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Soziale Marktwirtschaft - Fluch oder Segen?

Allgemeine Diskussionen zu Silber, Gold und Edelmetallen, sowie die Entwicklung des Gold- und Silberkurs.

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Hebby
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Beitragvon Hebby » 13.05.2013, 19:25

AL1B1 hat geschrieben:
Tafelsilber hat geschrieben:Hallo liebe Mitforisten,

zunächst möchte ich mich bei Metaller entschuldigen, ich habe da wohl Postings verwechselt - tut mir leid :(

Tamme hat geschrieben:
Drachenfliege hat geschrieben:... Müsste nicht der Dachdecker viel mehr verdienen, weil er seinen Körper einsetzt und dementsprechend früher kaputt ist, während der Akademiker im günstigsten Falle auch noch mit über 60 Jahren seinen Verstand nutzen kann? Also der Dachdecker verschleißt seinen Körper und der Akademiker schärft seinen Verstand. Während der Arbeiter nur mit Peanuts abgespeist wird, wird der geistig Arbeitende doppelt belohnt (in generali - ich verallgemeinere!).


Der "geistig arbeitende" schafft nun mal die Werte, Du scheinst das aber nicht zu verstehen.
Grenzt schon an Hetze was Du so alles von Dir gibst :shock:


Übertreibst Du nicht ein bißchen, Tamme? Ich kann keine Hetze in Drachenflieges Post erkennen.

Und wo die Werte geschaffen werden, ist Ansichtssache. Sicher braucht es die Akademiker, aber nicht um für die Nicht-Akademiker zu denken. Das kann auch der Dachdecker - oft sinnvoller als der studierte BWLér (oder vergleichbar) welcher noch nie mit seinen Händen gearbeitet hat, aber den MehrWert-Schaffern die Welt erklären will.
Ich sehe bei uns im Konzern die "Bubchen" von den Beratungsfirmen mit ihren Business-Cases und dunklem Anzug, die sich ein paar Tage in Abteilungen setzen, hinterher eine Powerpoint-Präsentation erstellen (das kann ja wohl jeder...) und 1500 - 8000€ / Arbeitstag kosten.
Noch nie selbst richtig gearbeitet und dann den Menschen den Arbeitsplatz vernichten - nur des Rufes und Profites der Beraterfirmen willens. Da stimmt was nicht im Staate Dänemark...

Wenn ich so darüber nachdenke, wünsche ich mir teilweise daß ein richtiger Crash folgt, dann zeigt sich nämlich wer lebensfähig ist und wer nicht - glaubt mir, die Berater-Bubchen gehen als erstens zu Grunde
:twisted:



diese ansicht ist sicherlich genauso falsch wie das andere extrem. es werden beide seiten benötigt um sinnvoll werte zu schaffen. denn weder wird der dachdecker/zimmermeister (um beim thema zu bleiben) die statik eines hochhauses korrekt berechnen, noch wird der akademiker, der es nicht gewohnt ist körperlich hart zu arbeiten, es schaffen am 4ten tag die nägel noch in den balken zu schlagen.


Is ne korrekte Ansicht !
Es gaht ja auch um Leistung, egal ob Akademiker oder Dachdecker, und wie schon geschrieben rechtfertigt auch ein langes Studium eine höhere Entlohnung, das gönne ich auch jedem der den langen Weg gegangen ist, und mit seinem Gehirnschmalz großes schafft.
Nur scheint die Akzeptanz in der Geselschaft für völlig überzogene Gehälter z.B. von Managern größer zu sein als ein unterbezahlter Job bei dem Leistung nichts bedeutet und deren Betriebe wir noch mit unseren Steuergeldern subventionieren.
Unfähig ist Unfähig, ob Dachdecker oder jemand in ner Führungsposition, nur beim Dachdecker wird die Unfähigkeit schneller entlarvt und es stehen ja genug vor der Tür.
Bei Unfähigkeit eines Managers bekommt der nach dem Desaster ( der evtl. Arbeitsplätze gekostet hat )noch ne hohe Abfindung.
Nachtrag: Betriebsberater ( wie auch schon geschrieben - was muss man dafür eigendlich alles Studieren ) die Empfehlungen aussprechen die Arbeitsplätze kosten und nach ner Weile alles so gemacht wird wie vorher weils einfach nur Müll war oder noch schlimmer, es läuft so weiter weil halt nicht zugegeben werden kann das es vorher besser war. So einige verstorbene Firmengründer ( Handwerker aus alten Zeiten ) die aus ner Garagenfirma en stattliches Unternehmen gemacht haben, würden sich im Grab umdrehen wenn sie das mitbekommen was so einige Nachkommen daraus machen.
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McSilver
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Beitragvon McSilver » 13.05.2013, 20:28

Das Problem an der Diskussion besteht darin, dass die Frage falsch gestellt ist.

Die Frage, ob ein Dachdecker mehr oder weniger Lohn "verdient" als ein Architekt, ist völlig sinnlos, sofern es sich um Marktpreise handelt.

Wie gesagt: In einer Marktwirtschaft ist der Arbeitsmarkt ebenso ein Markt wie jeder andere. Und die Preise ergeben sich durch Angebot und Nachfrage. (Dass dies nur eingeschränkt zutrifft, da es durch Staat und Tarifpartner immer wieder Eingriffe in den Arbeitsmarkt gibt, setze ich als bekannt voraus.)

Das Problem ist ganz prinzipiell: Wollen wir Arbeits-MÄRKTE oder staatliche Lohnfestlegungen?

Viele Teilnehmer an der Diskussion in diesem Thread scheinen den Arbeitsmarkt grundsätzlich abschaffen und durch Lohnfestlegungen ersetzen zu wollen.

Es wird immer wieder argumentiert, man dürfe Menschen nicht wie Waren behandeln - und deshalb dürfe es auch keine Märkte für Arbeit (Arbeitsmarkt) geben.
Ich verstehe ja die ehrenwerte humanistische Motivation hinter diesem Argument, aber es greift zu kurz. Und zwar deshalb, weil die ökonomischen und gesellschaftlichen Alternativen zum Arbeitsmarkt nur auf den ersten Blick moralischer sind, in Wirklichkeit jedoch langfristig katastrophale Konsequenzen haben:

Schauen wir uns an, was passiert, wenn der Arbeitsmarkt vollständig durch Lohnfestlegungen nach irgendwelchen moralischen Kriterien ersetzt wird.

Dann ergibt sich in der Tat die Diskussion: Was sind "gerechte" Löhne?
Und dann kann man z.B. dafür argumentieren, dass diejenigen, die die Drecks- und Knochenarbeit machen, mehr verdienen sollen als "Kopfarbeiter".

Das Problem dabei besteht nun einfach darin, dass ein solches Wirtschaftssystem der staatlichen Lohnfestsetzung unzweckmäßige Anreize setzen würde. Der Architekt bekommt ja im marktwirtschaftlichen System nur deshalb ein höheres Einkommen, weil es weniger Architekten als Dachdecker gibt (- jeweils in Relation zur Nachfrage).

Die Marktpreise für Arbeit haben ja wie alle anderen Marktpreise eine Lenkungsfunktion: Sie lenken die Produktionsfaktoren so, dass Anreize geschaffen werden, Knappheiten zu überwinden.
(Es werden also z.B. Anreize gesetzt, Architektur zu studieren.)

Dass dies "gerecht" ist, möchte ich gar nicht behaupten.
Erst recht behaupte ich nicht, dass die Höhe von Löhnen irgendetwas mit objektiv messbarer "Leistung" zu tun hat: Der Architekt "leistet" nicht "mehr" als der Dachdecker, aber er leistet eine Arbeit, von der es - relativ zur Nachfrage - weniger gibt.

(Die Frage, wer die eigentlichen ökonomischen "Werte" schafft - der Handarbeiter oder der Kopfarbeiter - ist also rein ideologisch und erklärt oder rechtfertigt keine Einkommensunterschiede.)


Ich behaupte auch nicht, dass Marktprozesse immer und überall gut funktionieren. (Oft funktionieren sie aber gerade deshalb nicht, weil der Staat eingreift. Unser gesamtes Bildungssystem ist z.B. staatlich.)


Der entscheidende Punkt besteht darin: Jedes ökonomische System, in dem Preise einfach festgelegt werden, scheitert langfristig, da Anreizstrukturen geschaffen werden, die für die Produktion ungünstig sind.

Hebby
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Beitragvon Hebby » 13.05.2013, 21:19

Angebot und Nachfrage ganz einfach auf einen Nenner gebracht.
Eine Sache die verkauft werden kann ist sicherlich zu vergleichen mit einer Arbeitskraft die " verkauf wird ".
Ich verkaufe meine Arbeitskraft zu einer bestimmten Summe die ich realistisch erziehlen kann ok.
Dann kann ich mich entscheiden zwischen einer Tätigkeit die mir in meinem späteren Berufsleben mehr Erfolg verspricht, sprich z.B. Architekt, jetzt denken viele wie ich und werden ebenso Architekt und schon plumst der Gehaltspiegel in den Keller. Jetzt kann man natürlich einen Architekten nicht in den Müll schmeißen wie einen sinnlosen Artikel und einfach was anderes produzieren.
Ist der Unterschied zu einer Sache die entweder gewinnbringend verkauft werden kann oder auch nicht, gleichzusetzen mit den Menschen in einer Geselschaft in der wir leben müssen die ja aus den unterschiedlichsten Menschen besteht ?
Du möchtest das forbestehen des Wohlstands haben mit Ausgrenzung der Schwachen in unserer Gesellschaft die Ihre Abrbeitskraft nicht rentabel verkaufen können, nur nach rein Marktwirtschaftlichen Gesetzten " Naturgesetzen ".
Dann mach dir schon mal Gitter vor die Fenster ! Um Deinen Wohlstand zu sichern, das ist Naturgesetz.
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Hebby
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Beitragvon Hebby » 13.05.2013, 21:34

Um das Beispiel aufzugreifen: Es werden Anreize gesetzt um bestimmte Berufe zu erlernen.
Das ist meiner Meinung auch so ein Knackpunkt.
Es wird Heute nur noch gelernt was auf dem Arbeitsmarkt gut zu verkaufen ist, egal wie die fähigkeiten von jemandem sind oder wofür er sich interessiert, die Folge ist das immer mehr Leute Jobs machen auf die sie eigendlich keine Bock haben ( also besonders gut werden auf ihrem Gebiet ).
Zuletzt geändert von Hebby am 13.05.2013, 21:40, insgesamt 1-mal geändert.
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lifesgood

Beitragvon lifesgood » 13.05.2013, 21:38

Drachenfliege hat geschrieben: Aber offensichtlich gibt es ein "gesamtgesellschaftliches" Problem zunehmender Armut. Ich weiß, dass jeder Gewinn, der Verlust eines anderen ist. Und natürlich solle sich Leistung lohnen. Aber wo fängt "lohnen", wo "ausbeuten" an? Das ist die Crux...

Hier hilft es m.E. nicht, an den Symptomen, an den Auswüchsen des Systems herumzudoktern. Es gibt nur eine einzige Lösung und die ist, jeder Mensch muss Herr über seine "schlechten" Eigenschaften wie Gier, Neid, Geiz usw. werden.


Lebst Du denn dieses Prinzip konsequent? Dann kaufst Du Deine Güter auschließlich im Fair-Trade-Laden, oder? Alles Andere wäre ja Ausbeutung Anderer zu Deinem Vorteil und das ist Dir doch höchst zuwider.

Oder zeigst Du nur gerne mit den Fingern auf Andere?

Ich weiss die Frage ist provokativ gestellt, aber viele machen im Kleinen dasselbe, was sie den Großen vorwerfen.

Schau doch mal ins Grenzgebiet nach Polen, Tschechien oder andere Billigländer. Die Leute dort fahren zum Brötchenkaufen, Friseur, Optiker, Metzger Apotheker, KFZ-Werkstatt usw. usw. ins billigere Ausland, wohlwissend, dass sie die Arbeitsplätze ihrer Nachbarn durch dieses Verhalten gefährden. Wenn dann der Industriebetrieb, bei dem sie selbst beschäftigt sind, ins lohngünstigere Ausland wechselt, also im Grunde dasselbe macht, regen sich dieselben Menschen über die Gier, Neid und Geiz auf.

Vermutlich ist der Mensch so veranlagt, immer seinem eigenen Vorteil hinterherzujagen. Vermutlich müßte man die gesamte Weltbevölkerung einer kollektiven Gehirnwäsche unterziehen, um das zu ändern :(

Solange man dabei gewisse ethischen und charakterlichen Grenzen beachtet - ich meine damit Leben und Leben lassen - ist das ja in Ordnung. Nur geht diese Ethik und der Charakter zunehmend verloren. Ich bin mittlerweile rund 30 Jahre im Geschäftsleben. Damals konnte man unter Geschäftspartnern einen Handel per Handschlag festmachen und sich darauf verlassen, dass sich beide Partner dran halten. Heute handelt man schon fast grob fahrlässig, wenn man nicht jeden Pfurz schriftlich fixiert.

Die Entwicklung ist Sch... da gebe ich Dir Recht, aber quer durch alle Bevölkerungsschichten. Daher nehme ich das, was Du von Dir gibst, nur einem Menschen ab, der sich selbst absolut integer verhält. Leider habe ich einen solchen noch nicht kennenlernen dürfen. Jeder hat diese Tendenzen in sich, der eine mehr, der andere weniger ausgeprägt, aber gänzlich ohne ... das gibt es nicht, wenn man mal genau hinter die Fassade schaut.

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AL1B1
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Beitragvon AL1B1 » 13.05.2013, 21:43

ich oute mich jetzt einfach mal als student. Soweit ich das in meiner fakultät und in meinem studiengang beurteilen kann, sind wir nicht alle ignorante desinteressierte matschbirnnen die mit ach und krach ihr abi geschafft haben. ich möchte auch nochmal auf den punkt der arbeitsvergütung eingehen und ihn aus meiner sicht darstellen. auch wenn ich mich an meiner uni gut ausgebildet fühle kann ich nicht behaupten, dass jeder student die hier beispielhaft vorgebrachten 8000 euro/ monat als anfangsgehalt erhält. auch bei uns ist die angst vor arbeitslosigkeit groß, auch wenn ich nicht auf taxischein studiere ;)
übrigens glaube ich dass diese riesengehälter mehr die ausnahme als die regel sind. dieses gehalt bekommen ein paar absoventen, die in die absoluten topjobs einsteigen. was man auf keinen fall dabei unter den tisch fallen lassen sollte, ist, dass diese leute damit vielfach ihre seele gleich mit an die firma verkaufen. da ist dann nicht mehr viel mit freizeit oder familie.
Ich bin noch zu jung für einen hohen Goldpreis.
Nimm deine AfD Bettwäsche geh ins Bett und deck dich zu

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McSilver
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Beitragvon McSilver » 13.05.2013, 21:46

Hebby hat geschrieben:Ich verkaufe meine Arbeitskraft zu einer bestimmten Summe die ich realistisch erziehlen kann ok.
Dann kann ich mich entscheiden zwischen einer Tätigkeit die mir in meinem späteren Berufsleben mehr Erfolg verspricht, sprich z.B. Architekt, jetzt denken viele wie ich und werden ebenso Architekt und schon plumst der Gehaltspiegel in den Keller.


Klar, das kann passieren.
Und umgekehrt kann es auch passieren, dass sich der Fachkräftemangel verschärft und Facharbeiter am Ende mehr Geld verdienen als viele Akademiker.

In einer echten Marktwirtschaft gibt es eben keine dauerhaften Privilegien - und das ist auch gut so.


Hebby hat geschrieben:
Jetzt kann man natürlich einen Architekten nicht in den Müll schmeißen wie einen sinnlosen Artikel und einfach was anderes produzieren. Ist der Unterschied zu einer Sache die entweder gewinnbringend verkauft werden kann oder auch nicht, gleichzusetzen mit den Menschen in einer Geselschaft in der wir leben müssen die ja aus den unterschiedlichsten Menschen besteht ?



Niemand wird "auf den Müll geschmissen". Gemeint war, dass sich der Architekt ebenso an Marktmechanismen anpassen muss wie der Dachdecker.
Niemand hat in einer Marktwirtschaft eine dauerhafte Garantie auf ein bestimmtes Einkommen auf Grund von Qualifikationen, die in der Vergangenheit den entsprechenden Marktwert hatten.


Hebby hat geschrieben:
Du möchtest das forbestehen des Wohlstands haben mit Ausgrenzung der Schwachen in unserer Gesellschaft die Ihre Abrbeitskraft nicht rentabel verkaufen können, nur nach rein Marktwirtschaftlichen Gesetzten " Naturgesetzen ".
Dann mach dir schon mal Gitter vor die Fenster ! Um Deinen Wohlstand zu sichern.


Was unterstellst Du mir denn da für einen Blödsinn?

Es geht nicht um Ausgrenzung, sondern darum, dass sich in einer Marktwirtschaft ALLE Arbeitnehmer an dynamische Entwicklungen anpassen müssen.
Auch der Investmentbanker, der seinen Job verliert und plötzlich merkt, dass seine Qualifikationen kaum noch einen Marktwert haben. (Während der Dachdecker z.B. weiterhin gefragt ist.)

Natürlich gibt es ökonomische Gesetze, beispielsweise dass niemand (auch kein Staat) dauerhaft mehr ausgeben kann als er einnimmt.

Oder eben: Die Preisbildung anhand von Angebot und Nachfrage.

Solche Gesetzmäßigkeiten zu leugnen, ist kein Zeichen einer fortschrittlichen Gesinnung, sondern lediglich ignorant.

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McSilver
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Beitragvon McSilver » 13.05.2013, 22:02

Hebby hat geschrieben:Um das Beispiel aufzugreifen: Es werden Anreize gesetzt um bestimmte Berufe zu erlernen.
Das ist meiner Meinung auch so ein Knackpunkt.
Es wird Heute nur noch gelernt was auf dem Arbeitsmarkt gut zu verkaufen ist, egal wie die fähigkeiten von jemandem sind oder wofür er sich interessiert, die Folge ist das immer mehr Leute Jobs machen auf die sie eigendlich keine Bock haben ( also besonders gut werden auf ihrem Gebiet ).


Etwas beruflich machen zu wollen, wozu man keine Fähigkeiten hat, ist eine denkbar schlechte Strategie. Erfolgreich wird der Betreffende damit voraussichtlich nicht.

Es gibt nach wie vor eine Vielfalt von beruflichen Entfaltungsmöglichkeiten. Das setzt natürlich die Bereitschaft voraus, aktiv zu werden, nach neuen Möglichkeiten zu suchen und sich anzustrengen, um entsprechende Qualifikationen zu erwerben.

Hebby
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Beitragvon Hebby » 13.05.2013, 22:06

Niemand hat in einer Marktwirtschaft eine dauerhafte Garantie auf ein bestimmtes Einkommen auf Grund von Qualifikationen, die in der Vergangenheit den entsprechenden Marktwert hatten


Es geht nicht um Ausgrenzung, sondern darum, dass sich in einer Marktwirtschaft ALLE Arbeitnehmer an dynamische Entwicklungen anpassen müssen.
Auch der Investmentbanker, der seinen Job verliert und plötzlich merkt, dass seine Qualifikationen kaum noch einen Marktwert haben. (Während der Dachdecker z.B. weiterhin gefragt ist.)

Natürlich gibt es ökonomische Gesetze, beispielsweise dass niemand (auch kein Staat) dauerhaft mehr ausgeben kann als er einnimmt.

Ein Rotierendes System, was Heute gefragt war ist Morgen out, das nützt aber dem Dachdecker von Heute wenig, er wird sich kaum zum Investmentbanker mausern !
Ein Investmentbanker kann evtl. noch einen anderen Job machen ( mit Einschränkungen in seinem Lebensstandart, wobei der Dachdecker nur noch Umschulen kann wenn er dann nicht schon Ü35 ist, und ansonsten rumkrebsen wird ).

Das keiner auf Dauer mehr ausgeben kann als einnehmen is klar, dazu braucht es kein Studium.
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Hebby
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Beitragvon Hebby » 13.05.2013, 22:16

McSilver hat geschrieben:
Hebby hat geschrieben:Um das Beispiel aufzugreifen: Es werden Anreize gesetzt um bestimmte Berufe zu erlernen.
Das ist meiner Meinung auch so ein Knackpunkt.
Es wird Heute nur noch gelernt was auf dem Arbeitsmarkt gut zu verkaufen ist, egal wie die fähigkeiten von jemandem sind oder wofür er sich interessiert, die Folge ist das immer mehr Leute Jobs machen auf die sie eigendlich keine Bock haben ( also besonders gut werden auf ihrem Gebiet ).


Etwas beruflich machen zu wollen, wozu man keine Fähigkeiten hat, ist eine denkbar schlechte Strategie. Erfolgreich wird der Betreffende damit voraussichtlich nicht.

Es gibt nach wie vor eine Vielfalt von beruflichen Entfaltungsmöglichkeiten. Das setzt natürlich die Bereitschaft voraus, aktiv zu werden, nach neuen Möglichkeiten zu suchen und sich anzustrengen, um entsprechende Qualifikationen zu erwerben.


Letzter Absatz spiegelt die eigene Denkweise wieder ( Und die ist ja auch im Grunde richtig ), wird sich aber nicht in jedem Fall auf die Breite Masse übertragen lassen.
Viele Mutivationen sind unterschiedlich, so wie das soziale Umfeld unterschiedlich ist.
Das ist wie - gute Noten zu schreiben setzt die Bereitschaft voraus, viel zu lernen - und auch zu behalten -
Der letzte Satz könnte von jedem Lehrer an irgendeiner Schule stammen, die sich natürlich jeder Schüler zu Herzen nimmt !
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Drachenfliege
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Beitragvon Drachenfliege » 14.05.2013, 15:21

lifesgood hat geschrieben:
Lebst Du denn dieses Prinzip konsequent? Dann kaufst Du Deine Güter auschließlich im Fair-Trade-Laden, oder? Alles Andere wäre ja Ausbeutung Anderer zu Deinem Vorteil und das ist Dir doch höchst zuwider.

Oder zeigst Du nur gerne mit den Fingern auf Andere?

Ich weiss die Frage ist provokativ gestellt, aber viele machen im Kleinen dasselbe, was sie den Großen vorwerfen.

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Ich zeige mit einem Finger auf die Anderen 8) , aber mit Dreien auf mich!! Ich bemühe mich redlich, überhaupt so wenig wie möglich einzukaufen. Wo immer ich kann, "unterstütze" ich durch meinen Einkauf Kleinstunternehmungen (bspw. Bäcker/Imker/Kleinstbauern...).

Natürlich kann mir das nicht immer gelingen, aber zumindest kann ich mir immer und immer wieder ins Gedächtnis rufen, dass Menschen für meinen persönlichen Wohlstand in großer Armut leben - nicht nur in Afrika/Asien/Lateinamerika, sondern direkt vor meiner Haustür. Und ich denke, je mehr ich mir das vergegenwärtige und mir bewusst mache, um so präsenter wird das in meinem Hirn verankert und es wird mir immer leichter fallen, auch entsprechend meiner hehren Ideale zu handeln. Mir als kleinem Licht bleibt ja gar nichts anderes übrig, als mich mit den anderen kleinen Lichtern zu verbünden, in der festen Hoffnung, es entstehe eine kräftige Flamme.

Im Übrigen verhalte ich mich immer so, wie ich selbst behandelt werden möchte. Ich weiß, was die Kaufmannsehre ist, ein Gentlemen's Agreement gilt für mich genauso wie ein schriftlicher Vertrag. Anstand und Ehre sollen wieder einen hohen Stellenwert genießen.

Wer sich heute anständig und ehrbar verhält ist doch ein "Loser". Und ja, ich bin in jeder Hinsicht anständig und ehrbar, und nein, ich habe in der Steuererklärung noch nie beschissen, noch keinen Schokoriegel im Supermarkt geklaut und ich schleppe eher Büromaterial und -Ausstattung ins Büro als dass ich's mitnehme. Und ja, solche Dummbatze wie ich wohnen noch auf diesem Planeten; in Deutschland...
Das Geld, das man besitzt, ist das Mittel zur Freiheit, dasjenige, dem man nachjagt, das Mittel zur Knechtschaft.
Jean Jacques Rousseau

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Janus
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Beitragvon Janus » 24.07.2013, 10:50

Ich stelle die Frage in den Raum, ob wir momentan überhaupt noch eine soziale Marktwirtschaft haben. Dieses kann insbesondere am Rohstoffhandel (einschließlich EM) betrachtet werden:

Wie wir hier mehr­fach gesagt haben, ist die quan­ti­ta­tive Bedeu­tung der Finanz­märkte beim Zustan­de­kom­men der Preise an finan­zia­li­sier­ten Roh­stoff­märk­ten (also sol­chen, für die es eine Viel­zahl von Deri­va­ten gibt) ohne­hin extrem hoch. Gelingt es den Finanz­markt­ak­teu­ren auch noch, die phy­si­schen Märkte zu kon­trol­lie­ren oder wenigs­tens zu beein­flus­sen, kann von einem „Markt“ über­haupt nicht mehr die Rede sein. Man sollte dann bes­ser vom „Spiel­platz der Finanz­jon­gleure“ spre­chen. Da diese Finanz­fir­men glo­bale Kapi­tal­sam­mel­stel­len sind, ver­fü­gen sie über unglaub­lich große Sum­men und kön­nen jeden Roh­stoff­markt aus der Por­to­kasse dominieren.

Aus dem Gesag­ten ergibt sich nur eine ver­nünf­tige Schluss­fol­ge­rung: Man muss die Finanz­ak­teure voll­stän­dig von den phy­si­schen Roh­stoff­märk­ten aus­schlie­ßen. Eine Bank ist eine Bank und darf kein Roh­stoff­un­ter­neh­men sein. Neben der im übri­gen ohne­hin not­wen­di­gen Ver­min­de­rung des Ein­flus­ses des Deri­va­te­han­dels auf die phy­si­schen Märkte muss man hier ein­fach jede Ein­fluss­nahme ver­bie­ten, d.h., das Hal­ten von Antei­len an irgend­wel­chen Roh­stoff­fir­men muss Finanz­markt­ak­teu­ren voll­stän­dig unter­sagt werden.

Man sieht an die­sem Bei­spiel sehr klar, wie absurd das Spiel, das viele noch „Markt­wirt­schaft“ nen­nen, unter dem Ein­fluss omni­po­ten­ter Finanz­markt­in­sti­tu­tio­nen inzwi­schen gewor­den ist. Wenige spie­len mit fast unbe­grenz­ten Sum­men mit den vie­len und las­sen sie zah­len, so viel und so häu­fig es geht. Denn die wun­der­ba­ren Gewinne, die die Ban­ken gerade wie­der in aller Öffent­lich­keit vor­füh­ren, sind ja zum größ­ten Teil ihrem eige­nen Spiel und der Spiel­sucht vie­ler ihrer Kun­den geschul­det. Bei Roh­stof­fen bezah­len wir alle jeden Tag für diese Spiele, weil die Roh­stoff­preise über­höht sind, und tra­gen so dazu bei, dass die Mäch­ti­gen immer mäch­ti­ger wer­den – und die Poli­tik schweigt!


--> Zitiert aus:

http://www.flassbeck-economics.de/rohstoffe-im-lager-kunde-betrogen-geld-in-der-bank/

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gullaldr
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Allmende, Protestantismus, Kapitalismus

Beitragvon gullaldr » 23.11.2014, 14:07

Ich wollte, um die Übersichtlichkeit dieses Forums etwas zu fördern, keinen eigenen Thread aufmachen. Deshalb stelle ich den Link einfach mal hier ein. Vielleicht ist er von Interesse für den ein oder anderen.

Ich habe was, was du nicht hast
Wie der gewaltsame "Allmende-Raub" den Kapitalismus beflügelte - und wie wir dadurch wurden, was wir heute sind: Lohnarbeiter, die den Profit von Unternehmen mehren
http://www.heise.de/tp/artikel/43/43293/1.html

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Bumerang
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Ist der Kapitalismus gescheitert oder auf seinem Höhepunkt?

Beitragvon Bumerang » 23.07.2015, 12:00

Ist der Kapitalismus gescheitert oder auf seinem Höhepunkt?


China Just Started Nationalizing Its Stock Market

Last week we presented China's latest bazooka in its ongoing attempt to halt its plunging market (apparently threats to arrest sellers were insufficient) - China Securities Finance Corp. As a subsidiary of the China Securities Regulatory Commission, this meant that "China’s central bank is now underwriting brokerages’ margin lending businesses" and that "the PBoC is now in the business of financing leveraged stock buying."

If this sounds suspiciously like US' own plunge protection team, it is because that's precisely what it is. This is how Bloomberg presented it: "China has created what amounts to a state-run margin trader with $483 billion of firepower, its latest effort to end a stock-market rout that threatens to drag down economic growth and erode confidence in President Xi Jinping’s government.


http://www.zerohedge.com/news/2015-07-2 ... r-8-stocks

Je nachdem wie man die Welt sieht, kann man die eine oder die andere Position einnehmen. Für mich, als soziales Wesen, ist der Kapitalismus gescheitert. Warren Buffett sieht das wohl umgekehrt.

Ich habe diesen Thread mal aus dem Staub gezogen, weil ich diese Schlagzeile für unglaublich wichtig halte. Nicht aus Sicht der Finanzen, das dürfte kalter Kaffee sein. Aus ideologischer Sicht.

Aus meiner Sicht hat der Kapitalismus durch die Globalisierung die Grenzen der Welt erreicht, jedenfalls was Wachstum durch Gewinnerzielung (das Hauptmerkmal des K) angeht.

Wenn Unternehmen (Aktien) nicht mehr Gewinne erzielen, versucht man sich davon zu trennen. Logisches verhalten. Wenn der Staat, stellvertretend für die Führungseliten, versucht diesen marktwirtschaftlichen Prozess zu verhindern, kann man nur zum dem Entschluss kommen, dass der K gescheitert ist.

Und zwar sowohl im Westen, als auch im Osten, wie man sieht.

Die Kapitalisten können keine (virtuelle) Renditen von 10, 20, 30 % mehr Erwirtschaften, selbst mit der Akkumulation zusätzlicher Vermögen! Sie haben die Massen längst enteignet (wenn auch nicht für alle Sichtbar) und sind selbst mit 100% nicht zufrieden. Sie wollen mehr als 100% dabei aber nicht wahrhaben, dass das nicht geht. Sie drucken sich selbst "noch reicher", wie ein Junkie der sich anstatt Koks, Puderzucker in immer größeren Mengen durch die Nase zieht, in der Hoffnung einen neuen Kick zu erleben.

Niemand ist mehr in der Lage, Ihre überteuerten Produkte mit viel Gewinn abzukaufen. Sie haben mit Krediten bereits die Zukunft einer (?) Generation enteignet. Egal, dann muss halt die Zentralbank die "Gewinne" generieren.
smilie_40

Hierzu noch ein alter Beitrag, der noch aktueller geworden sind:


Nouriel "Dr. Doom" Roubini: "Karl Marx hatte recht" 14.08.2011

Marx hat in seiner Theorie u. a. behauptet, die inneren Widersprüche des Kapitalismus riefen immer wieder zyklische Krisen hervor, die zumindest Druck auf das Wirtschaftssystem ausübten. Roubini stellte fest, die Konzerne seien erstrebt, ihre Kosten zu minimieren und möglichst hohe Gewinne zu erzielen; dadurch bliebe immer weniger Geld in den Händen ihrer Beschäftigten zurück, was dazu führe, dass die auch weniger Geld (für von den Konzernen angebotene Güter) ausgeben könnten, wodurch sich der Rückfluss des Geldes zu den Konzernen vermindere. In der gegenwärtigen Finanzkrise hätten die Konsumenten ohnehin weniger Geld zum Kauf von Gütern zur Verfügung und müssten deshalb ihre Ausgaben verringern und möglichst noch Geld (für Notfälle) sparen; dadurch flösse noch weniger Geld zu den Konzernen zurück.


http://www.luftpost-kl.de/luftpost-arch ... 240811.pdf
Gruß

Bumerang
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Entweder man hat Kapital oder man ist Kapital


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