Zu Crashs:
Das schlimme an Kiyosaki ist, dass er es geschafft hat ein gutes Buch zu schreiben, welches nebenbei auf einer reinen Fiktion des Autors beruht.
Einen guten Investor, egal in welchem Gebiet, erkennt man daran, dass er seine Meinung den Fakten anpasst. Und nicht, wie oft geschehen, die Fakten der Meinung.
Das klingt banal, ist es jedoch nicht, da es der menschlichen Natur widerspricht. Zum einen durch den sozialen Druck, denn oft werden diese eigentlich guten Investoren als "Fähnchen im Wind" missbilligt. zum anderen jedoch aus der Überzeugung man selbst könne es besser als andere, also aus einem Art Alpha-Gehabe, was nicht zuletzt in der Männerwelt häufig zugegen ist.
Kiyosaki ist leider kein guter Investor. Er hatte bereits 2009 den Ausbruch von Silber auf 6.000 USD orakelt. Und für Herbst 2021 einen fürchterlichen Crash dazu. Und ohnehin ist Kiyosaki immer wieder mit Drama-Einlagen aufgefallen (z.B. für 2013).
Es ist keine Kunst einen Crash vorherzusehen. Ich muss ihn einfach 50x prognostizieren und mich danach um das, was ich vorher sagte, einfach nicht mehr kümmern. Dann werde ich bei 50 prognostizierten Crashs sicher 2, 3 oder gar 4 Mal richtig liegen. Außer man heißt Markus Krall. Der hat so inflationär den Crash orakelt, dass er nicht mal auf die magere Ausbeute kommt. Und das auch noch mit klarem Interessenkonflikt.
Ein kluger Investor wird sich die Frage stellen müssen, ob es sich lohnt auf einen Crash zu warten oder gar aktiv auf ihn zu handeln? Die Antwort ist stets: "Nein". Denn mal angenommen man hat Krall ernst genommen, was für Folgen hätte das gehabt? Sicher, man hätte ein oder zwei Crashs umschifft. Aber dieser Fakt geht mit den Opportunitätskosten einher: Man hätte auch einige Bullenmärkte verpasst. Und die Bullenmärkte sind eben an der Börse der Renditetreiber schlechthin.
Gute Investoren würden nun her gehen und diesen Fakt anerkennen und ihr Handeln faktenorientiert ausrichten. Das bedeutet explizit für Kiyosaki, dass er sich selbst eingestehen müsste, dass er falsch gehandelt hat.
Aber was macht er? Vor 5 Tagen behauptete er, dass der eigentlich für 2013 orakelte Crash nun gekommen sei*. Er behauptet also wirklich, dass er 9 Jahre in die Zukunft schauen hat können, es sich nur "etwas" verspätet hat. Und hier sieht man, er passt nicht die Meinung den Fakten an (9 Jahre verlorene Gewinne), sondern er macht das unfehlbare Alpha-Gehabe und erklärt einfach er hätte genau das damals vorhergesehen und passt damit die Fakten seiner Meinung an.
Damit ist er nicht alleine. Auch Krall revidiert seine Prognosen regelmäßig in die Zukunft und behauptet dann, das hätte er schon damals vorhergesehen. Eine Vorhersage bei dem der Zeitpunkt des Eintritts weder fest steht, noch eingehalten wird, ist aber nutzlos. Das verschweigt er.
Bei Kiyosaki könnte man noch mild sein und das Verschweigen als Bildungslücke abtun. Vielleicht weiß er es einfach nicht besser? Bei Krall jedoch gilt dies nicht. Krall hat in seiner früheren Karriere Risikomodelle für Banken entwickelt. Er weiß ganz genau, dass zu einer Prognose auch immer die Eintrittswahrscheinlichkeit im Zeitraum x gehört.
Kiyosaki ist ein ganz schlechter Investor ohne Selbstreflexion. Man kann an seinem Beispiel lernen, wie man es besser nicht machen sollte. Soweit meine Meinung.
*)
https://finance.yahoo.com/news/millions ... 00661.html
„Plötzlich erkannte er, dass er die Welt entweder mit den Augen eines armen, beraubten Opfers sehen konnte, oder aber als Abenteurer auf der Suche nach einem Schatz.“
– Paulo Coelho: Der Alchimist