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Prähistorische Gold-Route aufgedeckt

Allgemeine Diskussionen zu Silber, Gold und Edelmetallen, sowie die Entwicklung des Gold- und Silberkurs.

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Finerus
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Prähistorische Gold-Route aufgedeckt

Beitragvon Finerus » 08.06.2015, 10:33

Getreu dem universellen Credo unserer kleinen Forumgemeinde gilt:

Eine Unze ist eine Unze, ist eine Unze, ist ...

Doch stimmt das wirklich? Klar, eingefleischte Sammler sehen das ganz anders. Sie führen dazu vor allem ästhetische Argumente ins Feld. Daß das Unzen-Mantra nicht so universell sein kann, wie es suggeriert, belegen nun aber auch archäologische Untersuchungsergebnisse aus Irland (s. untenstehenden Link). Dort wurde während der Bronzezeit (vor ca. 5500 Jahren) Gold aus dem benachbarten Cornwall über die offene See importiert und dem heimischen, leicht verfügbaren Gold vorgezogen.

Die Bewohner Cornwalls tauschten das bei selbstgewonnene Gold lieber gegen andere Metalle. Offebar maß man in Cornwall damals dem Gold keinen besonderen materiellen Wert zu. Dies erklärt den Tauschhandel von Gold gegen aus heutiger Sicht weniger wertvolle Metalle. Für mich ein besonders eindrucksvoller Beleg eines kulturellen Arbitragegeschäfts - in der Bronzezeit!

Kurzer Kommentarauszug zum entsprechenden Artikel der Proceedings of the Prehistoric Society:

"Besonders interessant ist, dass in dieser Zeit in Cornwall und Südengland erheblich weniger Gold zirkulierte und verarbeitet wurde als in Irland", so Standish. Offenbar legte man in diesen Gegenden weniger Wert auf das Edelmetall und tauschte es lieber gegen andere Waren ein als es zu behalten. Nach Ansicht der Forscher spricht dies dafür, dass Gold in der frühen Bronzezeit noch kein universeller Wert war.

Begehrt war das Gold damals offenbar nur in den Kulturen, die damit eine kultische oder andere symbolische Bedeutung verbanden. "Prähistorische Wirtschaften wurden durch komplexere Faktoren als nur den Handel mit Gütern angetrieben", erklärt Koautor Alistair Pike von der University of Southampton. "Ihre Glaubenssysteme spielten eindeutig eine sehr wichtige Rolle."


Quelle: http://www.scinexx.de/wissen-aktuell-18942-2015-06-08.html

Mir erscheint ein weiterer Umstand denkbar, der diesen Tauschhandel begünstigt haben könnte: Gold liegt in der Natur sehr häufig in gediegener Form vor, ist also unmittelbar als Metall zu gewinnen. Das ist bei Silber schon viel seltener der Fall. Frühe Kultgegenstände aus gediegenem Silber wurden deshalb mehr wertgeschätzt als solche aus Gold; sie blieben ein ganzes Zeitalter den höchsten Würdenträgern vorbehalten. Unedle Metalle dagegen treten so gut wie nie in gediegener Form auf. Sie aus Erzen zu gewinnen, bedarf metallurgischer Kenntnisse und erfordert einen höheren technischen Aufwand. Da man davon ausgehen kann, daß sich die entsprechenden Kenntnisse während der Bronzezeit noch langsam von Region zu Region ausgebreitet haben, liegt es nahe, daß nicht überall dergleiche Stand der Technik zur Verfügung stand. Es könnte also zeitweilig einen Kenntnisvorsprung in Irland gegeben haben, der dort unedle Metalle leichter verfügbar machte als im nahen Cornwall.

Gruß
Finerus

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