Bei mir war es ähnlich. Erst war ich als Heranwachsender ein fanatischer Anhänger der US Politik und des US Militärs, doch als ich immer mehr erfahren habe, wie sehr die US Politik die Welt belogen hat und zwar ausdrücklich nicht erst seit dem zweiten Golfkrieg, habe ich mich mehr von Ihnen distanziert. Ich bin zwar nicht gegen die Amerikaner, denn man muss hier differenzieren, da die US Politik ja auch nicht dem Willen und den Interessen des amerikanischen Volkes wiederspiegelt. Kissinger hat es in seinem neuen Buch übrigens sehr klar formuliert, dass die USA dabei sind, ein hohes Gut zu verspielen, indem sie alles machen, was möglich ist, auch wenn dieses gegen die Verfassung und gegen die öffentliche Moral verstößt: die USA verspielen Ihren Kredit als "good guy" und als Weltpolizist, der den Frieden propagiert und das ist etwas, was essenziell für eine Großmacht ist. Jede Großmacht der Geschichte, die begann unmoralisch zu handeln ist bisher gescheitert.
Und Kissinger nennt auch gleich ein warnendes Beispiel: Sollten die USA weiterhin das von Ihnen oftmals eingeforderte Völkerrecht brechen, wie sie es in der Vergangenheit oft getan haben, so wäre dies ein Präzedenzfall und andere Staaten könnten in Zukunft dem Beispiel folgen. Russland ist jetzt so ein Fall, die große Gefahr sieht Kissinger dabei aber zukünftig bei China. Deshalb fordert er eine moralischere Außenpolitik der USA. Bemerkenswert, wenn man sich die Geschichte Kissingers ansieht, aber er ist wohl Jemand der aus der Geschichte lernt und das kann man durchaus gut finden.
Im Nachhinein betrachtet war der Verbleib Deutschlands in der NATO ein Fehler. Wenn wir neutral geblieben wären und sich die Amerikaner, wie die Russen auch aus Deutschland zurückgezogen hätten, wäre dies sicherlich friedensstiftender gewesen, als die gewählte Option. Auch wenn man Kohl zugestehen muss, dass die Amerikaner der Wiedervereinigung wahrscheinlich anders nicht zugestimmt hätten.
Edit: Ja, die Überzeugung sieht man ihr wirklich an!