Hallo,
weitgehend unbekannt und deshalb (leider) unbeachtet ist das Stoffgeld der Inflationszeit.
Bielefeld, besser die Stadtsparkasse Bielefeld, aber gab eine Vielzahl von Papiernotgeldschei-
nen aus und druckte diese zum Teil dann auch auf
Leinen und sogar auf Seide und Samt nach.
Zusätzlich versah man viele der Stoffscheine noch mit
kunstvollen Borten oder Spitzen. Dabei
ging es der Stadtsparkasse weniger um die Linderung der Zahlungsmittelknappheit (hierfür wa-
ren genügend Papiergeldscheine im Umlauf) als um das Geschäft mit Sammlern. Auch wurde
das Papier nicht knapp, weshalb man auf Stoffe hätte ausweichen müssen, die zudem teuerer
als Papier waren. Trotz der gewaltigen Mengen an Papiergeldscheinen, die im gesamten Reich
gedruckt wurden, kam es zu keinen größeren Engpässen bei der Bereitstellung von Papier (ja
sogar Wasserzeichenpapier), da die Produktion auf Hochtouren lief und der Papierindustrie sat-
te Gewinne brachte. Vielmehr hatte der damalige Sparkassendirektor Paul Hanke als „uner-
müdlich tätiger Förderer“ der Ausgabe Bielefelder Notgelds großen Anteil an Ausgabe und „Ver-
marktung“ des Bielefelder Stoffgelds. Ja selbst auf die Gestaltung der Scheine nahm er Einfluß
und wenn wir auf ihnen nicht wenige Bibelsprüche finden, so ist auch dies Herrn Hanke zu ver-
danken. Wenn zunächst nur Probeabzüge der Papiergeldscheine von 1917 bis 1919 auf Lein-
wand gefertigt wurden, die wahrscheinlich nicht für den Geldverkehr bestimmt waren, so bot das
700. Stadtjubiläum Bielefelds 1921 den eigentlichen Anlaß für die massenhafte Herstellung von
Leinen- und Seidenscheinen. Anläßlich dieses Ereignisses sollten für die Bürger Erinnerungs-
stücke geschaffen werden, die des „Aufhebens“ wert waren. Münz- oder Medaillenprägungen
waren ausgehend von der Geldentwertung zu teuer, also besann man sich auf die Traditionen
der Stadt in der Leinenweberei und Seidenherstellung. Die Scheine sollten aber auch die schwe-
re Zeit nach dem Ersten Weltkrieg dokumentieren, weshalb die Darstellungen auf den Scheinen
oft nur dann verständlich sind, wenn man sich mit den historischen Hintergründen beschäftigt.
Nur mal so aus meiner dilettantischen Sammlung zum zeigen:
Beste Grüße
Sidabras
"Ich weiß, daß Sie glauben, Sie wüßten, was ich Ihrer Ansicht nach gesagt habe. Aber ich bin nicht sicher, ob Ihnen klar ist, daß das, was Sie gehört haben, nicht das ist, was ich meinte."
Alan Greenspan,Ex-FED-Präsident