Beitragvon Hermann Meier » 25.08.2015, 12:30
Meine Eltern wohnen in einem kleinen Ort im Allgäu. Die haben ein Fachwerkhaus in der Nähe einer Wassermühle und leben fast autark von der Außenwelt. Was wurden die von den Nachbarn früher oft verspottet, dass sie immer noch keinen modernen Elektroherd haben, sondern nur einen Holzofen...als aber der Gebirgsbach über die Ufer trat und die örtliche Trafostation überflutet wurde, hatte das ganze Dorf -trotz sofortigem Einsatz des THW- über Tage immer nur eine oder zwei Stunden am Tag Strom. Meine Eltern waren auf einmal die bestbesuchte Familie im Ort: da es schon Herbst war, wollten viele Leute dringend kochendes Wasser haben, um sich wenigstens einen wärmenden Tee zubereiten zu können. Ohne Strom war es 99% der Leute gar nicht mehr möglich, sich etwas warmes zuzubereiten.
Nach dem Geschehen gab es zwei Dinge nicht mehr:
1. Meine Eltern wurden nicht mehr aufgezogen, wegen ihres "alten" Herdes.
2. Es gab Niemanden, der sich nicht einen Camping-, Esbit, oder Hobo-Kocher gekauft hatte für den Fall der Fälle
Insofern zeigt diese kleine Geschichte anschaulich, dass der alte Spruch "Eig´ner Herd - ist Goldes wert!" immer noch gilt und das wir "modernen" Menschen ohne Strom aufgeschmissen sind.
Vorsorge ist stes besser als Nachsorge und noch was: In einem Katastrophenfall werden solche Güter tatsächlich sehr viel wert. Dann steigt nämlich exorbitant die Nachfrage danach. Sieht man übrigens jetzt an Großraumzelten und deren Preise. Wir brauchten für die örtliche Feuerwehr ein neues Großzelt. Neuware bekommt man derzeit nicht! Wird alles für die Flüchtlinge gebraucht und private Anfragen (selbst von freiwilligen Feuerwehren) werden erst später abgearbeitet, außerdem sind die Preise stark gestiegen.
Wenn hier wirklich mal ein Notfall ausbricht, dann wäre ein komplett gefüllter Notfallrucksack mindestens das fünffache wert. Und noch was: standardmäßig muss das THW alle paar Jahre Ausrüstungsgegenstände mit MHD (Filter von Gasmasken, Notfallrationen usw.) austauschen und neu kaufen und zwar per Ausschreibung. Dieses Jahr hatten nahezu alle Händler, die die Aufträge bekamen a) nicht alle Sachen sofort auf Vorrat und b) konnten liefern, aber hatten dabei sehr lange Lieferzeiten. Das war vorher noch nie. Die Händler erklärten das mit einer ungewöhnlich hohen Nachfrage von privater Seite, aber auch vom Bund musste wohl viel nachgeordert werden. Klingt für mich eher nicht gut, zumindest seit den 16 Jahren, wo mein Bruder dort ist gab es so etwas noch nie. Soll sich jeder sein eigenes Bild davon machen. Aber bereit zu sein dürfte niemals verkehrt sein.
Ich würde auch jedem raten: erst für den Notfall rüsten (und eine gute, hochqualitative Ausrüstung kostet schon mal so 300-700 Euro, je nachdem welche Ansprüche man hat) und dann in Sachwerte investieren. Sachwerte nützen einem nichts, wenn man sie a) nicht schützen kann und b) wenn man zwischendurch verhungert und verdurstet ist.
"Don't argue with the stupid: they will drag you down to their level and beat you with experience."