragvon Reblis » 07.01.2024, 20:53

Rhenanus hat geschrieben:Solange ein gewisser Putin uns in Ruhe lässt, darf ich wohl noch hoffen, meine Immo nicht ein weiteres Mal teilweise bezahlen zu müssen.


Derzeit wird wie es mir scheint, zum ersten mal seit ich mich erinnern kann, in Finanzmarktkreisen ernsthaft öfters darüber gesprochen, dass man die Möglichkeit eines Krieges wirklich einplanen sollte.

Hedgefondsmanager sieht 50 % Wahrscheinlichkeit für Weltkrieg
https://stock3.com/news/hedgefondsmanag ... g-13391343

Steuern wir auf den Dritten Weltkrieg zu?
https://anlegerverlag.de/steuern-wir-au ... tkrieg-zu/

So wirkten sich die vergangenen Kriege auf den Aktienmarkt aus
https://www.t-online.de/finanzen/sekt-s ... e-aus.html


Vielleicht interessiert den einen oder anderen der Wikipedia-Artikel zum ersten deutschen Aktienindex.
https://de.wikipedia.org/wiki/Aktienind ... Geschichte
Ganz genau so ist es und nicht anders!

Rhenanus
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Re: Wo jetzt investieren?

Beitragvon Rhenanus » 07.01.2024, 21:16

Also die Links zum dritten WK sind schon stark interessengesteuert. Ich habe mal eben "3. Weltkrieg Anlage Investition" bei Google eingegeben: da sprudeln die Links der Investitionsbranche nur so. Die vorher zitierten sind natürlich auch dabei. Wenn die Experten für ihre Hypothesen etwas raten müssen, dann ist es natürlich die Diversifizierung, denn auch an der Umstrukturierung seiner Anlagen verdienen sie mit.

Ende von mir - gute Woche! smilie_24

v5
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Re: Wo jetzt investieren?

Beitragvon v5 » 07.01.2024, 22:23

Ich glaube, bevor die Bürger die ein Häuschen haben und ihre meinetwegen paar zehntausend Euro auf dem Konto enteignet werden, werden wenn überhaupt die extrem Reichen mal mit einer Eimalabgabe zur Kasse gebeten. Halte ich aber auch für nicht durchsetzbar bei der aktuellen Stimmung im Land.

Ein Lastenausgleichsgesetz für Hausbesitzer kann ich mir nicht vorstellen.

Ich rechne auch damit, dass es dafür zu spät sein sollte weil die aktuelle Regierung bald Geschichte ist und diejenigen die sowas Fordern erstmal nicht mehr dran kommen

Aber was weiss ich schon....
:mrgreen:

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Re: Wo jetzt investieren?

Beitragvon joee78 » 08.01.2024, 00:44

Eine Vermögensabgabe wird es nur geben, wenn Die Linke die neue Regierung stellt - oder die neue Wagenknecht-Partei. Für alle anderen Parteien wäre es politischer Selbstmord - insbesondere da es mit Art. 14 GG nicht vereinbar wäre, wie hier bereits ausgeführt.


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