@ Kursprophet
Schon gut, Deine Erklärung nehme ich gerne an
. Ich kann Deine Beweggründe ja auch verstehen. Da machst Du Dir die Mühe und recherchierst zu Kunststoffen und Polyethylen und ich komme daher und sage überspitzt ausgedrückt "ist mir doch egal".
Nachfolgend kommt nun ein sehr langer Aufsatz.
, läßt sich leider nicht ganz vermeiden und hilft ja dem einen oder anderen mehr als es schadet.
Ich denke es macht an dieser Stelle zunächst Sinn das Fleckenproblem zu untergliedern:
a) Verhinderung der Fleckenbildung / Prophylaxe
b) Lösen der Flecke / Reinigung
c) Charakterisierung des Belages und Klärung der Mechanismen
Zu a) Den Vorschlag von "picodali" die Münzen in Alufolie zu rollen, halte ich für sehr gut, da einfach, preiswert und effektiv:
Zitat picodali:
Was Acetat schreibt, ist durchaus interessant und könnte zutreffend sein. Also die Maples aus den Tuben befreien, in Alufolie einrollen und noch eine Lage säurefreies Papier drumherum. Falls die Hypothese zutrifft, sollte das vielleicht genügen, die bisher unversehrten Exemplare zu schützen... Stellt sich die Frage, ob man vor dem Einwickeln die Teile noch einmal z.b. mit dest. Wasser reinigen sollte, um eventl. vorhandene Rückstände zu entfernen.
Das Spülen mit z.B. destilliertem Wasser schadet sicher nicht. Ob diese Behandlung jedoch eventuell migrierte Bestandteile löst, halte ich angesichts der Hartnäckigkeit der Beläge eher für fraglich. Solange ich nicht weiß welches Lösemittel wirklich gut geeignet ist, würde ich nur Einwickeln und mir den Spülaufwand sparen. Einen zusätzlichen Schutzmechanismus hat man mit dem Aluminium nämlich ohnehin noch: Falls tatsächlich schon erste Bestandteile "ausgewandert" sein sollten, werden sie viel lieber mit der AIufolie reagieren als mit dem Silber (Aluminium ist viel unedler und läßt sich leichter oxidieren).
Zu b) Das Lösen der Beläge hat mit allen hier schon unternommenen Versuchen (Aceton, Ammoniak, Salzsäure) leider nicht zum gewünschten dauerhaften Erfolg geführt. Trotz aller Frustration kann hier nur Weiterexperimentieren zum Ziel führen. Ich hätte dazu noch die eine oder andere Idee anzubieten (andere vielleicht auch noch?), die sich mit haushaltsüblichen Mitteln relativ einfach durchführen lassen sollte. Wer praktizierender Chemiker ist oder aber Lust und Laune verspürt, kann ja das ein oder andere aufgreifen und ausprobieren (wenn, dann aber bitte eventuelle Gefahrstoffhinweise beachten und immer gut Durchlüften; mir selbst sind momentan leider die Hände gebunden).
Zitat Maplefan:
Aber ohnehin hat das Silberchlorid nichts mit den weißen Flecken zu tun. Habe nochmal nachgesehen: AgCl löst sich ausgezeichnet in Ammoniak über Komplexbildung, und Ammoniak hatte ich schon ausprobiert: hilft gegen die weiße Pracht genau 0,0.
Du schließt aus der Erfolglosigkeit des Ammoniakversuchs, dass es sich bei dem Belag nicht um Silberchlorid handeln kann. Das kann, muss jedoch nicht sein. Es kann auch andere Ursachen haben, z.B.
- die NH3-Konzentration war nicht hoch genug
- die Einwirkdauer war zu kurz
- die Temperatur war zu niedrig
- der Silberchlorid-Belag ist durch organische Reste abgeschirmt, so dass NH3 gar nicht angreifen kann.
Um sicher zu gehen, dass der Test unter den jeweiligen Bedingungen auch wirklich geeignet ist, zumindest reines Silberchlorid zu lösen, empfehle ich grundsätzlich eine Positivkontrolle mitzuführen. Dazu kann man entweder auf einem separaten Silberstück (Münze oder auch Draht, etc.) einen AgCl-Belag erzeugen oder einfach einen Teil der befleckten Testmünze vorsätzlich mit Silberchlorid überziehen. Das einfachste ist, wie hier schon von "silbrig" gepostet, dazu Chlorreiniger zu verwenden; also z.B. ein Drittel der Münze kurz in Chlorreiniger zu tauchen (Handschuhe) bis ein weißer Belag entstanden ist, dann gründlich mit Wasser zu spülen und trocknen zu lassen.
Zur Dokumentation und Erfolgskontrolle kann es hilfreich sein, die Münze vor und nach jedem Löseversuch zu fotografieren.
Falls das Silberchlorid des Belages durch organische Reste abgeschirmt wird, kann eine Mehrfachbehandlung zum Erfolg führen, bei der in einem ersten Schritt die organischen Bestandteile und in einem zweiten Schritt das Silberchlorid abgelöst werden. Dazu schlage ich vor folgende Lösemittel durchzuprobieren:
- Terpentin oder Wasch-/Testbenzin
- Verdünnung (Pinselreiniger)
- Aceton (Nagellackentferner)
- Ethanol (95%iger Alkohol oder wenn nicht verfügbar Spiritus)
Anschließend das vermeintliche AgCl mit möglichst hoch konzentriertem Ammoniak (bzw. Natriumthiosulfat- oder Thiocyanatlösung) oder auch dem Silberbad versuchen abzubekommen.
Eine leicht erhöhte Temperatur (ca. 40°C, Lösemittel nicht zum Sieden erhitzen) und eine Einwirkdauer von jeweils mehreren Stunden ist bei allen Versuchen empfehlenswert und kann über Erfolg oder Mißerfolg entscheiden.
Anhand der Positivkontrolle kann immer beobachtet werden, wie sich reines Silberchlorid unter den jeweiligen Bedingungen verhalten würde.
Eine weitere Möglichkeit die Existenz von AgCl zu überprüfen, wäre die Fotoempfindlichkeit der Silberhalogende auszunutzen. Einfache Bestrahlung mit intensivem Licht, am besten UV-Licht für mehrere Stunden sollte den Belag dunkel werden lassen (Bildung von elementarem Silber). Auch hier wäre die Positivkontrolle sehr gut als Referenz und Erfolgskontrolle der Methode geeignet.
Zu c) Hierzu kann ich nicht viel sagen. Wer den Grund wissen will, kann aber gerne weiterlesen.
Grundsätzlich ist das eine interessante Fragestellung, bei der ich allerdings mehr den akademischen als praktischen Nutzen sehe. Nichtsdestweniger wäre es schon nicht unwichtig zu wissen, womit man es eigentlich zu tun hat. Ein erster Schritt in diese Richtung ist eine Elementaranalyse des Belages. "47Ag" hatte ja, wenn ich mich richtig erinnere, gepostet, in diese Richtung sogar mit Massenspektrometrie schauen zu wollen. Es wäre fantastisch, wenn das gelänge.
Ansonsten sieht es wohl so aus, dass Kapseln, wie ja hier auch schon gepostet wurde, aus Polystyrol, Polycarbonat oder Polymethylmethacrylat (Plexiglas) bestehen können. Bei Tubes habe ich Hinweise auf Polypropylen und Polypropylen-Polyethylen-Copolymerisate gefunden.
Die Liste der Zuschlagstoffe der Polymere ist lang. Dazu gehören u.a. Extender, Weichmacher, Stabilisatoren, Füllstoffe, UV-Schutzmittel, Flammschutzmittel, Verstärkungsstoffe, Pigmente, Antioxidantien, etc., wobei sich jede Gruppe wieder in Untergruppen und Subgruppen mit letztlich Abertausenden von Substanzen verzweigt. Außerdem spielen noch übrig gebliebene Reste der Hauptpolymere, der Polymerisationsgrad und Reaktionen der Substanzen untereinander eine Rolle. Zudem ist nicht nur die Zusammensetzung des Kunststoffes, sondern auch das Herstellungsverfahren (tausende Patentanmeldungen) von entscheidender Bedeutung für die Stoffeigenschaften. Es ist sogar ohne weiteres möglich, dass zwei Kunststoffe mit identischer Zusammensetzung ganz unterschiedliche Eigenschaften aufweisen. Wie schon zuvor gepostet, ist es aussichtslos hier auf theoretischem Weg ohne exakte Informationen bzgl. Zusammensetzung und Herstellungsverfahren weiterzukommen. Sorry.
Zusammenfassung: Teilproblem a) betrachte ich als quasi gelöst. Teilproblem b) halte ich – Hartnäckigkeit und Frustrationstoleranz vorausgesetzt - unter vertretbarem Aufwand für lösbar und Teilproblem c) ist nur unter sehr hohem Aufwand und Kosten zu lösen.
Zum Zweck der Erhaltung und Lagerung von Münzen halte ich Lösung a) und b) für ausreichend.