Aktuelle Zeit: 26.04.2024, 19:14
Eine zusätzliche Besteuerung von Edelmetallen über die bestehende hinaus halte ich für eher unwahrscheinlich. Vielleicht kommt es in Deutschland zur Anhebung des Umsatzsteuersatzes auf Silbermünzen oder man einigt sich europaweit auf einheitliche neue Sätze für die Umsatzsteuer auf Barren und Münzen aus Gold und Silber bzw. anderen Edelmetallen. Auch da käme sicher nur eine Erhöhung der im Prinzip schon bestehenden Steuer in Frage. Aber die Einführung einer komplett neuen Besteuerung von Edelmetallen oder gar ein Verbot des privaten Edelmetallbesitzes, das wäre aus Sicht des Gesetzgebers das falsche Signal. Es wäre ein Zeichen der Schwäche, das Eingeständnis, daß das Giralgeldsystem versagt hat und man den alternativen Währungen Gold und Silber nicht anders entgegentreten kann als mit Steuerschikanen oder gesetzlichen Verboten.
Und was die Geldfunktion von Edelmetallen angeht: die war nie ganz verschwunden, auch nicht nach Aufhebung des Goldstandards. Immer noch führen Zentralbanken Goldbestände als Reserven. Meist werden diese Goldreserven aber zu einem sehr niedrigen Gegenwert bilanziert, entsprechend einem in früheren Jahrzehnten festgesetzten Marktwert. Die Zentralbanken halten sich damit die Hintertür zu einer zumindest teilweisen Remonetarisierung des eigenen Goldbestands offen.
Ganz anders sieht es im freien Geldverkehr aus. Wer bezahlt heutzutage mit Kurantmünzen aus Gold oder Silber? Wer bietet so eine Zahlungsabwicklung überhaupt an? Ja, hier im Forum gibt es natürlich Tauschangebote, Edelmetall gegen Edelmetall. Aber das ist nicht als Geldzahlung aufzufassen. Gibt es beispielsweise ein Kaufhaus, bei dem einen elektrischen Dosenöffner für einen Maple Leaf oder zwei Gedenkmünzen 10-Euro in Sterlingsilber bezahlen kann? Nein, gibt es nicht, weil die gesetzlichen Rahmenbedingungen es nicht gestatten. Bei Privatgeschäften könnte dies anders aussehen, weil das Kaufgeschäft hier prinzipiell auch als Tausch vereinbart werden kann. Aber auch dieser Ansatz scheitert schon allein an der Unkenntnis des Großteils der Bevölkerung. Kaum jemand kennt den Wert von Gold und Silber pro Unze oder Gramm. Da würde dann nur verständnislos nachgefragt: "Was ist denn eine Unze? Wie erkenne ich denn, ob das echtes Silber ist und nicht irgendwelcher Edelstahl? Was ist denn eine Bullionmünze? Ihre chinesische Digitalwaage geht bestimmt nicht genau, ich will eine geeichte Messung! Diese Münze hat aber Milchflecken, die ist nur die Hälfte wert!"
Anderes Problem: wie behandelt man Kleinbeträge oder Zwischenbeträge, die nicht mit den gerade verfügbaren Stückelungen in Barren oder Münzen dargestellt werden können. Gibt man "Rausgeld" in Fiatform, rundet man, verhandelt man zu geraden Beträgen hin? Hier tut sich eine Marktineffizienz auf, die es im Giralgeldsystem so nicht gibt.
