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Vorsicht bei Optionsscheinen auf Silber

Allgemeine Diskussionen zu Silber, Gold und Edelmetallen, sowie die Entwicklung des Gold- und Silberkurs.

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americaneagle
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Vorsicht bei Optionsscheinen auf Silber

Beitragvon americaneagle » 30.08.2008, 13:41

Ich habe nach einigen Jahren Pause mal reingesehen, was bei den Edelmetallen so geht. Und da fällt mir auf, daß es unter den OS-Calls auf Silber recht saumäßige Exemplare gibt.

Ertragsgleichheit von über 50 Prozent! Das heißt, das Unterlying (Silver-Spot) muß um 50 Prozent steigen, damit der Käufer denselben Ertrag realisieren kann wie beim Kauf des Underlyings, in diesem Falle Index-Zertifikat, weil der physische Markt vom Spot Markt ja abgekoppelt ist.

Spread bis zu 30 Prozent und drüber!

Man sollte auf den Spread vom Briefkurs gerechnet achten, nicht vom Geldkurs gerechnet. Spreads sind sofortiger Verlust.

Implizite Volatilität weit über 50 Prozent!

Das heißt, der Schein ist aufgebläht durch die Kursschwankungen der letzten Zeit, wer jetzt kauft, kann selbst dann an der Seitenlinie verhungern, selbst wenn der Kurs so einigermaßen nach oben läuft. Totalverlust möglich, ohne daß der Kurs fällt.

Keine Hebelwirkung:

Bei den "sauberen" Scheinen mit kleinem Spread, langer Laufzeit, relativ kleiner Vola ist auch bei richtiger Kursentwicklung kein großer Gewinn zu erwarten, weil der nicht nur von der Vola, sondern auch vom Zeitwert aufgefressen wird.

Für alle Optionsscheine gilt:

Beim Kauf tritt bereits ein Verlust ein in Höhe des Spreads und des Aufgeldes. Das Underlying muß bereits ordentlich steigen, damit man plusminus Null ohne Verlust wieder rauskommt, bei einem Papier Basispreis 12 z. b. auf über 14. Mit 14 hat man noch nichts gewonnen dabei!

Was sich anders rechnet, sind die Turbo-Bulls, aber das anderes Thema.

BEi OS ist meiner Meinung nach IM PRINZIP der Zeitpunkt bereits verpaßt. Wer jetzt kauft, kauft teuer und mit hohem Risiko.

Also wenn schon also denn schon: extreme Kurzläufer im Cent-Bereich bringen trotz hohem Spread den besten Hebel, wenn das Silber kurzfristig hochgeht, ist man mit diesen Papieren bei kleinem Kapitaleinsatz am besten bedient (Wenn nicht: Totalverlustwahrscheinlichkeit sowieso > 80 %).

Das rechnet sich besser, als mit viel Kapital in die Langläufer reinzugehen.

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SilverFox2012
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Beitragvon SilverFox2012 » 30.08.2008, 14:11

Vielen Dank für den interessanten Beitrag, ich habe mich bisher nie mit Optionsscheinen beschäftigt.

Für mich werden sie allerdings weiterhin nicht in Frage kommen,
aufgrund der ( wie ich empfinde ) folgenden Nachteile:

:arrow: Eignen sich ausschließlich für erfahrene Kapitalanleger, da es sich hierbei um eine recht komplizierte und umfangreiche Anlageform handelt.

:arrow: Ein Optionsscheininvestment setzt für den Investor eine ständige Beobachtung der Kapitalmärkte voraus.

:arrow: Der Totalverlust des eingesetzten Kapitals ist möglich.

:arrow: Optionsscheine eignen sich nicht als eine langfristige Kapitalanlage.

americaneagle
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Beitragvon americaneagle » 30.08.2008, 15:05

SilverFox2012 hat geschrieben:Für mich werden sie allerdings weiterhin nicht in Frage kommen,
aufgrund der ( wie ich empfinde ) folgenden Nachteile:

:arrow: Eignen sich ausschließlich für erfahrene Kapitalanleger, da es sich hierbei um eine recht komplizierte und umfangreiche Anlageform handelt.

:arrow: Ein Optionsscheininvestment setzt für den Investor eine ständige Beobachtung der Kapitalmärkte voraus.

:arrow: Der Totalverlust des eingesetzten Kapitals ist möglich.

:arrow: Optionsscheine eignen sich nicht als eine langfristige Kapitalanlage.


arrow1: Nein, es sind Wettscheine. Die sind weder kompliziert noch umfangreich.

arrow2: Nein, muß er nicht. Entweder er liegt mit seiner Wette richtig oder nicht.

arrow3: Möglich ja, die Wahrscheinlichkeiten gilt es abzuwägen. Totalverlust kann man auch ohne OS mit Aktien machen.

arrow4: Richtig, aber dafür sind die auch gar nicht gedacht.



Optionsscheine sind HISTORISCH entwickelt worden, um Kursverluste abzusichern.

Wer einen Haufen Aktien kauft oder Gold oder Silber zu einem Preis X, möchte sich vielleicht gegen Kursverlust absichern, und kauft einen PUT. In dem Maße, wie der Basiswert fällt, legt der Put an Wert zu. Dies wäre besonders dann sinnvoll, wenn die Aktien/Gold/Silber auf Kredit gekauft wurden, eine Vollkasko sozusagen.

Das wäre ein gedeckter Optionsschein, d.h., der Anleger besitzt auch den Basiswert.

Mit Rücksicht auf das im Eingangsthread gesagte, könnte man damit seine bestehenden Silbervorräte absichern, aber diese Absicherung ist in Zeiten hoher Volatilität sehr TEUER. Sozusagen, die Vollkaskoprämien steigen!

Mittlerweile hat sich das aber so verselbstständigt, daß die Leute OS kaufen, ohne daß sie die Absicht haben, den Basiswert zu erwerben. Sie benutzen den Hebel, um am Kursgewinn überproportional zu partizipieren. Ich muß zugeben: niemals habe ich einen OS aus einem anderen Grund gekauft.

Ein Beispiel:

Ich erwarte, daß der Goldkurs von 830 auf 1000 steigen wird, um rund 20 Prozent also. Würde ich ein Kilo Gold kaufen, für 18000 Euro, wäre damit ein Gewinn von 20 Prozent = 3600 Euro verbunden. Mangels der 18000 Euro für das Underlying, suche ich mir ein Papier mit einem Hebel, sagen wir, welches von 830 auf 1000 sich verfünffacht. Um denselben Gewinn mitzunehmen, den ein Anleger mit 1 kg physischem Gold mit 18.000 Kapitaleinsatz erzielen würde, nämlich 3600 Euro, wären hier nur 3600/5= ca. 720 Euro + 1/5 von 720 = ca. 850 Kapitaleinsatz erforderlich. Steigt der Kurs um 20 Prozent, habe ich aus 850 Euro ca. 4000 Euro gemacht.

Nehmen wir an, der Kurs fällt um 20 Prozent anstatt zu steigen. Dann sind die 850 Euro nahezu Totalverlust (jedenfalls im Augenblick nicht zu verkaufen), der Goldhalter hat aber einen wesentlich höheren Wertverlust in Höhe von 3600 Euro.

Insofern haben die OS schon ihre Berechtigung.

Das Problem ist nur: OS muß man kaufen, wenn der Markt eine lange Strecke seitwärts gelaufen ist. Dann sinken die eingepreisten Nebenkosten, insbesondere die Volatiliät, auf den kleinsten Wert. Sobald dann die Kanonen donnern, bläht sich der Schein auf wie eine Henne, aber WER DEN SCHEIN DANN SCHON HAT, nimmt das Aufblähen als Gewinn mit. Kaufe ich den Schein mit 10 Proz. Vola, und die Vola geht auf 60 Prozent, habe ich einen satten Gewinn gemacht, selbst wenn der Kurs des Underlyings NICHT gestiegen ist.

Anders gesagt: Optionsscheine muß man dann kaufen, wenn die Kanonen NICHT donnern. Damit verhält es sich eben anders als mit Aktien.

Die Vola ist sozusagen der Aufpreis für den Kanonendonner, und mein Posting bezog sich darauf, daß es IM AUGENBLICK eigentlich schon zu spät ist. Wer jetzt kauft, kauft auf jeden Fall teuer. Und beruhigt sich der Markt, fällt die Vola wieder zusammen, der Schein verhungert auch ohne Kursbewegung. Anders gesagt müßte bei den jetzigen Aufpreisen der Kurs schon mächtig kräftig nach oben gehen, damit ein OS noch Sinn macht.

IM GOLDMARKT sind die VOLATILITÄTEN bei OS derzeit sehr viel niedriger, für Gold ist es derzeit noch nicht zu spät.

Im Unterschied zu OS spielt bei Turbo-Zertifikaten die Volatilität keine Rolle, die Papiere kosten soviel, wie sie vom Kurs entfernt stehen.

Für den Silbermarkt halte ich Turbo-Zertifikate derzeit für eine bessere Option.


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